Pokal-Partie hat ein politisches Nachspiel

17.2.2010, 00:00 Uhr
Pokal-Partie hat ein politisches Nachspiel

© Wolfgang Zink

Die CSU-Landtagsabgeordnete Petra Guttenberger hat Innenminister Joachim Herrmann, der kraft seines Amtes für die bayerische Polizei verantwortlich zeichnet, in einem Schreiben darum gebeten, die Vorkommnisse «umfassend« überprüfen zu lassen. «Übermäßige polizeiliche Härte ist sicher nicht akzeptabel und hinnehmbar«, so Guttenberger.

In ihren Augen wäre es «sehr schade, wenn das positive Image der Polizei durch ungerechtfertigte Vorwürfe leiden würde«, schreibt sie an ihren Parteifreund im Ministerium. Deshalb sei es dringend erforderlich, «schnellstmöglich« zu reagieren und ein mögliches Fehlverhalten der Ordnungshüter zu ahnden.

Die Stadt Fürth begrüßt das Nachhaken der Parlamentarierin, wie OB Thomas Jung (SPD) auf Anfrage unserer Zeitung sagte. Man sehe der Antwort «mit Interesse entgegen«. Aus eigener Anschauung können weder Guttenberger noch Jung eine Einschätzung abgeben; zwar waren beide selbst in der Allianz Arena, als dort Bayern München im Pokal-Viertelfinale gegen die SpVgg antrat, doch keiner von ihnen bekam etwas von den Auseinandersetzungen mit.

«Rohe Gewalt«

Unterdessen wächst die Zahl von Zuschauern, die von angeblichen Übergriffen des so genannten Unterstützungkommandos der Polizei (USK) vor, während und nach der Partie berichten. Mitglieder des Fanclubs «Horidos 1000« räumen zwar ein, dass Fürther Anhänger nach dem witterungsbedingt verspäteten Eintreffen der Busse ungehalten auf Kontrollen im Stadion reagiert haben; dies aber rechtfertige in keiner Weise die «rohe Gewalt« und die «Provokationen« der USK-Kräfte, deren Aufgabe es ist, schwere Ausschreitungen einzudämmen.

Mehrere Fürther Besucher schildern zudem, sie seien von Polizisten gezwungen worden, Fotos oder Aufzeichnungen der Geschehnisse zu löschen. Die «Horidos« haben nun in einem Fanforum Betroffene dazu aufgerufen, dennoch vorhandene Bilddokumente zur Verfügung zu stellen und sich im Fall von Verletzungen Atteste von Ärzten zur Beweissicherung zu besorgen.

Während der Zweitliga-Begegnung gegen 1860 München am Sonntag machten die Anhänger ihrem Unmut mit Transparenten auf den Rängen Luft. Die Geschäftsleitung des Vereins, die in einer Stellungnahme vom Donnerstag eine «unangemessene Härte« der Einsatzkräfte angeprangert hatte, will sich nicht mehr zu den Vorgängen äußern, bevor das von ihr geforderte Gespräch mit Polizeiverantwortlichen stattgefunden hat.

Ein Termin dafür sei bereits für die kommende Woche vereinbart worden, teilte die Pressestelle der SpVgg den FN mit.

Übrigens ist die Sondereinheit USK nicht zum ersten Mal mit Vorwürfen dieser Art konfrontiert. Bereits Anfang Dezember 2007 soll es nach einem Regionalliga-Derby zwischen dem TSV 1860 München und den Bayern zu ähnlich drastischen Zwischenfällen gekommen sein.

Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung aus dem Oktober 2008 sagten Augenzeugen aus, USK-Beamte hätten wahllos auf Fans des TSV 1860 eingeschlagen. Betroffene erstatteten damals Anzeige, doch die Ermittlungen wurden mangels Beweisen eingestellt.