Respekt statt Liebe

4.3.2013, 16:00 Uhr
Respekt statt Liebe

© Seilkopf

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Fürth, Hilde Langfeld, lud zum ersten Rundgang längs der zehn Schautafeln im Eingangsbereich der Bücherei ein. Themen wie die Frauenquote werden dort kontrovers diskutiert — oder es wird der Frage nachgegangen: „Was muss ich als Chefin können?“

Und es gibt auch ganz konkrete Tipps: Unter der Überschrift „Grundregeln der Kommunikation“ wird Frauen geraten, sich ihren „Lächelreflex“ abzugewöhnen, denn das werde als Unterlegenheitsgeste gedeutet. Stattdessen sollten Frauen raumgreifend und ohne sich ins Wort fallen zu lassen in Besprechungen eigene Argumente vertreten.

„Es ist wichtiger, respektiert als geliebt zu werden“ — diesen Satz findet Langfeld besonders wichtig. Sie würde ihn gern so vielen Frauen wie nur möglich mit auf ihren beruflichen Weg geben. Die Gleichstellungsbeauftragte hatte zur Eröffnung auch Zehntklässler der benachbarten Hans-Böckler-Schule (HBS) eingeladen. Die wollten ihr kaum glauben, dass Frauen bis Mitte der 1970er Jahre die Erlaubnis ihres Ehemannes brauchten, um arbeiten zu dürfen.

Die Jugendlichen verfolgten sehr aufmerksam Berichte von Vertreterinnen aus den Bereichen Politik, Industrie und Handwerk, die ihre Erfahrungen als Frauen in der Berufswelt schilderten. So erzählte Alexandra Latteier, wie sie zu Beginn ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin der Röder Automobile GmbH & Co. KG Fürth bestaunt worden sei.

„Warum ist denn Emotionalität ein Manko in der Firma?“, fragte sie die Schüler und berichtete, wie sie jeden Morgen möglichst jeden Mitarbeiter des Unternehmens persönlich begrüßt. Dass es nicht einfach ist, den Spagat zwischen Arbeit und Familie zu bewältigen, das räumte Latteier ein. Umso wichtiger sei es, das Netz der Krippen und Kindergärten weiter auszubauen, so die 35-Jährige.

Als „weibliche Stimme im Handwerk“ erläuterte die 56-jährige Unternehmerin Helga Löw, wie fatal sich Ereignisse wie Scheidung, Trennung oder Tod des Partners für Frauen auswirken können, wenn sie sich nicht um einen anerkannten Berufsabschluss und die eigene Vorsorge kümmern. Die Chefin eines Handwerksbetriebs ist auch Vorsitzende des Vereins „Unternehmer- und Meisterfrauen im Handwerk“. In dieser Rolle bemüht sie sich um die Weiterbildungen für „mithelfende Ehefrauen“, die oft über Jahrzehnte den Betrieb ihres Mannes maßgeblich unterstützen und mittragen.

Zur Frauenquote gab es nicht nur auf den Schautafeln Pro und Kontra, sondern auch in den Beiträgen der Rednerinnen. Latteier sieht es durchaus kritisch, eine Arbeitsstelle nur aufgrund des Geschlechts zu bekommen. „Andererseits kann sich das Denken erst ändern, wenn mehr Frauen in Führungspositionen sind“, meint sie.

Diese Sichtweise unterstützt auch die Gleichstellungsbeauftragte, die stolz darauf ist, bereits eine 30-prozentige Frauenquote in Fürths Stadtverwaltung erreicht zu haben. Dass vieles schon auf den Weg gebracht ist, aber auch noch sehr viel getan werden muss, glaubt Elisabeth Reichert. Die Referentin für Soziales, Jugend und Kultur bei der Stadt Fürth hat vier Töchter erzogen und ist stets berufstätig gewesen.

„Man muss noch ganz viel in den Köpfen der Entscheider ändern“, erklärte sie den HBS-Schülerinnen und -Schülern. Nach wie vor würden viele Karrieren nicht im Betrieb, sondern in Kneipen und Bars angebahnt, „denn im Grunde wollen Männer unter sich bleiben“. Die Ausstellung will Mut machen, auch daran etwas zu ändern.

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