Rätselhafter Einbruch ins Sudhaus

27.7.2012, 09:00 Uhr
Rätselhafter Einbruch ins Sudhaus

© Winckler

Die Polizei hat FN-Informationen bestätigt, wonach sich Unbekannte bereits am 26. Juni mitten am Tag Zutritt zu dem denkmalgeschützten Jugendstilgebäude verschafft hatten. Möglicherweise waren die Täter im Besitz eines Schlüssels, zumindest ließen sich an der Eingangstür „keine Aufbruchspuren“ erkennen, so die Polizei. Anders im Gebäudeinneren: Neben rund 30 Kilogramm schweren Sichtluken der mächtigen Kupferkessel waren diverse Kupferrohre abmontiert worden. Ein großes Kupferbecken sollen die Täter aus der Wand gerissen haben. Entdeckt hat den Schaden ein Beschäftigter der privaten Sicherheitsfirma, die das 50000 Quadratmeter große Areal zwischen Schwabacher und Dambacher Straße überwacht.

Polizeisprecher Robert Sandmann zufolge müssen sich mehrere Personen am Inventar zu schaffen gemacht haben. Wer das war, sei völlig offen. Tucher-Beschäftigte aber stünden nicht unter Verdacht. Die Polizei hat den Vorfall aus ermittlungstaktischen Gründen zunächst nicht publik gemacht. Man habe damit gerechnet, so Sandmann, dass die Täter wiederkommen würden, um ihre Beute abzuholen, und wollten sie nicht warnen. Doch kamen die Täter nicht zurück.

Nun ermittelt die Polizei wegen versuchten Diebstahls, Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs. Obwohl nichts wegkam, beziffert die Polizei den Schaden auf 100000 Euro. Martin Leibhard, Geschäftsführer der zur Münchner Inselkammer-Gruppe gehörenden Immobilienfirma INKA Real Estate GmbH & Co KG Fürth, der Eigentümerin des Geländes, erklärt das damit, dass die Wiederanbringung des historischen Kupferinventars aufwendig und teuer sei. „Dazu braucht man Spezialisten.“

Wie berichtet, soll auf dem Brauereigelände der Wohnpark Rednitzaue entstehen. Leibhard rechnet heuer mit dem Beginn der Arbeiten. Das Sudhaus wolle man eines Tages gastronomisch nutzen, sagt er, für das lang gestreckte Malzhaus an der Schwabacher Straße sei an eine Mischnutzung gedacht: Gewerbe und Wohnungen bzw. Lofts. Dabei soll das denkmalgeschützte Ensemble samt Portierhäuschen „im Bestand“ bleiben, also nur verpachtet oder vermietet werden.

Viele Delikte

Auch wenn der Einbruch im Sudhaus vorerst Fragen offen lässt, sind Leibhard und Sandmann sicher, dass es verhinderte Diebe auf das Buntmetall Kupfer abgesehen hatten. Wegen der Rohstoffknappheit und entsprechend gestiegener Preise — eine Dachrinne aus Kupfer bringt Experten zufolge zurzeit über vier Euro pro Kilo — sieht sich die Polizei immer wieder mit derartigen Diebstählen konfrontiert. Erst am Wochenende verschwand eine halbe Tonne Kupferschrott von einem Firmengelände am Nürnberger Rangierbahnhof. Der Wert: 3500 Euro. Verhökert wird der „begehrte Rohstoff“ laut Leibhard etwa via Internet. Beim Fürther Metallhandel-Spezialisten Adamec sind Polizeianfragen wegen dieser Diebstähle Alltag. Drei- bis viermal im Monat wollen die Beamten wissen, ob ihn diese oder jene Person beliefert habe, sagt Thomas Adamec. Bei bis zu 150 Anlieferungen am Tag sei er daher froh, dass jeder Anbieter im Kaufvertrag unterschreibt, dass er sein Eigentum verkauft.

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