Orchester in Topform

27.7.2016, 17:45 Uhr
Orchester in Topform

© Foto: Markus Kohler

Streicherglanz, homogener Gesamtklang, Musizieren im Stehen (logischerweise außer den Celli) und eine musikalische Leitung in bewährter kammermusikalischer Tradition vom Konzertmeisterpult aus – Streichhölzerchef Bernd Müller hatte seine Musiker wieder einmal bestens auf den Auftritt in einer Kirche vorbereitet.

Im Mittelpunkt stand die Orchestersuite Nr. 2 h-moll BWV 1067 von Johann Sebastian Bach, ein verkapptes Flötenkonzert und zwar eines der ersten überhaupt. Die Querflöte ist hier überwiegend in das Orchester integriert, tritt dann aber auch wieder in den Dialog mit dem Orchester, eine reizvolle Aufgabe. Schon in der dreiteiligen Ouvertüre nach dem Muster langsam-schnell-langsam wartet die Querflöte mit brillanten Solostellen auf: Gundel Huschka war eine stilsichere Interpretin, die sowohl in den virtuosen wie auch in den langsamen Sätzen eine eindrucksvolle Leistung bot. Im Mittelteil des Bourées gab es ein klangschönes Duett mit der Violine von Bernd Müller, in der Polonaise, hier ein höfisch-galanter Schreittanz, ein Duett mit dem Solocello, eine musikalische Kostbarkeit. Zu einem Bravourstück für die Solistin wurde die abschließende Badinerie, technische Brillanz gepaart mit Klangschönheit.

Bernd Müller hatte die Sätze, ursprünglich höfische Gebrauchstänze, mit seinen Musikern intensiv vorbereitet: Auf das beschwingte Rondeau mit federndem Rhythmus folgte die Sarabande mit feinen, dynamischen Nuancen im nicht zu langsamen Tempo, flott erklang die tempomäßig deutlich abgesetzte Bourée, und Polonaise und Menuett wurden als für diese Zeit typische höfische Tänze musiziert. Durchaus nicht zum Einspielen, sondern als gewichtiges Werk des italienischen Barock wurde das Kammerkonzert mit dem Concerto g-moll von Antonio Vivaldi eröffnet, auch hier schwungvolles Musizieren mit tollen Läufen in den Bassinstrumenten im abschließenden Allegro.

Mozarts Divertimento B-Dur KV 137 eröffnete den zweiten Teil; das mit einem für Mozart ungewöhnlichem Andante beginnt, in dem in fließendem Tempo die großen Spannungsbögen herausgearbeitet wurden. Und als fetziges Gegenstück dann das Allegro di molto, unbeschwerter und heiterer Mozart. Zwischen Menuett und Scherzo angesiedelt der 3. Satz Allegro assai, beschwingter und tänzerischer Dreivierteltakt.

Vorwärts in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts und gleichzeitig zurück in die musikalische Vergangenheit ging es mit der abschließenden Suite „Aus Holbergs Zeit“ von Edvard Grieg, eine Hommage an den norwegisch-dänischen Dichter Ludvig Holberg (1684-1754). Es eröffnete sich naturgemäß eine neue archaische Klangwelt, die das Orchester vor allem mit enormem Klangvolumen gestaltete. Auch hier eine Folge von Tanzsätzen, auf das Präludium folgte eine langsam schreitende Sarabande mit exakten Pizzicati der Celli und des Kontrabasses, eine nur leicht beschwingte Gavotte, dann als klanglicher Höhepunkt eine Air mit sphärenhaften Klängen, geheimnisvoll mit Klangsteigerungen, im Pianissimo verklingend, und abschließend ein Rigaudon mit einem wunderschönen Duo von Solovioline und Solobratsche.

Mit aktuellem Bezug, wie Bernd Müller angesichts der schrecklichen Schlagzeilen betonte, gab es als Zugabe „Chanson de nuit – Lied der Nacht“ von Edward Elgar, eine friedliche Ruhe ausstrahlende Musik.

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