Schnupperwochen im Handwerk

5.2.2011, 09:00 Uhr
Schnupperwochen im Handwerk

© Leberzammer

„Das späte Nachhausekommen ist schon Gewöhnungssache“, meint der 13-jährige Maurice. Und Tim (15) kommt zu dem für ihn überraschenden Schluss: „Da macht Schule mehr Spaß.“ Zwei Schulwochen lang waren sie und ihre 45 Mitschüler aus den achten Klassen der Cadolzburger Mittelschule täglich bis 15 Uhr im Nürnberger Norden, um sich an vier verschiedenen Berufsfeldern auszuprobieren — und zogen trotz der langen Nachmittage größtenteils ein positives Fazit. „Mir hat’s Spaß gemacht, auch wenn ich später wohl eher nicht ins Handwerk gehen werde“, resümierte die 13-jährige Svenja am Ende der zweiten Woche. Für Rudolf Jung vom Bildungszentrum der Handwerkskammer ist das bereits eine erfreuliche Erkenntnis: „Die Jugendlichen sollen in die Berufe hineinschnuppern. Wenn sie hinterher sagen, ‚Das ist nicht meins‘, ist das auch ein Erfolg.“

Zuerst die Potenzialanalyse

Bevor er die Achtklässler begrüßen durfte, wurden deren Stärken und Schwächen mittels einer sogenannten persönlichen Potenzialanalyse ermittelt. Sozialpädagogen und Experten des Tüv Rheinland stellten den Mädchen und Jungen Aufgaben wie etwa Modellhäuschen aus Streichhölzern und Leim zu bauen. „Dabei wurden der Umgang mit den Materialien, aber auch Belastbarkeit, Teamfähigkeit oder Sorgfalt beobachtet“, erklärt Klassleiter Ronald Ehrentraut. Zusammen mit seinem Kollegen Roland Schönfelder begleitete er die Jugendlichen täglich per Schulbus in die Nürnberger Sieboldstraße.

Dort lernten sie dann an jeweils zweieinhalb Tagen die Berufsfelder Holz, Metall, Nahrung und Sanitär in der Praxis kennen. Bei den Schreinern konnten sie sich Grundlagen im Sägen, Stemmen und Bohren aneignen, bei den Metallbauern Bleche schneiden und löten. Und damit sie abgesehen von einer Teilnahmebestätigung nicht mit leeren Händen nach Hause kamen, durften sie jeweils ein Werkstück mitnehmen: Beispielsweise einen Bilderrahmen aus Holz oder Ablagefächer aus Metall.

Eine Ausnahme bildete der Bereich Nahrung. Hier lernten die Mittelschüler zu kochen und wie man einen Tisch stilvoll eindeckt. „Das hat mir am besten gefallen“, berichtet die 14-jährige Ramona, „wir haben gekocht, gebacken und die unterschiedlichen Bestecke kennengelernt.“ Von ihrem Berufswunsch Kindergärtnerin haben sie die zwei Wochen bei der Handwerkskammer aber trotzdem nicht abgebracht. Doch wenn ihre Mitschüler hinterher mit neuem Elan in den Unterricht gehen, ist ja auch schon etwas erreicht.