Prima Premiere für Messe im Fürther Jobcenter

6.3.2018, 11:00 Uhr
Prima Premiere für Messe im Fürther Jobcenter

© Foto: Ulrich Schuster

Es ist ein heller, freundlicher Raum, in dem an dicht gedrängten Tischen Aussteller aus der Region auf Arbeitssuchende warten. Eingelassen wird nur, wer eine persönliche Einladung vorlegen kann. 500 Kandidaten aus den 6400 sogenannten erwerbsfähigen Leistungsberechtigten, die das Jobcenter Fürth derzeit betreut, haben ein solches Schreiben bekommen.

"Wir haben die Teilnehmer nach Branchen ausgewählt", berichtet Carola Pfaffinger, die seit Januar die Behörde in der Kurgartenstraße leitet. "Meist sind es gering qualifizierte, motivierte Menschen, die eine gewisse Arbeitsmarktnähe haben, zupacken und in der freien Wirtschaft bestehen können." Das heißt, wer etwa zusätzlich noch gesundheitliche oder andere Probleme hat, kam für das Angebot nicht in Frage.

"Bestenfalls steht am Ende der Messe ein Arbeitsvertrag", skizziert Carina Dorsch, Regionalleiterin bei der Ingeus GmbH in Nürnberg, die die zweitägige Veranstaltung zusammen mit dem Jobcenter ins Leben gerufen und organisiert hat. Viele Unternehmen würden interessante Kandidaten aber auch zu Zweitgesprächen und weiteren Auswahlverfahren einladen oder ihnen konkrete Stellenausschreibungen schicken.

Irma Seger erwartet beispielsweise zwei solcher Anzeigen von der Sellbytel Group. Diese habe laufend Bedarf an neuen Mitarbeitern, die sehr gut Deutsch sprechen und etwa in der telefonischen Kundenberatung, im technischen Kundendienst, der Verwaltung oder am Empfang unterkommen könnten, berichten Natalia Janzen und Stefanie Fischer von der Personalabteilung des Dienstleisters mit 600 Angestellten in Nürnberg.

Zehnjähriger übersetzte

Besonders berührt hat die beiden Personalerinnen eine Mutter, die nicht so gut Deutsch konnte und deshalb mit ihrem zirka zehnjährigen Sohn als Übersetzer gekommen war. Überhaupt haben viele der Messebesucher mit Migrationshintergrund ihre Angehörigen, Bekannten oder Freunde zum Dolmetschen mitgebracht; Ingeus stellte aber auch einen Übersetzer für Arabisch und Persisch.

"Es soll ein bisschen ein geschützter Raum sein", skizziert Regionalleiterin Dorsch. Und Pfaffinger vom Jobcenter betont: "Das sind ganz wichtige Begegnungsmöglichkeiten für unsere Kunden. Auch wenn zum Beispiel nur ein Probearbeiten vereinbart und später nicht mehr daraus wird, ist das schon ein großer Erfolg." Denn dann könnten die Mitarbeiter des Jobcenters mit ihren Klienten das Erlebte reflektieren und überlegen, was sie künftig noch besser machen können. Wer neue Bewerbungsfotos brauchte oder seine Unterlagen noch mal von einem Experten durchschauen lassen wollte, hatte auch dazu Gelegenheit.

Unsicherheit gespürt

"Unsicherheit war schon oft da", resümierte Fotografin Olga Kelsch aus Nürnberg, die bei der Börse mit der Kamera unterwegs war. "Aber ich versuche, diese Unsicherheit der Menschen zu überwinden und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie gut sind und etwas können." In Erinnerung geblieben ist der Künstlerin vor allem eine Frau, die auf der Messe ein Vorstellungsgespräch ergattert hat: "Sie hat immer wieder erzählt, wie sehr sie sich freut, dass sie jetzt die Chance hat, aus diesem Teufelskreis auszubrechen", berichtet Kelsch.

Zwei Männer mittleren Alters, die beide schon Berufserfahrung in Syrien gesammelt haben – der eine in der Wasseraufbereitung, der andere als Elektroingenieur –, sind gedämpfterer Stimmung. Mit leiser Stimme und einem Übersetzer im Schlepptau klappern sie die acht Stationen ab, an denen sich Unternehmen wie DB Zeitarbeit, Der Beck, Schmetterling Reisen und das Sicherheitsunternehmen Securitas präsentieren.

Gutes Deutsch ist das A und O

Auch bei dem schwedischen Konzern mit 21 500 Mitarbeitern in Deutschland — gut 2100 davon sind in Bayern tätig — sind gute Deutschkenntnisse das A und O. "Stellen Sie sich zum Beispiel eine Evakuierung eines Gebäudes vor oder einen Pförtner, der von einem Lkw-Fahrer die richtigen Papiere verlangen muss", erläutert Tino Meißner, der für die Region Bayern zuständige Personalleiter bei Securitas.

Mit dem Verlauf der Messe ist er rundum zufrieden: Mit einem erfolgsversprechenden Kandidaten werde bereits am kommenden Montag ein Vorstellungsgespräch direkt am geplanten Einsatzort geführt. Und noch etwas findet der Personalleiter gut: "Ich hatte nicht das Gefühl, dass hier irgendjemand gegen seinen Willen hergeschickt wurde."

Besucherin Irma Seger bestätigt diesen Eindruck: Die gebürtige Georgierin, die Politikwissenschaften studiert hat und seit 2005 in Deutschland lebt, kam gleich an beiden Tagen zur Messe, bei der sie mit ihrer Neugierde und ihren Sprachkenntnissen punkten wollte. Neben Deutsch und Georgisch spricht die junge Frau fließend Russisch, Englisch und Persisch.

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