Religion als Friedensstifter

16.3.2011, 16:00 Uhr
Religion als Friedensstifter

© Ralf Rödel

Dass nach dem Massenmord an jüdischen Mitbürgern im Nationalsozialismus wieder Juden in der Bundeswehr dienen, sieht Schmidt als Zeichen der Hoffnung. Nicht nur für einen neuen Umgang der Menschen unterschiedlicher Religion hierzulande, sondern auch weltweit. Und es sei als Vertrauensbeweis nicht hoch genug zu schätzen, dass Israel eine Marineeinheit der Bundeswehr zum Sichern der Grenze zu Libanon angefordert habe. Ihr gehörten auch jüdische Soldaten an.

Wichtige Anregungen auch zum Umgang mit der größeren Gruppe muslimischer Bundeswehrangehöriger vermittelt laut Schmidt der Bund jüdischer Soldaten. Er vertritt die rund 200 Soldaten mosaischen Glaubens und knüpft an eine Organisation aus dem Ersten Weltkrieg an. 100000 jüdische Männer, ein Sechstel der Religionsgruppe, kämpften damals für ihre deutsche Heimat. 80000 davon an der Front. 12000 haben den Einsatz für das Vaterland mit dem Leben bezahlt. Das Eiserne Kreuz, das 35000 für besondere Tapferkeit bekamen, schützte sie später nicht vor den Nachstellungen der Nazis.

Dass Juden nach diesen bitteren Erfahrungen überhaupt wieder in der deutschen Armee dienen, empfindet der Staatssekretär als außerordentliches Geschenk. Feldrabbiner wie im Ersten Weltkrieg gibt es bei der Bundeswehr zwar nicht, doch übernehmen ihre Funktion bei internationalen Operationen wie in Afghanistan Rabbiner anderer Einheiten. In Masa-El-Sharif die der Amerikaner. Auch das hat für Schmidt Signalcharakter. Denn nicht alles müsse gleich per Verordnung geregelt werden, wie etwa das Tragen der Kippa in der Bundeswehr.

Auf die besonderen religiösen Erfordernisse wie Essensvorschriften, Gebetszeiten und Feiertage werde selbstverständlich Rücksicht genommen. Schon die Gefährdung bei Einsätzen in muslimischen Gebieten schweiße die unterschiedlichen Religionsgruppen zusammen, berichtet Schmidt. Wobei es für Moslems besonders problematisch werde. Ein Moslem aus der Bundeswehr sei in Afghanistan bereits gefallen.

Das militärische Eingreifen in Nordafrika hält Schmidt wegen der unabsehbaren Folgen zwar für nicht angesagt, was aber nicht bedeute, dass die Bundeswehr nicht aktiv den Weltfrieden sichern wolle. 

Aufruf zu Toleranz

Der Fürther Rabbiner Shlomo Wurmser rief dazu auf, Toleranz gerade dann zu üben, wenn es schwerfällt. Das vielbeschworene Miteinander sei in der Realität allzu oft noch ein Neben- und Gegeneinander. Dass auch in Fürth noch große Vorurteile das Lernen voneinander behindern, bedauerte Bürgermeister Markus Braun. Die Friedenskräfte der Religionen müssen nach Ansicht des evangelischen Dekans Jörg Sichelstiel viel stärker als verbindendes Element genutzt werden. Kritisch sollte man dagegen das Gewaltpotenzial der Religionen beobachten.

Spontanen Beifall erhielt der Dekan für seine Replik auf das umstrittene Islam-Urteil des neuen Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich. „Selbstverständlich gehören Muslime zu Deutschland“, sagte Sichelstiel. Es gehe schließlich um Menschen.