Racker’n’Roll

14.2.2017, 17:45 Uhr
Racker’n’Roll

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Schon eine halbe Stunde vor Konzertbeginn ist der Saal rappelvoll. Auf bunten Krabbel- und Kuscheldecken freut sich der vom Säugling bis zum Kindergartenkind mitsamt Eltern, Großeltern und Geschwistern auf das Konzert, dessen Vorankündigung jungen Familien die Möglichkeit verspricht, als Paar zusammen mit den Kleinsten Kultur zu genießen. Wann gibt’s das schon mal?

Das Konzept von Carolin Rottler, Eva Ohmayer und Julia Grünsteidel – alle drei haben eine klassische Musikausbildung, durchliefen die Musikschule Fürth und musizieren seit ihrem 14. Lebensjahr gemeinsam –, Kinder von klein auf an die Musik heranzuführen, scheint aufzugehen. Immer mehr Menschen strömen mit Kindern, Decken, Kuscheltieren und Wickeltaschen bepackt in den Gemeindesaal. "Ich bin begeistert", freut sich Julia Grünsteidel über den regen Zulauf.

Vielen Eltern scheint musikalische Früherziehung wichtig zu sein, weil sich Musik, wie man weiß, positiv auf die gesamte kindliche Entwicklung auswirkt. "Wir sind selbst Mütter und bedauern, dass es für Konzertbesuche mit Kleinkindern vor dem Kindergartenalter kaum Möglichkeiten gibt", wissen Carolin Rottler und Eva Ohmayer.

Diese kulturelle Lücke will das klassische Ensemble, das 2002 unter dem Namen TwinsEt den Kulturförderpreis der Stadt Fürth erhielt, mit einem 45-minütigen Konzert schließen; in diesem Rahmen dürfen die Kinder herumlaufen oder sich anderweitig bewegen.

Auf der Bühne lassen Gitarre, Marimbafon, Flöte, Saxofon, Klarinette und Percussions-Instrumente die Vielfältigkeit des Programms aus klassischer Musik und Renaissanceklängen bis zu Klezmer, Tango und Irish Folk erahnen. Die Musikerinnen bitten das Publikum, im Sinne der Kinder zwischen den Stücken nicht zu klatschen, sondern durch Winken mit den Händen oder der am Eingang an die Erwachsenen verteilten bunten Tücher kund zu tun, ob die Darbietung gefallen hat.

Neugierige Zwillinge

Familie Dinter-Bienk und ihre knapp einjährigen Zwillinge Louisa und Jonas sind gespannt, was sie erwartet. "Livemusik ist für unsere Beiden neu", weiß Mutter Isabell und verrät bei der Gelegenheit, dass Louisa zu Hause, sobald sie Musik hört, anfängt zu hopsen. Indes sitzt die Erstgeborene ist ruhig auf der Decke und peilt erst einmal die Lage, während sich ihr Bruder am liebsten sofort auf die Socken zu der Familie auf der Nachbarsdecke machen würde. "Jonas ist mehr der Typ Racker", scherzt Vater Markus, der selbst ein zweieiiger Zwilling ist.

Familie Schneider ist mit ihrer 14 Monate alten Tochter Mia und deren Bruder Lukas aus Fürth gekommen. "Ich mag meine Schwester und freu’ mich, dass ich sie hab’", sagt der noch Fünfjährige, schiebt aber nach, dass er sich genau so sehr auf die Schule freut, in die er im Herbst endlich gehen darf. Mia scheint dafür durchaus Verständnis zu haben und setzt sich dicht zu ihrem großen Bruder, der sie liebevoll umarmt und die drei Musikerinnen konzentriert beobachtet.

Die eineinhalbjährige Nora ist mit Oma und Opa aus Nürnberg angereist. Während es sich Frau Nussbaum mit ihrer Enkelin und deren Kuschelhasen auf einer weichen Decke bequem macht, erzählt er, dass Nora Musik gerne hat. "Auf dem Familienkonzert des Klassik-Open-Airs waren wir auch mit ihr, das hat ihr gefallen." Nach einem Küsschen für den Opa kuschelt sich Nora wieder an Oma und wiegt sich mit ihr im Takt eines schottischen Walzers.

Nach 45 Minuten steigt der Geräuschpegel dann doch an. Schließlich ist Mittagszeit, und sicher hat ein Kind Hunger oder will ein anderes draußen spielen. Schlussendlich wird dann auch richtig applaudiert – was das Trio der Gastgeberinnen prompt zu einer Zugabe animiert. "Wir wollen die Nestmusik auf jeden Fall wiederholen", beteuern die Musikerinnen.

Nächstes Nestmusik-Konzert: 12. März, 10.30 Uhr, Redoutensaal Erlangen, Theaterplatz 1.

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