Politur des Cadolzburger Schmuckstücks dauert

13.1.2015, 06:00 Uhr
Politur des Cadolzburger Schmuckstücks dauert

© Foto: Giulia Iannicelli

Theo Nutz ist nicht zufrieden. „Der Giebel vorne sollte schon fertig sein“, sagt der Architekt und Investor, der nicht nur das Ärztehaus gestemmt und damit eine wenig ansehnliche Brache im Ortskern beseitigt hat, sondern auch das benachbarte historische Wirtshausgebäude zu einem Schmuckstück machen möchte. Doch noch steht hier das Baugerüst.

Politur des Cadolzburger Schmuckstücks dauert

© Iannicelli

Dahinter leuchten drei Farbmuster auf der Fassade, verschiedene Rot- beziehungsweise Rosé-Töne. Die haben sich nicht etwa die Denkmalschützer ausgedacht, vielmehr hat der Befund einer Restauratorin den Anstoß geliefert. In einem davon wird das Haus, das mit drei verschiedenen Fassadenelementen aufwartet – Putz, Sandstein und Fachwerk – geschlämmt und erhält so „seinen Zusammenhalt“, wie Herbert Bloß erläutert. Damit dürfte es ein Blickfang im Ortskern werden. Das Gebäude, berichtet der Cadolzburger Marktbaumeister, sei schon immer eine Gaststätte gewesen. Ein mittelalterliches Rasthaus, eine Herberge, in der Reisende auch dann noch ein Quartier fanden, wenn sie spät in der Nacht vom Pferd oder aus der Kutsche stiegen und die Tore der Stadtmauer schon geschlossen waren. „Gasthaus z. Goldenen Löwen“, die Schrift ist auf der Fassade noch deutlich zu lesen.

Große Akribie gezeigt

Im Sommer 2013 nahm Nutz das Projekt in Angriff: Der Dachstuhl wurde instandgesetzt, das Dach neu gedeckt. Auf der Seite hin zur Haffnersgartenscheune machten sich die Zimmerer daran, das teils marode Fachwerk zu erneuern. Eine Aufgabe, der die Handwerker mit großer Akribie und Fachkenntnis nachgingen. Selten habe er so kleinteilige Arbeiten gesehen, sagt Bloß anerkennend. Zuletzt wurden die Fenster eingesetzt, mit schlanken Holzprofilen in dezentem Grau.

Lob gibt es auch von höherer Stelle. Kreisbaumeister Tilmann Lohse ist regelmäßig vor Ort, etwa um zu kontrollieren, ob den Belangen des Denkmalschutzes Genüge getan wird. Schließlich weiß man nie, an welchen Bauherren man gerät. Als im Frühjahr 2014 der „Rückbau“ im Gebäudeinneren begann, bremste jedenfalls zunächst ein Baustopp die Aktivitäten, dem Denkmalschutz ging alles ein wenig zu schnell. Doch die Befürchtungen zerstreuten sich: Theo Nutz sei ein „konstruktiver Bauherr“, weiß Lohse, während der seinerseits versichert, er habe „ein offenes Ohr für die Denkmalpflege“. Alles andere als leere Worte, schließlich beauftragte Nutz nicht nur besagte Restauratorin, um das Gebäude unter die Lupe zu nehmen. Wenn die Arbeiten so weit beendet sind, dass ein Gastronom das Haus übernehmen kann, wird der Oberpfälzer 600 000 bis 700 000 Euro investiert haben – das Grundstück nicht eingerechnet.

Wer momentan durch die ehemalige Gaststätte läuft, braucht jedoch ein gehöriges Maß an Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier irgendwann wieder Gäste Kaffee trinken und Kuchen essen. Bei den Arbeiten wurde „viel Gewicht herausgeschafft“, das Gebäude sei sehr verbaut gewesen, erläutert der Cadolzburger Marktbaumeister. Unter der Holzverkleidung kamen die alten Balkendecken zum Vorschein, die nun sichtbar bleiben sollen. Anders das Fachwerk im kleinen Nebenraum rechts vom Eingang. Kerben im Holz zeigen: Die Balken waren bereits früher überputzt.

Interessante Details

Nicht mehr zu sehen sein wird nach der Sanierung auch die Sandsteinfassade an der Haffnersgartenstraße, was mancher Nachbar schon bedauert. Tilmann Lohse lenkt hier den Blick auf ein interessantes Detail. Das Mauerwerk hat keinen einheitlichen Farbton, auch die Qualität der Steine ist unterschiedlich. „Vielleicht waren es Musterstücke, die der Steinmetz zusammengetragen hat“, versucht sich der Kreisbaumeister an einer Interpretation.

Fakt ist, dass das einstige Café Bauer wieder der historischen Nutzung eines Rasthauses zugeführt werden soll: Gastronomie im Erdgeschoss, dazu sechs Zimmer für Übernachtungsgäste und ein Appartement für die Wirtsleute. Über den Winter wird im Inneren weiter gearbeitet, wobei Theo Nutz nicht alles komplett fertigstellen, sondern vielmehr beim Endausbau auch die künftigen Nutzer bei der Gestaltung mitreden lassen will.

Auch der Außenbereich, dort wo die mächtige Kastanie steht, wird aufgemöbelt. Ein Landschaftsplaner hat sich der Aufgabe angenommen, den künftigen Wirtsgarten zu gestalten. Von hier aus können die Gäste die Gaststätte dann auch durch einen neuen Eingang betreten. Wann es so weit ist, dass hier das erste Bier getrunken wird, vermag der Investor nicht zu sagen. Die Zeit dränge ihn nicht, meint Theo Nutz. „Das kann auch zwei Jahre noch so stehen.“ Wenn das Schmuckstück allerdings schon früher Gäste anzieht, dürfte auch niemand etwas dagegen haben.

Keine Kommentare