Roßtals Kindergemeinderat kommt ins Fernsehen

16.3.2018, 12:30 Uhr
Roßtals Kindergemeinderat kommt ins Fernsehen

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Jetzt sollte es endlich mal losgehen, aber: "Wo bleibt denn der Leopold?", fragt ein Kind ungeduldig. "Leopold ist noch auf einem Dreh mit dem ZDF", erklärt Kerstin Wolf, Leiterin des örtlichen Jugendhauses. Klar ist: Ohne den Chef kann die Sitzung des Kindermarktgemeinderats im Roßtaler Rathaus nicht beginnen. Johann Völkl, der "große Bürgermeister", wie ihn die Kinder nennen, ist dagegen schon anwesend. Mit zehnminütiger Verspätung trudelt dann auch Leopold ein. Im Schlepptau hat er ein Kamerateam des ZDF. Für die Kindernachrichtensendung "Logo" filmt es im Roßtaler Rathaus die Sitzung.

Die 14 gewählten Marktgemeinderätinnen und -räte im Grundschulalter treffen sich, um gemeinsam zu überlegen, wie sie Roßtal am besten mitgestalten können. Die Idee stammt ursprünglich vom Kreisjugendring Fürth, bei der Jugendbeauftragten von Roßtal, Martina Beer, kam sie gut an: Sie machte sich 2013 auf die Suche nach Unterstützern.

Gemeinsam mit der Grundschullehrerin Monika Lang, dem Geschäftsführer des Kreisjugendrings, Frank Reißmann, und der Leiterin des Jugendhauses, Kerstin Wolf, begann Beer — die zugleich im Marktgemeinderat der Erwachsenen sitzt — mit der Planung und Organisation.

Die erste Wahl in der Grundschule fand 2014 statt. Inzwischen kommt bereits die dritte Generation des Gremiums zusammen. Auch der letzte amtierende Kinderbürgermeister Jannis ist heute da, um seine Nachfolger zu unterstützen. Er erklärt den anderen Kindern die Regeln: Jeder muss sich melden, bevor er redet. Die Jüngeren kommen zuerst an die Reihe, danach die Älteren.

Spezialisten für Menschenrechte

Wenn man an den Sitzungen nicht teilnehmen kann, sagt man Bescheid. Die Kommunikation läuft vor allem per E-Mail und über die Lehrerin. Drei verschiedene Ausschüsse gibt es, die Mädchen und Jungen können frei wählen, wo sie tätig sein wollen. Der Menschenrechtsausschuss etwa setzt sich vor allem mit Diskriminierung auseinander. So konnte der Ausschuss in den vergangenen Jahren erreichen, dass die örtliche Grundschule zur "Schule ohne Rassismus mit Courage" gekürt wurde, ebenso die Mittelschule. Die Teilnehmer organisieren auch viele kreative Projekte. Unter anderem haben sie Stühle bemalt und als Zeichen des Zusammenhalts in ganz Roßtal aufgestellt.

Der Umweltausschuss wiederum unterstützt Roßtals Initiative, plastiktütenfrei zu werden. "Wir haben zum Beispiel eine Tütenzählung in den Supermärkten organisiert", erzählt eine ehemalige Kinder-Politikerin den TV-Leuten. Zuletzt verwendeten im Ort im Schnitt nur noch 4,3 Prozent der Kunden Plastiktüten.

Abfallvermeidung ist den Kinder-Politikern besonders wichtig: In mühevoller Arbeit haben die ehemaligen Rätinnen und Räte zwei Tage lang Motive ausgeschnitten, zusammengeklebt, anschließend gefilmt und Tonaufnahmen gemacht. Entstanden ist ein Trickfilm zum Thema. Die Aufführung sorgt für Applaus im neu gewählten Gremium. Der Streifen wird auch bald auf YouTube zu bewundern sein – und Kerstin Wolf plant, ihn beim Kinderfilmfestival einzureichen.

"Freizeitkids" ist der beliebteste Ausschuss

Der beliebteste Ausschuss nennt sich "Freizeitkids" und setzt sich für die Aspekte ein, die den Kindern meistens besonders wichtig sind: neue Geräte auf Spielplätzen oder aber eine Eisdiele in Roßtal.

Johann Völkl, der große Bürgermeister, tut sein Bestes, um die Anregungen zu verwirklichen. Er trägt ihre Ideen regelmäßig im "richtigen" Marktgemeinderat vor. Doch manchmal, sagt er, sind ihm die Hände gebunden, wie zum Beispiel bei der Frage nach einem Schwimmbad. Da bleibe ihm nur eines: "Ich spreche mit dem Kindermarktgemeinderat und erkläre, warum so etwas nicht möglich ist."

Für die Amtszeit des neuen Gremiums wurden auf einer "Zukunftswand" während des Martinimarkts schon neue Anregungen gesammelt. Bürgerinnen und Bürger, kleine und große, konnten Vorschläge anbringen. Gewünscht werden zum Beispiel eine bessere Skaterbahn, ein Fahrradweg zur Schule und ein Trempelmarkt in Roßtal. Jede Menge Arbeit also, die auf die Kindermarktgemeinderäte wartet.

Wann der Beitrag im ZDF zu sehen sein wird, ist bislang noch nicht bekannt. Die Sendung ist aber nach der Erstausstrahlung über die Mediathek abrufbar.

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