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Rätsel-Auflösung: Brücke mit Tücke

Matthias Boll

Lokalredaktion Fürth

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11.11.2023, 16:43 Uhr
Ist noch nicht ganz fertig, scheint aber eine echt runde Sache zu werden: Hier ist noch einiges zu tun. Zum Turnen und Toben eignet sich die Baustelle aber ganz hervorragend.

© Stadtarchiv Fürth/A 1626 Ist noch nicht ganz fertig, scheint aber eine echt runde Sache zu werden: Hier ist noch einiges zu tun. Zum Turnen und Toben eignet sich die Baustelle aber ganz hervorragend.

Was sich da wie ein Schneckengewinde in die Landschaft schraubt, ist gar nicht mal teuer gewesen, Sibylle Förster uns den Nachweis geschickt. Für 623.975,10 DM – haben Sie’s passend? – entstand zwischen September 1969 und März 1971 der Eschenausteg, er verbindet die Eschenau mit Dambach. Bauherr: Rhein-Main-Donau AG. Baufirma: Polansky & Zöllner, Nürnberg.

Aber genug der Formalitäten, denn die Fürther haben das kuriose Bauwerk locker durch die Volksmundmühle gedreht, denn es heißt seit Jahr und Tag nicht Eschenausteg, sondern Schneggerlassteg oder -brückn, beides passt ja. Von der Ecke Händel-/Lortzingstraße führt er über Südwesttangente und Kanal, den es zum Zeitpunkt des Stegbaus noch nicht gab.

Und es gibt reichlich Erinnerungen. "Meine Großmutter zog 1971 nach Dambach, und ich konnte als kleiner Junge noch durch das Kanalbett am Steg laufen", schreibt Alex Bendel. Für Konrad Rösch ist der Steg blutdrucktreibend: "Im Sommer stockt mir jedes Mal der Atem, wenn ich sehe, dass besonders wagemutige Jugendliche von der Brücke ins Wasser springen, ein (lebens-)gefährliches Unterfangen! Da sollte dringend ein Warnhinweis angebracht werden."

Aber auch junge Familien hatten es zu Beginn der Bauphase nicht leicht, denn die Brücke war bereits fertig, erst dann kamen die Zugangsrampen; hier standen behelfsmäßig Treppentürme, für Kinderwagenpiloten sehr anstrengend.

Auch Autofahrern ist der Schneggerlassteg "bestens" bekannt, weil ein Pfosten in die Standspur der Südwesttangente hineinragt und seit vielen Jahren gerne von der Polizei als Sichtschutz für Geschwindigkeitsmessungen genutzt wird – Sven Kobelt weiß Bescheid.

Auch das weiß er aus Erfahrung: "Für Radfahrer ist die Brücke nicht optimal, denn auf der nordöstlichen Seite ist der Rampenkreisel aus Platzgründen sehr eingedrückt, und man kann den Schwung von der Brücke herunter nicht gut durch die enge Kurve mitnehmen, außerdem kommt man direkt danach auf die Straße und muss abbremsen. Die Südwestseite ist besser, außer man will Richtung Nürnberg am Kanal weiter, dann muss man ebenfalls stark abbremsen, um den fast 180-Grad-Knick zu schaffen."

Und der Zeitpunkt der Aufnahme? Die Betonarbeiten sind fertig, wie man sieht, die Holzverschalungen sind bereits entfernt, nur das Geländer fehlt noch. Man darf also mit Blick auf das Bauzeitfenster, siehe oben, annehmen, dass der Fotograf Ende 1970 oder Anfang 1971 vorbeischaute.

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