Paten sollen in Familien einspringen

15.6.2013, 22:00 Uhr
Paten sollen in Familien einspringen

© Frank Leonhardt/dpa

„Wir arbeiten mit dem niederschwelligen Projekt Familienpaten daran, ein noch familienfreundlicherer Landkreis zu werden“, sagte Landrat Matthias Dießl bei der Vorstellung des Konzeptes. Oder wie Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel es formulierte: „Durch das ehrenamtliche Engagement könnten wir vielleicht die Großfamilie wieder zurückbringen.“

Mehrere Institutionen sind an der ehrenamtlichen Einrichtung Familienpatenschaften beteiligt, die beiden wichtigsten: KoKi, die beim Landratsamt angesiedelte Koordinierende Kinderschutzstelle, die ein Netzwerk zwischen den verschiedenen Institutionen schafft, und das Familienzentrum Zirndorf, das die unterschiedlichsten Betreuungs- und Beratungsangebote vorhält.

Seit 2009, erklärte Gabi Bohrer, Geschäftsführerin des Familienzentrums, gibt es die Patenschaften für Familien beispielsweise in Nürnberg. Ein überaus erfolgreiches Angebot, wie sie ausführte, das jetzt auch im Landkreis Fürth ankommen soll. Familienpaten springen dann ein, wenn die professionellen Stellen, wie eine Erziehungsberatung oder gar ein sozialpädagogischer Erziehungsbeistand übertrieben wären, eine Familie aber Entlastung im Alltag braucht. Vorstellbar sind viele Situationen, die Familien in Schieflage bringen können: eine Mehrlingsgeburt, die Krankheit eines Kindes oder der Mutter, soziale Isolation nach einem Umzug, eine Scheidung oder einfach ein weiteres Baby.

Kennzeichen des neuen Angebots ist, dass ein „Tandem aus Haupt- und Ehrenamtlichen“ zusammenarbeitet, erklärt Gabriele Hülz von der KoKi. Die Paten, die von den Hauptamtlichen ausgewählt und geschult werden, besuchen einmal pro Woche zwei bis drei Stunden eine Familie. Ihr Einsatz soll auf ein Jahr beschränkt sein. Bei Fragen haben die Ehrenamtlichen die Profis an ihrer Seite.

Aufgabe der Paten ist Hilfe zur Selbsthilfe. Das kann bedeuten, mit den größeren Kindern auf den Spielplatz zu gehen, während die Mutter sich um das Neugeborene kümmert. Es kann aber auch heißen, gemeinsam einen Formular-Dschungel zu durchforsten, weil Anträge auf finanzielle Hilfe nötig sind. Oder einfach ein paar Kochtipps für gesunde Ernährung. Ganz wichtig, betont Hülz: Familienpaten müssen gut zuhören können und mit „Herzblut dabei sein“, wie Bohrer ergänzt. Eigenschaften wie Verschwiegenheit und Zuverlässigkeit verstehen sich von selbst.

Gabi Bohrer, Gabriele Hülz und Sonja Löffelmann, stellvertretende Vorsitzende des Familienzentrums Zirndorf, haben sich eigens für das Projekt Familienpatenschaften schulen lassen. Sie freuen sich nun auf die Ehrenamtlichen, die sich der anspruchsvollen Aufgabe stellen wollen.

Mit acht Personen soll gestartet werden. Sie müssen keine besonderen Voraussetzungen mitbringen, auch das Alter wird nicht die entscheidende Rolle spielen. „Wir werden Gespräche führen und dann entscheiden, ob wir jemanden für geeignet halten“, sagt Bohrer. Ist diese Entscheidung gefallen, schließen sich drei jeweils zweitägige Schulungen an. Sie enden mit der Übergabe eines Zertifikates, danach dürfen die Paten loslegen.

Familien, die sich Unterstützung wünschen, können selbst mit dem Familienzentrum oder der KoKi Kontakt aufnehmen. Aber auch andere Institutionen können eine Familie, natürlich nach Rücksprache mit ihr, vorschlagen.

Unterstützt wird das Projekt durch die Bundesinitiative Frühe Hilfen (Bundesfamilienministerium) mit 19000 Euro und durch den Sponsor Sparda Bank. Sie hat die Spenden ihrer Kunden anlässlich einer Weihnachtsaktion auf 13500 Euro aufgerundet.

Wer sich für die Aufgabe Familienpate interessiert, sollte am Donnerstag, 4. Juli, die Informationsveranstaltung im Familienzentrum Zirndorf (Bahnhofstraße 35) nicht versäumen. Sie beginnt um 18 Uhr. Weitere Infos im Familienzentrum (0911) 6003646 oder bei der KoKi (0911) 7493335.

 

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