Schloss als Attraktion

16.8.2016, 13:00 Uhr
Schloss als Attraktion

© Foto: Ehm

Wen beraten Sie, Frau Sesselmann?

Brigitte Sesselmann: Wenn jemand in Wilhermsdorf im Sanierungsgebiet ein Haus umbaut oder renoviert und dazu Mittel aus dem kommunalen Förderprogramm möchte, werde ich von der Gemeinde beauftragt zu prüfen, ob die Maßnahmen mit dessen Vorgaben übereinstimmen. Ich helfe dabei, das so umzusetzen, dass es klappt.

Was sind klassische Ansatzpunkte?

Sesselmann: Die Fassadensanierung allgemein oder die Dacheindeckung, gefordert sind im Ortskern Biberschwanzziegel rot. Charakteristisch für Wilhermsdorfs Hauptstraße ist die Giebelreihung, da wird also keiner ein Gebäude mit Traufe zur Straße bauen dürfen. Wichtig ist mir: Meine Beratung ersetzt keine Architektenplanung, die ich mir bei privaten Projekten oft wünschen würde. Es geht bei meiner Aufgabe rein um das gesamte Ortsbild.

Stichpunkt Städtebauförderung: Sind Sie für die Gemeinde und die Bauherren eine Art Lotsin im Dschungel der vielen Programme?

Sesselmann: Nur bedingt, denn es gibt eine Vielfalt an Programmen und Töpfen, die oft sogar miteinander konkurrieren. Da bräuchte es fast einen eigenen Manager. In der Regel schaut man, welche Probleme es gibt, und versucht dann, das passende Programm zu finden.

Warum existiert dieser Wirrwarr?

Sesselmann: Das ist der Entwicklung der Städtebauförderung seit den 1970er Jahren und den sich wandelnden Entwicklungen geschuldet. Anfangs konzentrierte sich alles auf die historischen Kerne. Irgendwann war klar, dass dies für die Ortsentwicklung nicht alleine zielführend war. Es gab und gibt Programme wie „Soziale Stadt“ oder „Stadtumbau West“, die Themen Einzelhandelsentwicklungskonzepte kamen dazu, um nur ein paar wenige zu nennen. Und nun gibt es das Isek.

Was verbirgt sich hinter dem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept?

Sesselmann: Das ist eine Gesamtschau auf eine Gemeinde, hier in Wilhermsdorf mit dem Hauptort als Schwerpunkt. Ganz wichtig dabei ist die Bürgerbeteiligung. Während die bei der Dorferneuerung schon länger üblich war, gab es sie bei der Städtebauförderung nicht so. Dabei erhält man viel mehr Informationen von den Menschen vor Ort. Unser Büro hat im Zuge des Iseks eine Stärken-Schwächen-Analyse von Wilhermsdorf gemacht. Die wurde von den Bürgern ergänzt. Die nehmen manches natürlich ganz anders wahr und haben außerdem eigene Ideen. Ich habe noch nie ein so großes Interesse an der Beteiligung erlebt, wie hier. Da ist ein gewaltiges Potenzial vorhanden.

Gibt es aus Ihrer Sicht in Wilhermsdorf einen speziellen Knackpunkt?

Sesselmann: Das Problem ist, dass in Wilhermsdorf im Innenbereich in der Vergangenheit zu wenig gemacht wurde – da gab es eine gewisse Stagnation. Der Zusammenhang zwischen der Entwicklung im Altort und den Neubaugebieten wurde zu wenig gesehen. Wenn ich aber am Ortsrand etwas mache, entwickelt sich eine Konkurrenz zum Ortskern. Die Neubürger, die südlich der Zenn wohnen, kaufen an den Rändern oder außerhalb ein und müssen nicht in den Ort. Ziel muss sein, dass sie sich mit Wilhermsdorf identifizieren.

Wie soll das gelingen?

Sesselmann: Nehmen Sie nur die beiden Bahnhöfe, sie liegen am Rand des Altortes und haben gute Entwicklungspotenziale. Die Leute stellen dort aber in der Regel nur ihre Autos ab und steigen in den Zug. Man muss Anreize schaffen, um sie ins Zentrum zu locken und vielleicht auch wieder dort zu wohnen. Man könnte beispielsweise die Fläche des verschwundenen Schlosses, das einst auf einer Insel im Weiher stand, wo heute Baumaterial lagert und Lkw stehen, mit alternativen Nutzungen neu beleben. Das heißt nicht, dass man das Schloss rekonstruiert. Es braucht ein Leitbild mit Zielen für den Ort, aber natürlich auch ganz konkrete Maßnahmen. Da gibt es bereits einen riesigen Katalog, der mit den Bürgern erarbeitet wurde.

Viele Konzepte enden in der Schublade. Was macht Sie optimistisch, dass dies in Wilhermsdorf anders sein sollte?

Sesselmann: Das ist natürlich die Sache der Politik. Aber ich habe das Gefühl, hier ziehen alle an einem Strang: Politik, Verwaltung, Bürger und Planer. Außerdem gibt es bereits konkrete Projekte. Die Gemeinde hat drei Gebäude neben dem Rathaus erworben, das läuft unter dem Arbeitstitel „Soziokulturelles Zentrum“. Dann gibt es Pläne für einen Einkaufsmarkt an der Alten Ziegelei. Wichtig wäre es auch, die Sicht von der Umgehung oder dem Zenntalradweg aus auf den Ort aufzuwerten. So bringt man Leute nach innen und das Image der Gemeinde nach vorne

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