Schlacht an der Alten Veste: Nachhilfe für den Schwedenkönig

29.7.2019, 15:54 Uhr
Schlacht an der Alten Veste: Nachhilfe für den Schwedenkönig

© Foto: Museum Zirndorf

Es war früh am Morgen, als Gustav Adolf die schwedische Armee am 3. September 1632 zum Angriff gegen Wallensteins Heer vorrücken ließ. Was als "Schlacht an der Alten Veste" in die Geschichtsbücher einging, brachte den Schweden keinen nennenswerten Erfolg. Daran war nicht nur der unablässige Regen schuld, auch strategische Fehler fielen ins Gewicht, die Gustav Adolf selbst später als "Eselei" abtat.

Warum der Schwedenkönig an der Alten Veste einen herben Prestigeverlust erlitt und seinen Ruf, unbesiegbar zu sein, einbüßte, lässt sich heute im Museum Zirndorf gut erkennen. Im Obergeschoss steht nämlich, was dem Feldherrn einst garantiert den dringend benötigten Überblick verschafft hätte: ein Modell zur Schlacht, das nun im Rahmen der Neugestaltung des Obergeschosses erneuert wurde.

Zum Plus an Informationen tragen ab jetzt zudem neue Wandtafeln bei und eine Software, die Text in Sprache umwandelt. Finanziert wurde diese Anschaffung vom Lions Club Zirndorf, der dafür einen Teil des Erlöses aus seinem Weinfest im Zimmermannspark zur Verfügung gestellt hat.

Museumsleiterin Christine Lorber freut sich: "Die neuen Tafeln ermöglichen dank der Ausstattung mit QR-Codes auch sehbehinderten Besuchern das Erfassen der Texte." Nach dem Einscannen der schwarz-weißen Codes, die mit einer entsprechenden App auf dem Smartphone kein Problem ist, liest eine freundlich klingende Computerstimme die Beiträge vor.

Bei der Präsentation der Wandtafeln zückten Ulrich Kohler, Präsident des Lions Clubs, und Zirndorfs Bürgermeister Thomas Zwingel ihre Handys und probierten die Codes gleich mal aus. Sie betonten, dass "damit das Thema Dreißigjährige Krieg im Zirndorfer Museum nun teilweise für blinde und schwer sehende Menschen barrierefrei zugänglich ist". Denn "Inklusion sei eine Herausforderung, die alle angeht".

Auf den Wandtafeln wurden darüber hinaus Themen ergänzt. So erfahren Besucher nun Wissenswertes über das Söldnerleben und das Schicksal der Bevölkerung, die unter dem Krieg hilflos zu leiden hatte.

Sämtliche Wälder abgeholzt

Es geht auch um das Leben in Wallensteins Lager, das sage und schreibe 16 Kilometer Umfang hatte und für das der Feldherr sämtliche Wälder der ganzen Umgebung abholzen ließ; es befand sich auf dem Gebiet der heutigen Städte Zirndorf, Oberasbach und Stein. Natürlich gibt es außerdem allerhand Informationen zum grausamen Schlachtgeschehen rund um die Alte Veste. Die Texte dazu basieren auf den Forschungen des im Januar verstorbenen ehemaligen Kreisheimatpflegers Helmut Mahr.

Neben diesen neuen Beschriftungen und einem aktuellen Farb- und Lichtkonzept gibt es im Obergeschoss auch neue Objekte: Dazu zählen Zinnfiguren, die Zirndorfs Alt-Bürgermeister Virgilio Röschlein gehörten und eine Ausrüstung der Soldaten im Dreißigjährigen Krieg vorführen.

Aus dem Alt-Bestand der Zirndorfer Stadtjugendkapelle kommt eine Feldtrommel. "Mit ihr wird auf das wichtige Kapitel der Militärmusik eingegangen", sagt Christine Lorber.

Ganz nebenbei kann mit der Trommel auch eine Redewendung erklärt werden, die heute noch benutzt wird: Der Ausspruch "Die Werbetrommel rühren" stammt aus dem 17. Jahrhundert und erinnert daran, dass einst auf öffentlichen Plätzen mit dem Instrument lautstark für den Kriegsdienst geworben wurde. Die Übertragung auf Kampagnen der Werbewirtschaft kam dann erst Anfang des 20. Jahrhunderts in Mode.

Christine Lorber hat bereits das nächste Projekt im Visier: die Neugestaltung der für Zirndorf bedeutenden Blechspielzeug-Abteilung im Erdgeschoss, die im kommenden Jahr in Angriff genommen werden soll.

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