S.T.S.: Ein Alpenrock-Star blickt ohne Reue zurück

12.8.2017, 21:00 Uhr
 S.T.S.: Ein Alpenrock-Star  blickt ohne Reue zurück

© Foto: Edgar Pfrogner

Es gab eine Zeit, da war Austropopper eine geläufige Berufsbezeichnung. Doch die 80er sind Geschichte und Gert Steinbäcker darf sich längst als Urgestein jener höchst vitalen Szene vorstellen. Ab 1979 war er für knapp vier Jahre bei der Ersten Allgemeinen Verunsicherung aktiv. 1984 glückte dann mit S.T.S. der Durchbruch dank der Singleauskopplung "Fürstenfeld". Seither gehört Steinbäcker ganz einfach dazu.

An seinem Weg gezweifelt hat der 1952 in Graz geborene Mann nie. "Es gab für mich keinen Plan B." Statt seine Matura zu machen, das österreichische Abitur, tingelte er mit verschiedenen Bands und sammelte Erfahrungen. Irgendwann landete er in Deutschland, schlug sich für eine Weile mit Gelegenheitsjob durch. "Damals hab‘ ich mir zwei Gesetze gegeben: Nie unter einer Brücke schlafen. Und nie im Gefängnis aufwachen."

Moderner Sklavenhandel

Das glückte ihm mit Jobs am Frankfurter Flughafen, in Wäschereien und als Komparse. "Damals gab es die ,Statisten-Börse‘, das hatte was von modernem Sklavenhandel. Man stand irgendwo rum, dann wurde man begutachtet und engagiert. Oder nicht." Steinbäcker kam so unter anderem zu zwei Auftritten in frühen "Derrick"-Folgen. "Eine Supersache. Für acht Stunden Arbeit hast du 70 Mark bekommen, wurde die Zeit auch nur um eine Minute überzogen, gab’s die nächsten 70 Mark."

Das gleiche Salär brachte eine Sprechrolle ein: "Da hat es gelangt, wenn du einem eine Zigarettenpackung hingehalten und ,Du auch?‘ gefragt hast." Eine feine Sache war Nebel: "Da konnte außen nicht gedreht werden. Das gab noch mal 70 Mark."

Mit 25 habe er aber zu sich selbst gesagt: "Lieber Freund, jetzt muss dir langsam irgendwas Besseres einfallen." Und wieder sei er sich sicher gewesen, dass sein Ziel die Bühne ist. Warum eigentlich? Steinbäcker überlegt: "So wie heute alle tätowiert sind, so wollten damals alle Musik machen."

2,5 Millionen Alben

Bei weitem nicht jeder wurde allerdings so erfolgreich wie Gert Steinbäcker. Mit seinen S.T.S.-Kollegen Timischl und Schiffkowitz produzierte er Kulthits wie "Großvater", "Da kummt die Sunn" oder "Irgendwann bleib i dann dort". Rund 2,5 Millionen Alben habe das Trio insgesamt im Laufe seiner Karriere verkauft, rechnete das österreichische Blatt "Kurier" aus, als die Band vor drei Jahre plötzlich ihre Auflösung verkündete.

Gert Steinbäcker ist weiterhin im Alleingang aktiv, zum Beispiel mit seinem Album "Ja eh", das 2016 auf den Markt kam. Zu der Produktion haben sich Kollegen dazu gesellt: Weltmusiker Hubert von Goisern, der Bassbariton Erwin Schrott oder die Omonoia Brass Band aus Gastouri auf Korfu. Eine Formation, für die Steinbäcker nachbarliche Gefühle hegt. Seit mehr als dreißig Jahren lebt er nämlich regelmäßig für einige Monate in Griechenland: "Inzwischen hab‘ ich ein Haus auf Korfu gekauft."

Bleibt eigentlich kaum aus, dass er für sein fünftes Solo-Album auch einen Song über das krisengeschüttelte Griechenland getextet und komponiert hat. In "Alexis" geht es um einen Mann, der nie einen Cent von irgendwelchen Finanzhilfen gesehen hat und trotz erfolgreichem Studium keinen Job bekommt: "So was liest man nicht in der Zeitung, das ist die wahre Geschichte von einem, den ich kenn‘."

Von Steinbäcker stammt aber auch die inoffizielle Hymne der Steiermark, dem österreichischen Bundesland, in dem er aufwuchs und dessen Dialekt er bis heute unverfälscht spricht. "Es ist wunderschön da, was i immer mehr seh‘", singt er in diesem Lied.

Zwischen den Welten

Wo fühlt er sich denn heute wirklich Zuhause? "Zuerst einmal bin ich Grazer", sagt der 64-Jährige. Doch auch Griechenland ist ihm nah. "Heimat ist ja vor allem der Platz, den man am besten kennt. Aber das Gefühl stellt sich auch ein, wenn man woanders zum ersten Mal zu einem Begräbnis geht. Dann fühlt man, dass man dazu gehört." Mit seinem Pendeln zwischen zwei Welten ist er mehr als zufrieden. "Mein Leben war bis hierhin fantastisch. Diese Platte jetzt machen zu können, war großartig. Ein Geschenk."

Am 15. November tritt Gert Steinbäcker in Fürth auf. Die Stadt sei ihm ein Begriff, gesehen hat er davon noch nichts: "Auf Tourneen konnte ich mich in den Städten immer etwas intensiver umschauen, wenn wir sogenannte ,Steh-Tage‘ hatten. Also Extra-Zeit zwischen zwei Auftritten." In Fürth gab’s für ihn nie Steh-Tage.

Vielleicht klappt’s ja dieses Mal.

Karten für das Konzert mit Gert Steinbäcker und Band am 17. November, 20 Uhr, in der Stadthalle Fürth, im FN-Ticket-Point (Schwabacher Straße 106, Tel. 0911 / 21 62 777).

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