Schlachtgetümmel rund ums Ritterhaus

4.3.2009, 00:00 Uhr
Schlachtgetümmel rund ums Ritterhaus

© Wraneschitz

Es ist das größte und auffälligste Gebäude am Wilhermsdorfer Marktplatz: Das Ritterhaus - 1770 als «Verwaltungsgebäude der im «Canton Altmühl» (CA) zusammengeschlossenen Reichsritterschaften fertig gestellt - war Ende 2007 wegen finanzieller Probleme in der Besitzer-Erbengemeinschaft zum Verkauf angeboten worden - und die Firma Stechert hatte zugegriffen.

Stechert-Geschäftsführer Franz Stegner kündigte damals an, das Gebäude aufwändig umbauen zu wollen - mit Hilfe einer neu zu gründenden Stiftung. Bürgermeister Harry Scheuenstuhl und Pfarrer Andreas Kleefeld stellten sich mit Stegner damals öffentlichkeitswirksam auf den Treppenaufgang. Doch seither herrscht eitel Streit über Kosten, künftige Funktion und Trägerschaft.

Standen anfangs 1,5 Millionen Euro im Raum, spricht Stegner nun von Umbaukosten um die 3,5 Millionen Euro. «200 000 Euro fünf Jahre lang» müsse die Gemeinde beisteuern, dann sei das Projekt zu stemmen, dann bliebe das Gebäude in Wilhermsdorfer Händen; ansonsten werde das Haus «in zwei, drei Wochen wieder verkauft», drohte er am vergangenen Freitag nachdrücklich.

Doch der Verantwortliche des Marktortes war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr zugegen: Der Bürgermeister hatte den Raum verlassen, als sich Stegner über Punkte ausließ, die nichts mit dem Ritterhaus zu tun haben. So erklärte der Stechert-Boss der Schützenverein Tell sei «pleite»: Das bewog sowohl Scheuenstuhl als auch Tell-Chefin Wernhilde Mann dazu, die Versammlung fluchtartig zu verlassen. Nicht ohne Stegners Aussagen laut protestierend mit «Alles Lüge!» zu kommentieren. Nachdem auch der Sanierungsplaner Professor Johannes Geisenhof nicht im Landgasthof war, wollte niemand die tatsächlichen Umbauideen und künftigen Nutzungsmöglichkeiten erläutern. Der Professor hatte im Gemeindeauftrag ein Grobkonzept für das Ritterhaus erarbeitet, auf dem die neue 3,5-Millionen-Schätzung beruht. Und als Stegner forderte, die anwesenden Bürger sollten doch nun abstimmen, ob sie den Umbau wollten, stand den meisten die Verwunderung deutlich ins Gesicht geschrieben: «Welchen denn?» fragten einige

laut.

Wenn der Besitzer wirklich wissen wolle, was die Bevölkerung wünsche, dann müsse Stegner einen Bürgerentscheid in die Wege leiten, schlug Ex-Gemeinderat Horst Lahmann vor.

Am Ende liefen alle Gäste irritiert auseinander. Die nächste Gelegenheit, nachzufragen, haben die Wilhermsdorfer am Donnerstag, 5. März, um 20 Uhr: Da ist im Sonnensaal an der Hauptstraße eine Bürgerversammlung angesetzt - der Bürgermeister hat dort Anwesenheitspflicht.

HEINZ WRANESCHITZ