Pausenbrote in Hundekackbeuteln

4.2.2017, 16:29 Uhr
Pausenbrote in Hundekackbeuteln

Als Appetizer dieses vor rund 50 Zuschauern im Babylon-Keller angerichteten Mehr-Gänge-Menüs präsentiert sich der Gastgeber selbst. Mit einem Warm-up, das wie eine Eisdusche wirkt. Karl Theodor zu Guttenberg sei der „Chuck Norris der deutschen Verteidigung“, kalauert er. Ein Oberfranke habe im Lotto gewonnen. „Ist er hier? Haut sein Geld hier auf den Kopf?“ Das war schon der Witz. Respekt für Adrians Unternehmertum, seinen Fleiß, die Risikobereitschaft. Eine schöne Idee.

Den wahren Auftakt — sagen wir: die Suppe — bringt der Kölner Lukas Wandke zu Tisch. Sympathischer Kerl, hat sich gut vorbereitet. „Ihr Kleeblättler und die Clubberer, ihr habt doch dauernd Beef. Warum eigentlich, ihr seid doch beide schlecht.“ Treffer. Und er stellt sich weiteren Fragen aus der Welt des Sports: „Warum gibt es Zweitplatzierte beim Biathlon, wo doch jeder ein Gewehr hat?“ Noch einer? „Hast Du einen Hund?“ – „Ja einen Mischling“ – „Ah, oben Hund, unten Pferd.“ Na gut. In der Zwischenmoderation lässt Adrian Barbie und Ken, die ab Werk inzwischen viel beweglicher sind als früher, miteinander vögeln. Das ist nicht wie vorgewarnt „schmutzig“, das ist Hohlwaaf, wie der Franke sagt.

Aber jetzt kommt Bewegung ins Publikum. Mascha von Rascha steht bereit, eine großgewachsene Blondine, gelbes Cappy, rote Pumps. 2002 kam sie aus Russland hierher, dort studierte sie Schauspielerei und Design. In Deutschland hat sie einige TV-Rollen ergattert und mit Dieter Hallervorden einen Kinofilm gedreht. Leider läuft der nur in Aserbaidschan.

Mascha setzt voll auf Russenwitze, und das macht sie gut. Natürlich geht es um Klischees, aber sie mixt das alles intelligent und lustig: „Wenn du bei Google ,Urlaub ohne. . .’ eingibst, erscheinen in Deutschland ,Geld’, ,Kind’ und ,Russen’ als erste drei Suchergebnisangebote. In Russland: ,ohne Visum’, ,Geld’ und – ,Russen’. Die mögen sich selber nicht!“ Auch im Verkehr sind die Sitten im Osten andere: „Ein Zebrastreifen ist bei uns kein Haltegebot. Eher eine Art Swingerclub: Alles kann, nichts muss.“ Sie trägt mit leichtem Akzent vor, doch ihr Deutsch ist so gut, dass für witzige Sprachfeinheiten Raum ist. Bald habe sie ein ganzes Programm parat, verspricht sie. Könnte was werden.

Brennende Augen

Naim Sabani aus Backnang ist hauptberuflich Friseur. Sein bester Scherz spielt mit seiner Herkunft — die Eltern kamen einst aus Jugoslawien — und unseren Vorurteilen: „Immer wenn ich Sex habe, brennen meine Augen so. Das kommt vom Pfefferspray“. Auch die Zuhörerinnen im Saal lachen Tränen.

Den Typus „Schwiegermutters Liebling“ repräsentiert Michael Mauder. Flüssige G’schichtlein, klar gesetzte Pointen, schüchternes Lächeln. Zum Knuddeln. Das Warmsaufen vor dem Discobesuch: „Man trifft sich, trinkt preiswerten Alkohol, hört gute Musik – und geht dann weiter, um das alles aufzugeben. Für nichts.“

Selten kann bei einem üppigen Menü das Dessert den Abend auf ein neues Niveau heben. Das aber gelingt im Babylon dem letzten Gast. Kein Wunder, denn Florian Simbeck ist Profi. Comedy-Fans kennen ihn als Partner von John Friedmann, mit dem er im Duo „Erkan und Stefan“ riesige Erfolge feierte. Bully Herbig führte Regie für den Kinofilm der beiden.

Sofort kann man den Unterschied zwischen „gewollt“ und „gekonnt“ heraushören. Simbeck erzählt simple Geschichten, ganz beiläufig, doch er hat das feine Gespür für Tempowechsel und Überraschungseffekte. Die Story vom Kumpel, der sich immer alles ausleiht und nie etwas zurückbringt, wird so zum Brüller. Oder die: „Wenn ihr euren Kinder echt was antun wollt, packt ihre Pausenbrote in neue Hundekackbeutel. Das gibt ’nen Auflauf auf dem Pausenhof“. Prima, was ihm zu Frauen einfällt, die „immer die totale Unordnung im Auto haben. Dutzende alte Haargummis, mit der Frisur von gestern um den Schaltknüppel gewunden.“ Alles alte Klamotten – und trotzdem erstklassig erzählt.

„Babylon Comedy“: Nächster Termin am 1. März, 20 Uhr (Nürnberger Straße 3).

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