Puschendorf: Roter Ochs sucht einen neuen Wirt

16.6.2017, 06:00 Uhr
Puschendorf: Roter Ochs sucht einen neuen Wirt

© Foto: Ralf Jakob

"Der neue Gastwirt im Roten Ochsen muss einfach genau zu Puschendorf passen und wir tun alles, damit er erfolgreich sein kann." Das sagt Volker Erhardt, der das Traditionsgasthaus vor zwei Jahren erworben hat und sich in dem großen Anwesen neues Leben wünscht.

Die Ursprünge des Gebäudes gehen bis auf das 15. Jahrhundert zurück. Über viele Jahrhunderte hinweg war die damalige "Tafernwirtschaft" ein wichtiger Stützpunkt auf der Handelsstraße zwischen Frankfurt und Prag. "Das Herdfeuer" für die durchreisenden Gäste "ging nur selten aus", wie es in alten Quellen formuliert ist.

Anders als einige andere Interessenten an dieser Immobilie wollte und will Erhardt das Gasthaus mit seinem davor gelagerten Biergarten unter schattigen Laubbäumen unbedingt erhalten. Ein vergleichbares Objekt direkt an einer wichtigen Ortskreuzung mit einer Bushaltestelle unmittelbar vor der Tür und vorbeiführenden Rad- und Wanderwegen ist dem Herzogenauracher in der näheren Umgebung nicht bekannt. Das hier "ist kein Biergarten im Hinterhof", sagt er, sondern hier gelte das Motto "sehen und gesehen werden".

Die Umgestaltung des ganzen Objekts habe sich in Etappen entwickelt und ständig etwas ausgedehnt. Nachdem abzusehen war, dass an einer Kernsanierung des Gebäudes kein Weg vorbeigehen würde, wurden Heizung, Strom- und Wasserleitungen sowie das Dach und die Außenfassade komplett erneuert. Die neue Heizungsanlage auf der Basis von Flüssiggas hat die alten Nachtspeicher- und Ölöfen ersetzt.

Interessenten für ein Café im Kuhstall gesucht

Im ersten und zweiten Obergeschoss sind nun acht Wohnungen und Apartments entstanden, von denen einige schon vermietet sind. Das im westlichen Teil im ehemaligen Kuhstall geplante Tagescafé mit Backwarenverkauf harrt noch auf den Innenausbau und Interessenten.

Priorität hat derzeit die Vergabe des Gasthauses an einen perfekten Betreiber. Schließlich soll das Sommergeschäft im schattigen Biergarten unbedingt noch mitgenommen werden. Im früheren Gastraum ist die alte braune Holzvertäfelung verschwunden. Die Wände strahlen nun im hellen Weiß. Die alten Sitzbänke stehen noch drin und können, so Erhardt, binnen weniger Wochen mit den Bezügen nach dem (Farb-)Wunsch des neuen Gastwirts gepolstert werden.

Vom zusätzlich geschaffenen Nebenzimmer mit Tonnengewölbe und 30 bis 35 Sitzplätzen erhofft sich Erhardt einen zusätzlichen Verdienst für den Wirt und einen besonderen Anziehungspunkt für Vereinssitzungen, Betriebs- und Familienfeiern.

Auch bei der konkreten Ausgestaltung der Küche und des Ausschanks kann der neue Pächter noch Einfluss nehmen und den "letzten Feinschliff machen", wie er sagt. Die Schanktheke ist jedenfalls so weit nach hinten versetzt, dass der zukünftige Wirt sowohl den großen Gastraum wie den Biergarten im Blick haben kann.

Das Wirtshaus ist derzeit noch "brauereifrei". Aber einige Brauereien haben schon signalisiert, dass sie gerne einsteigen und auch den künftigen Pächter unterstützen würden. Alles hängt derzeit davon ab, welcher Bewerber letztendlich den Zuschlag erhält.

Erst vor wenigen Tagen ist ein ganz aussichtsreicher Kandidat kurz vor der finalen Unterschrift wieder abgesprungen. Sogar eine große Wohnung und ein kleineres Apartment im Obergeschoss ist noch für die Wirtsfamilie reserviert.

Erhardt würde es gerne sehen, wenn der Name "Wirtshaus zum roten Ochsen" erhalten bliebe. Aber auch in dieser Frage hat der Wirt das letzte Wort. Nachdem die Hausfassade im hellen "Vanille-Ton" gestrichen wurde – ein auch ins Auge gefasstes kräftiges Rot hätte bei der Größe des Gebäudes letztlich doch zu mächtig gewirkt – gibt es auch hier keinerlei Einschränkung für das neue Brauereilogo und das Namensschild über dem neugestalteten, barrierefreien Eingang.

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