Rundum gut versorgt

30.11.2013, 19:00 Uhr
Rundum gut versorgt

© Johnston

Einer der Gründe ist die Definition des Versorgungsgebietes: Weite Teile des Landkreises und die Stadt Fürth werden gemeinsam betrachtet. Wenn also die Cadolzburger gerne einen Kinderarzt hätten, sich dort aber keiner mit Kassenzulassung niederlassen kann, liegt das daran, dass in der Stadt Fürth und in Nachbarkommunen ausreichend oder sogar überproportional viele Kinderärzte tätig sind.

Eine Rechnung, die noch komplizierter wird, da Teile des Landkreises Fürth der Stadt Nürnberg zugeschlagen werden, nämlich Stein, Roßtal und Oberasbach. Die Großstadt ist mit Medizinern überversorgt, mit der Folge, dass in den Landkreiskommunen Facharztpraxen nur schwer eine Kassenzulassung erhalten können.

In Zweifelsfällen, so Birgit Grain, Pressereferentin der KVB, werfe aber der Zulassungsausschuss darauf einen kritischen Blick. Schließlich handle es sich um kein starres Verfahren, sondern um einen dynamischen Prozess, der stetig den realen Gegebenheiten angepasst werden müsse.

Wenn ein Hausarzt auf 1671 Einwohner kommt, gilt eine Region als gut versorgt — so die Faustregel der KVB. In Bayern geht ein zusätzlicher Faktor in die Berechnung ein: die Altersstruktur. Leben in einem Gebiet überdurchschnittlich viele über 65-jährige Menschen können sie neue Möglichkeiten für Mediziner eröffnen, sich selbstständig zu machen. Nach Rechnungen der KVB wäre im Bereich Landkreis und Stadt Fürth noch Platz für eine einzige Hausarzt-Praxis, jedoch kein Bedarf an Fachärzten.

Doch sowohl in Zirndorf als auch in Cadolzburg wünschen sich die Bürger vor allem einen Augenarzt. Auch die beiden Bürgermeister Thomas Zwingel und Bernd Obst setzen sich dafür ein. In Cadolzburg war sogar ein Fachbüro mit der Suche nach einem Augen- und einem Kinderarzt betraut. Bürgermeister Obst erläutert, warum es nicht klappte: Für den Kinderarzt hätte es keine kassenärztliche Zulassung gegeben. Vorsichtig interessierte Augenärzte hätten abgewunken, als sie von der Augenarztdichte in der Stadt Fürth erfuhren. Dennoch ist Obst mit der medizinischen Versorgung in der Gemeinde zufrieden, vor allem seit es das neue Ärztehaus gibt. Dort ließen sich ein Kieferchirurg und eine Kieferorthopädin nieder, außerdem zwei Orthopäden, die kooperieren. Eine Praxis steht noch leer.

Weitgehend zufrieden ist auch Zirndorfs Bürgermeister mit der ärztlichen Versorgung, doch was fehlt ist der Augenarzt, den es früher in der Bibertstadt gab. Zwingel kann von den verschiedensten Anfragen berichten, die niederlassungswillige Ärzte stellten. Sie reichen von Zuschüssen für die Praxiseinrichtung bis zur Garantie von 80 Prozent Privatpatienten — auf so etwas könne und wolle die Stadt sich nicht einlassen, meint der Bürgermeister. „Wer sich selbstständig macht, muss auch das unternehmerische Risiko tragen“, sagt er.

Einen ganz anderen Weg geht man in Wilhermsdorf. Allgemeinmediziner Dr. Peter Girke, amtierender Bürgermeister Fritz Ruf und Wilhelm Assenbaum, Bauträger der örtlichen Senioreneinrichtung, haben einen Vertrag zur Hausarztversorgung besiegelt. Sie ist damit für zehn Jahre gesichert.

Girke und seine Praxiskollegin Dr. Magdalena Frühinsfeld bekennen sich klar zum Ort. Denn sie werden jetzt neu investieren, erklären sie: ab 2015 in einen Erweiterungsbau des 2012 eingeweihten Seniorenheims.

Bauherr Assenbaum will zu den bereits bestehenden Wohngemeinschaften am Schlossplatz ein zweites Haus mit 13 Wohnungen errichten. Girke und Frühinsfeld werden ihre Praxis dorthin verlagern und vergrößern. „Wir wollen zusätzliche Ärzte hierher holen“, sagen sie und verweisen auf die bereits jetzt bei ihnen halbtags mitarbeitende Ärztin. Natürlich ist das Ganze auch für Assenbaum attraktiv, hat er doch eine Praxis im Haus, die für Menschen mit Handikap gut zu erreichen ist.

Den Part der Gemeinde erläutert Fritz Ruf: „Wir haben einen Sicherstellungsauftrag für die ärztliche Versorgung“. Ihre alte Praxis hätten Girke und Frühinsfeld nicht erweitern können. Und trotz der hohen Investitionen hätten sie anderswo höchstens einen Fünf-Jahres-Mietvertrag unterschrieben. Deshalb verpflichtet sich die Gemeinde, für den Mietvertrag über die zweite Hälfte der zehnjährigen Laufzeit geradezustehen, sollten die Ärzte zum Beispiel aus gesundheitlichen Gründen aufhören müssen. „Die Nachfrage nach Zimmern in der neuen Seniorenwohngemeinschaft ist gut“, erklärt Wilhelm Assenbaum. Einzugstermin für Ärzte und Senioren ist der 1. Januar 2015.

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