"Pfeifndurla"-Wirt: Neuanfang mit dem alten "Kütt"

7.6.2017, 21:00 Uhr

© Giulia Iannicelli

"Von der dunkelsten in die hellste Kneipe der Stadt", witzelt Harald Walter über seinen gastronomischen Neustart. Etwas speiselastiger sei sein Konzept nun. Dass in die Dr.-Mack-Straße 53 weniger Laufkundschaft als einst in der Innenstadt kommt, kann der 55-Jährige verkraften: Die Leute steuern sein Lokal gezielt an und mit der nahen Uferstadt und deren Angestellten habe er ein neues Publikum erschließen können.

Einige Monate nach der Eröffnung zieht Walter jedenfalls schon eine positive Zwischenbilanz: "Wir haben uns hier sehr gut etabliert." Mittags hat er nur mittwochs und donnerstags geöffnet, schließlich gebe es in der Umgebung weitere Lokale und die Kantinen der Uferstadtbetriebe. "Zweimal mittags reicht", findet er deshalb. Ansonsten hat das "Kütt" außer montags und dienstags ab 17.30 Uhr, sonntags ab 12 Uhr geöffnet.

Besonders gefragt sei seine Eigenkreation, das Lochschnitzel, und an den Sonntagen die Braten. Was das Bier angeht, legte Walter bei der Suche nach einer neuen Adresse Wert auf eine brauereifreie Gaststätte. "Ein guter Biergarten lebt doch von der Vielfalt", findet er und schenkt dort vor allem Ammerndorfer und Schanzenbräu aus. Hier finden bis zu 100 Gäste Platz, im Wintergarten 40. Im Service wird er von einer Teilzeitkraft und einigen Aushilfen unterstützt, seine fränkischen Gerichte kocht Harald Walter selbst.

Seine Herkunft Baden-Württemberg kann er für hiesige Ohren zwar kaum verbergen, allerdings betont er, aus dem fränkischen Teil des Nachbarlandes bei Heilbronn gekommen zu sein. Hier heimisch zu werden, fiel ihm nicht schwer: Von Anfang an machte er das "Pfeifndurla" zu einem Ort für Kleeblattfans. Als er es vor einem Jahr zusperrte, bedankten die sich mit einem Spruchband im Ronhof: "Prost Harald – ein Dank an den Wärdd aus Färdd".

Nach Fürth zog der gelernte Kaufmann einst der Arbeit wegen und sattelte hier irgendwann auf die Gastronomie um. Trotz der Querelen um die Gustavstraße betreibt er seinen Beruf weiter – oder wieder – mit großer Freude. "Ohne Spaß an der Arbeit könnte man es bei dem Aufwand, den man betreiben muss, gleich vergessen", sagt er. Den Trend zur Regionalität greift Walter mit großer Überzeugung und Konsequenz auf. Die Speisekarte listet seine Lieferanten auf: Gemüse, Fleisch, Getränke kommen demnach allesamt aus dem Knoblauchsland oder der näheren Umgebung.

Etwa 40 000 Euro hat er investiert, vor allem in die Küchenausstattung. Dass im Tagesgeschäft alles seine Ordnung hat und der Gastronom sein Auskommen findet, darüber wacht auf einer Schwarz-Weiß-Aufnahme der Namensgeber. Etwas streng, in Uniform und mit einem Kneifer auf der Nase blickt der 1871 in Fürth geborene Georg Kütt auf das Treiben vor dem Tresen herab. Der Erhalt des Grüns hinter der elterlichen Spiegelschleiferfabrik, die heute die "Kofferfabrik" beheimatet, war ihm schon vor über 100 Jahren ein wichtiges Anliegen. Nun residiert dort ein Lokal, das nach ihm benannt ist. Harald Walter hält Kütts Andenken nicht nur mit der Fotografie aufrecht: "Unsere wechselnde Speisekarte orientiert sich möglichst an den Leibspeisen des Namenspatrons und wir geben uns Mühe, diese möglichst originalgetreu zuzubereiten", sagt er augenzwinkernd.

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