Sauerteigrezept geht mit nach Panama

24.9.2010, 10:00 Uhr
Sauerteigrezept geht mit nach Panama

© Anton

Auf ihrem Bildungshof in der Kernmühle begrüßt Jutta Horneber unter anderem Max zu einem ihrer regelmäßig stattfindenden Brotbackkurse. 27 Jahre hat er bei einer Bank gearbeitet. Jetzt will er etwas anderes machen.

Zusammen mit seiner Frau wird er nach Panama auswandern. Doch bevor es nach Mittelamerika geht, rüstet sich der Schweizer für das neue Leben: Im Brotbackkurs von Jutta Horneber lernt er, zu backen wie früher: Mehl, Salz, Wasser, Sauerteig — fertig. Keine künstlichen Zutaten, kein Backtriebmittel. „Ich will auch in Panama nicht auf unser gutes europäisches Brot verzichten. Aber das ist dort sehr schwer zu finden.“

Aus der Schweiz

Selbst ist der Mann, dachte sich Max und beschloss, das Backen zu lernen. Der Backkurs in der Schweiz kam mangels Teilnehmern nicht zustande, also suchte er im Internet nach weiteren Angeboten und reiste schließlich mit seiner Frau zur Kernmühle nach Roßtal. „Das Seminar ist sehr anschaulich, und wir dürfen selbst anpacken“, freut sich der frisch gebackene Hobbybäcker. In Panama will er erst mal nur für sich backen. „Mal sehen, vielleicht lässt sich was draus machen.“

Er wäre nicht der Erste, der deutsches Brot mit Hornebers Rüstzeug zum Exportschlager machen würde. „Eine Frau absolvierte bei mir den Kurs, kurz bevor sie mit ihrem Mann in die Vereinigten Staaten auswanderte. Sie wollte dort eine kleine deutsche Bäckerei aufbauen“, erzählt die Gesundheitstrainerin für Ernährung.

Sie bäckt seit über 20 Jahren für den Eigenbedarf und die Stammkundschaft. „Ich habe mir das Backen autodidaktisch beigebracht, war aber auch bei vielen Bäuerinnen und Bäckern, die noch auf die traditionelle Art backen, um von ihnen zu lernen.“

Seit zehn Jahren gibt sie nun selbst ihr Wissen in Seminaren weiter. Das Interesse ist groß. Die Interessierten nehmen dabei weite Wege auf sich, um in der Kernmühle das Backen zu lernen.

Neben Max knetet ein Kirchenmaler im Ruhestand seinen Teig. Den Kurs hat der leidenschaftliche Hobbykoch aus Neuisenburg nahe Frankfurt von seiner Tochter zu Weihnachten bekommen. „Ich habe mich immer geärgert, dass ich den Sauerteig nicht so richtig hinbekomme“, sagt er und schaut in das Rezept für die Zwiebelbrötchen, an denen er gerade arbeitet. „Hier bekommt man eine ganz andere Vorgehensweise vermittelt als die, die man in den Kochbüchern liest.“

Selbst ohne Vorkenntnisse kann man die Grundlagen des Brotbackens an einem Tag erlernen, glaubt Jutta Horneber. Sie beginnt ihre Seminare mit etwas Theorie, gefolgt von viel Praxis. „Die Teilnehmer können alles selbst kosten und anfassen, so spüren sie zum Beispiel, welche Konsistenz der Sauerteig haben muss.“ Die Backtrainerin blickt auf die Uhr: „Zeit für den Backofen.“ Jeder Teilnehmer schiebt sein Brot eigenhändig in den Ofen. Anschließend machen sie sich dann alle gemeinsam in Teams an den Hefeteig.

„Die Kurse finden etwa alle sechs Wochen statt. Sie sind so einfach aufgebaut, dass jeder mitmachen kann.“ Dennoch langweilen sich auch erfahrene Bäcker und Hobbyköche nicht. „Viele, die schon zu Hause backen, kommen hierher, weil sie wollen, dass ihr Brot noch besser wird.“

Backen wie früher

Auch zwei „echte“ Bäckermeister absolvierten schon den Backkurs. „Sie hatten einfach Freude daran, wieder einmal so Brot zu backen, wie es früher gemacht wurde.“ Zwar gebe es noch immer Bäcker, die mit Natursauerteig arbeiten, so Horneber, „aber meistens muss die Herstellung schnell und billig sein. Deshalb werden Fertigmischungen verwendet. Der Bäcker muss nur noch Wasser dazugeben. Das spart Zeit und Geld.“

Die industrielle Fertigung in modernen Bäckereien sei mit der traditionellen Art, Brot zu backen, nicht vergleichbar. „Den Unterschied schmeckt man auf jeden Fall“, ist die Gesundheitstrainerin überzeugt. „Unser Brot hat ein tolles Aroma.“ Davon können sich die Teilnehmer am Ende selbst überzeugen. Bei der gemeinsamen Vesper kommt das frische Brot direkt auf den Tisch.

Der nächste Brotbackkurs am 30. Oktober, 10 bis 15 Uhr in der Kernmühle, ist bereits fast ausgebucht, weshalb ein zusätzliches Seminar am Samstag, 20. November, stattfindet. Weitere Informationen finden Sie unter: www.kernmuehle.de