Profilsuche im Schloss

13.6.2012, 12:00 Uhr
Profilsuche im Schloss

Als Otto Kandel am 1. November 1911 in Fürth zur Welt kommt, geben Maler wie Emil Nolde, Oskar Kokoschka oder Egon Schiele den Ton an. Während Kandel eine augenscheinlich hervorragende Ausbildung durchläuft und sein Handwerk studiert, prägen Surrealismus und Kubismus das Bild. Kurz vor seinem Tod am 7. Juli 1962 setzt bereits die Pop Art mehr als deutliche Akzente. Otto Kandel blieb davon völlig unberührt. Keine Strömung, keine aktuelle Idee, so scheint es, weckte in ihm Begeisterung, die in Nachfolge oder gar Vorausschau mündete.

Bäume und Wälder. Berge und weitläufige Landschaften. Das sind die Themen dieses Künstlers aus Fürth, der ein Leben lang auf professionellem Niveau arbeitete und dennoch weitgehend unbekannt blieb. Nahezu pedantisch mutet die Perfektion seiner Landschaftsgemälde an. Jede Baumsilhouette ist ebenso minutiös wie zart gepinselt. An seinen pittoresken Bauernhäusern lassen sich beinahe die Dachschindeln zählen. Wohlmeinende Betrachter fühlen sich an Caspar David Friedrich erinnert, entdecken Romantisches im Stil des 19. Jahrhunderts. Wäre da nicht diese merkwürdig gedämpfte Stimmungslosigkeit, die Kandels Arbeiten prägt.

Die Ausbildung des Fürthers war erstklassig. In Nürnberg studierte er bei den Professoren Werthern und Pöllmann. Ende der 30er Jahre zog er nach Florenz und bildete sich dort weiter. Vielleicht brachte Kandel aus dieser Phase seine Vorliebe fürs Kopieren großer Vorbilder mit. Davon zeugen zwei nachgemalte Porträts aus Michelangelos Sixtinischer Kapelle, die nun im Burgfarrnbacher Schloss zu sehen sind. Kandel setzte nach den Italien-Erfahrungen seine Ausbildung an der Akademie in München fort, bevor er in Nürnberg bei Hermann Gradl studierte. In der Dambacher Straße in Fürth richtete er sich anschließend sein Atelier ein.

Ein einziges Mal scheint in der aktuellen Ausstellung ein Stück Kandel’scher Persönlichkeit greifbar zu werden: Das Porträt einer jungen Frau – „Das Mädchen“ – fällt aus dem Rahmen, weil hier tatsächlich so etwas wie eine Handschrift zu erkennen ist. Äußerst präzise ist die Abbildung ebenfalls. Doch die Strenge und auffallende Abgewandtheit seines Modells erlaubt eine Deutung mit Sicherheit: Otto Kandel war keiner, der sich von seinem Pfad abbringen ließ. Den Weg, den er in jungen Jahren für sich entdeckte, verließ er ein Leben lang nicht. Sein Blick war in die Vergangenheit gewandt; auf Zukunftsweisendes ließ er sich, so scheint es, nie ein.

Für Schloss-Chef und Stadtarchivar Martin Schramm bietet diese Ausstellung die Chance, einem weitgehend unbekannten Künstler dieser Stadt zu begegnen, der zudem Fürth zahlreiche Werke vermacht hat. Nicht zuletzt hofft Schramm auf Informationen: „Wir wissen nicht viel über Otto Kandel. Wenn jemand etwas über ihn berichten kann, freuen wir uns.“

Die Ausstellung zeigt rund 30 Werke vornehmlich mit Landschaftsmotiven aus Franken, aber auch mit Impressionen aus Italien. Sie ist bis 2. August montags bis donnerstags von 10 bis 16 Uhr in Schloss Burgfarrnbach zu sehen.

 

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