Wenn’s auf dem Mini-Herd dampft

Puppenküchen im Wandel der Zeit: Die neue Sonderschau im Zirndorfer Museum

4.7.2021, 21:00 Uhr
Puppenküchen im Wandel der Zeit: Die neue Sonderschau im Zirndorfer Museum

© Foto: Sabine Rempe

Die Tür des Backofens ist auch schon weit geöffnet, das Hähnchen bereits goldbraun, der Dunstabzug scheint zu summen, Tisch und Stühle warten auf hungrige Gäste. Nichts fehlt in diesem Traum von einer Spielzeugwelt, in der nicht einfach der Alltag in Zentimetergröße wiedergegeben wird. Die Puppenküchen, die unter dem Museumsdach ihre raffinierten Details offenbaren, sind allesamt richtig schick und stets auf dem aktuellen Stand der Technik.

Pril-Blumen blühen

Da wird das hölzerne Buffet abgelöst von den ersten Einbauküchen, in den fünfziger und sechziger Jahren entfalten sich zarte Pastelltöne auf Hängeschränken und Fliesen. Später folgt ein Hang zum Rustikalen, Holzdekore dominieren die Fronten, und Pril-Blumen blühen.

Gleichzeitig bieten die Mini-Möbel alles, was die Arbeit leichter macht. Prangt etwa um 1950 noch ein kleiner Boiler über dem Waschbecken, so tauchen tatsächlich schon kurz darauf die ersten Spülmaschinen auf – gebrauchsfertig, versteht sich. Mit einer Handkurbel kann das eingefüllte Wasser zur Reinigung des Puppengeschirrs in Bewegung gesetzt werden.

Schätze aus dem Depot

Die Exponate, die die Sonderschau zeigt, stammen aus dem Depot, erklärt Museumsleiterin Christine Lorber, und sie sind eng mit Zirndorf verbunden: Vieles wurde in den vergangenen Jahrzehnten in den hier ansässigen Blechspielzeugfirmen von Martin Fuchs, Michael Seidel und Johann Georg Schopper produziert.

Verblüffend sind die Detailverliebtheit und die Vielfalt der Puppenherde. Die ältesten der Ausstellung stammen von 1900, doch es gibt auch aktuelle Modelle, die 2020 auf den Markt kamen. Eine ganze Reihe von ihnen lässt sich mit Kohle, Gas, dem Trockenbrennstoff Esbit oder Strom anheizen – mit Fingerspitzengefühl und Geduld können also tatsächlich Appetithappen gekocht werden.

Zierliche Pfannen und Töpfe

Reizvoll ist abermals die Präsentation der vielen Stücke. Christine Lorber und Mitarbeiterin Edith Habenstein haben mit liebevoll arrangiertem Zubehör ein stimmiges Ambiente dekoriert. Ein komplettes Arsenal von zierlichen Töpfen und Pfannen gehört zu den Accessoires, dazu feines Besteck – ganz edel mit Perlrand – und natürlich das passende Geschirr.

Da ist zum Beispiel das längst legendäre Melitta-Puppenservice inklusive passender Filtertüten vertreten. Nur wenige Zentimeter groß sind unter anderem auch die Frühstücksbrettchen aus Resopal, die schneidig damit werben, dass mit ihnen "die Werkstatt der Hausfrau hygienischer wird". Zu einigen Teilen hat sich glücklicherweise die Original-Verpackung erhalten. Da sieht man dann lauter beglückte Mädchen, die grandiose Torten aus der Backröhre ziehen, und Jungs mit riesiger Kochmütze, die eifrig in irgendetwas rühren.

Haustöchterchens Kochschule

Trotzdem landeten die Miniatur-Haushalte viele Jahrzehnte lang nahezu ausschließlich auf den Gabentischen der Mädchen. Erklärtes Ziel der – in der Regel kostspieligen – Geschenke war die Vorbereitung auf ein Leben als Hausfrau. Oder wie Anna Jäger 1896 in ihrem Buch "Haustöchterchens Kochschule für Spiel und Leben" schrieb: "Was dir jetzt ein heiteres Spiel ist, wird dir auch später eine liebe Thätigkeit sein, und wenn sie dir in fernen Tagen einmal zur Pflicht wird, wird sie dir lieb sein, und du wirst spielend erfüllen, was du schon im Spiel geübt."


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Umso besser, dass anno 2021 die Armada der Kleinküchen einfach nur noch Spaß macht und allenfalls der Wunsch geweckt wird, mit den Miniaturen einmal in Ruhe spielen zu dürfen. Einfach so.

Öffnungszeiten der Schau "Die Küche in Kinderhand": Museum Zirndorf (Spitalstraße 2), geöffnet dienstags bis sonntags, 11 bis 16 Uhr. Bis 9. Januar 2022. www.museum.zirndorf.de

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