„Respekt vor dem Anderssein“

29.10.2010, 10:18 Uhr
„Respekt vor dem Anderssein“

© Thomas Scherer

Wie kommt der BVS Fürth zur „Erlebten Integrativen Sportschule“ ?

„Respekt vor dem Anderssein“

Mirjam Schier: Wir haben über den Behinderten- und Rehabilitationssportverband Bayern erfahren, dass es dieses Prädikat seit kurzem gibt. Intergratives Kinderturnen bieten wir ohnehin an und deshalb haben wir uns überlegt: Was haben wir und welche Kriterien müssen wir noch erfüllen? Schließlich haben wir unsere Bewerbung mit einem von mir ausgearbeiteten Konzept eingereicht.

Was fehlte denn?

Dagmar Nieberle: Unsere Gruppe war mit 24 Kindern zu groß. Wir haben jetzt zwei Gruppen mit zwölf Kindern, die jeweils von Mirjam oder mir zusammen mit einem Helfer betreut werden. Bedingung ist auch, dass ein Übungsleiter aus dem pädagogischen Bereich kommt. Diese Vorgabe erfüllen wir beide: Mirjam ist Grundschullehrerin, ich bin Lehrerin an einer Sonderschule.

Wenn Sie bereits 24 Mädchen und Jungen im integrativen Kinderturnen hatten – sind dann Ihre beiden Gruppen nicht schon voll?

Schier: Nein, obwohl wir mit Kindergärten, Tagesstätten und Schulen zusammenarbeiten, die Mund-zu-Mund-Propaganda sehr gut läuft und sich viele interessierte Eltern gemeldet haben. Unser Angebot richtet sich zwar an das Altersspektrum von drei bis 18 Jahren, dennoch wachsen von unseren Kindern schon manche aus der Gruppe heraus. Zudem sind wir mit dem Angebot von der Hallemannschule, die zurzeit renoviert wird, ins Förderzentrum nach Oberasbach gezogen. Da mussten dann auch einige abspringen, weil die Eltern das aufgrund des Weges nicht mehr schaffen.

Was bietet die Erlebte Integrative Sportschule den Kindern?

Nieberle: Bewegung und Sport in Gruppen – und das ohne Leistungsdruck. Es gibt spielerische Bewegungsangebote, aber auch konkrete Dinge wie das Deutsche Sportabzeichen. Motorisch auffällige Kinder, die in einem „normalen“ Sportverein vielleicht nicht so leicht zurechtkommen, haben hier Erfolge. Bei Bedarf bieten wir auch die Betreuung durch einen erfahrenen Sportmediziner an.

Schier: Wir wollen nicht nur Spaß an Spiel, Sport und Bewegung vermitteln, sondern auch soziale Kompetenzen. Es geht um den gegenseitigen Respekt vor dem Anderssein und um die Förderung der sozialen Integration von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung.

Ist die Gruppengröße fest auf zwölf Kinder beschränkt?

Nieberle: Als Höchstgrenze ja, die Gruppe kann aber auch kleiner sein. Wir müssen abwarten, wie viele Kinder mit und insbesondere mit welchem Handicap kommen. Es ist möglich, bei uns im Kurs zu „schnuppern“. Mittelfristig haben wir das Ziel, eine dritte Gruppe zu eröffnen.

Wie läuft denn eine Sportstunde in der Regel ab?

Schier: Wir treffen uns am Donnerstag und Freitag jeweils um 17 Uhr in der Sporthalle. Die erste Viertelstunde ist die sogenannte Komm-Phase. Die Kinder ziehen sich um und suchen sich ein Gerät aus. Danach gibt es ein gemeinsames Bewegungslied. Anschließend machen wir Übungen an Kleingeräten und auf der Bewegungsbaustelle. Am Ende singen wir noch einmal ein Lied.

Brauchen Sie spezielle Turngeräte?

Nieberle: Für Kinder, die nicht selbst laufen können, haben wir Rollbretter. Hängesitze, die man an den Ringen befestigen kann, wären ein anderes Beispiel.

Das kostet alles Geld. Wer unterstützt das Projekt?

Schier: Da sind zum einen auf Landesebene das Sozialministerium und Sternstunden e. V., auf lokaler Ebene helfen uns die Sparkasse Fürth, die Raiffeisen-Volksbank Fürth, die Fäßler GmbH und die Lebenshilfe Fürth. Die finanzielle Unterstützung fließt nicht nur in Geräte, sondern auch in Übungsleiterkurse und Fortbildungen.

Wird die Qualität des sportlichen Angebots überprüft?

Schier: Die Unterstützung läuft zunächst für zwei Jahre, danach muss auch das Prädikat erneuert werden. Wir müssen alle sechs Monate einen Sachstandsbericht abliefern, unseren Lehrplan vorstellen, Stundenprotokolle verfassen und Fortschritte der Kinder dokumentieren.

„Erlebte Integrative Sportschule“ (EISs): Informationen und Anmeldung bei Mirjam Schier, Tel.: (0911) 9732222, E-mail: 16mir@gmx.de