Anziehungspunkt für Jugendliche

Polizei: Probleme am Fürther Flussdreieck nehmen zu

11.8.2021, 09:30 Uhr
Polizei: Probleme am Fürther Flussdreieck nehmen zu

© Foto: Wolfgang Händel

Es war ein Besuch mit Ankündigung: "Wir können sehr gut verstehen, dass ihr feiern und Spaß haben wollt", schrieb das Polizeipräsidium Mittelfranken vor dem Wochenende auf Facebook an die junge Zielgruppe. "Jedoch hört bei uns der Spaß auf, wenn Straftaten begangen werden." Man werde daher am Freitag- und Samstagabend verstärkt Präsenz zeigen am Fürther Flussdreieck.

Am Freitag gegen 23 Uhr sieht man hier dann tatsächlich sieben, acht Polizeifahrzeuge, die sich um die Grünfläche am Mehrgenerationenspielplatz positioniert haben. Eine größere Gruppe Jugendlicher will sich davon nicht stören lassen, sie plaudern, rauchen, feiern weiter im Flutlicht, mit dem die Polizei den Grillplatz ausleuchtet. Auf den Tischtennisplatten stehen Flaschen.

Andere Grüppchen hört man aus der Dunkelheit, sie sitzen am Zusammenfluss von Rednitz und Pegnitz, am Friedhofsteg, an der Skater-Anlage, auf den Stufen des Julius-Hirsch-Sportzentrums; mehrere lassen leise Musik laufen. Das Stimmengewirr übertönt die Musik, jedes Lachen und Kreischen sowieso.

Die meisten von ihnen sind Teenager, zwischen 14 und 20 – offenbar ohne Verbindung zu den jungen Erwachsenen aus der alternativen Szene, die 2018 mit der "Aktion Protestgarten" mehr Nischen für Fürths Jugend forderten und diesen Grillplatz erkämpften. Der Aufenthalt ist, solange andere nicht gestört werden, auch nachts erlaubt.

Nach Monaten des Lockdowns hat sich das Flussdreieck zu einem beliebten Treffpunkt von Jugendlichen entwickelt. Der Drang, gemeinsam etwas zu erleben, ist groß; die Möglichkeiten sind wegen Corona noch immer überschaubar. Die Probleme allerdings nehmen zu.

Im Juli hat die Polizei zwei Mal Partys mit lauter Musik aufgelöst. Passanten zeigen sich entsetzt über den Müll und die Scherben, die oft hinterlassen werden. Zuletzt häuften sich Straftaten und Klagen über Ruhestörungen, sagt Fürths Polizeichef Bernd Wolf auf FN-Nachfrage.

Musikbox gestohlen

Just am vergangenen Freitag etwa wurde einer Gruppe von Jugendlichen eine Musikbox gestohlen. Als sie sich wehrten, schlug einer der Kontrahenten zu. Die Polizei, die ja ohnehin vor Ort war, nahm mehrere Verdächtige fest, gegen einen 16-Jährigen wird jetzt wegen "räuberischen Diebstahls" ermittelt. Wolf: "Das ist nicht Pillepalle."

Er betont: Jugendliche sollen sich hier aufhalten können, das sei auch von Stadt und Polizei gewollt. Aber es gebe Grenzen – und keinen "Freischein" für Besäufnisse, für Verschmutzung oder dafür, dass Gruppen nachts lärmend zum Flussdreieck ziehen. Die Polizei müsse eingreifen, wenn es zu Konflikten kommt. Oder wenn Minderjährige harte Alkoholika konsumieren. Einem "Negativtrend" will man vorbeugen, "in enger Abstimmung mit der Stadt".

"Wollen das sehr liberal angehen"

Mit der Aktion am Wochenende, für die der Polizeichef Unterstützung durch die Bereitschaftspolizei angefordert hatte, wollte man ein Zeichen setzen. Allerdings sagt Wolf auch: "Wir wollen das sehr liberal angehen." Deshalb habe es die Ankündigung auf Facebook gegeben.

Das Areal hat nach seinen Worten inzwischen nicht mehr nur Zulauf aus Fürth. Über soziale Medien habe sich die Botschaft verbreitet, dass man hier feiern kann. Auch die Zusammensetzung habe sich geändert. Manche, die anfangs kamen, bleiben inzwischen fern. "Wenn sich die ersten Jugendlichen nicht mehr wohlfühlen, ist es höchste Eisenbahn."

Man wolle diesen Platz weiter erhalten, sagt Wolf, aber es solle sich jeder sicher fühlen. Auch in den nächsten Wochen will die Polizei ein Auge auf das Flussdreieck haben.