Schön geduscht: Juergen Tellers Schüler stellen aus

26.7.2018, 13:15 Uhr
Schön geduscht: Juergen Tellers Schüler stellen aus

© Foto: Tim Händel

Fotografieren ist zum Akt der Massenkommunikation geworden. Wenn aber alle schöne Bilder machen, hat die Kamera als Werkzeug der Kunstproduktion dann nicht zwangsläufig ausgedient? Nein. Warum sollte das so sein? Die Konfrontation mit den Arbeiten von 22 jungen Frauen und Männern in Sabine Pillensteins Bühlers-Räumen eröffnet jetzt die Chance, komprimiert das Suchen, Erforschen und Finden neuer Ausdruckswege mitzuerleben. Allein das macht diese Schau schon überaus reizvoll.

Darüber hinaus stehen die verschiedenen Objekte freilich zunächst einmal für sich selbst. Was den Besucher der Gründerzeitvilla vor gewisse logistische Überlegungen stellt: Nähert man sich der Bilderflut am besten alphabetisch? Von Alfred bis Juergen? Lässt man sich anziehen von einzelnen Objekten? Oder folgt man der Choreografie der vorgegebenen Hängung?

Dann steht man zum Beispiel vor Michael Ullrichs "In between the Light Paintings" und hat damit kurz das schöne Gefühl, einen Art von rotem Faden in der Hand zu halten. Denn der Künstler, der Meisterschüler von Juergen Teller war und gemeinsam mit Marco Stanke im vergangenen Jahr bereits im Bühlers ausstellte, forscht hier nach dem Übergang von der Malerei zur Fotografie und findet im Vergrößern und Bearbeiten einer Aufnahme eine Art von Super-Pointillismus.

In der Mitte des gleichen Raumes öffnet Christoph Kipp mit seiner Arbeit ("Ich bin irgendwann wieder da") den Spielraum noch ein gutes Stück weiter. Das Foto, das im Zentrum seiner Installation liegt, entstand vor Jahren. Jetzt ist es mit einer wie Teer erscheinenden Masse umlegt und wird zur Botschaft. Gegenüber ist Jonas Höschl mit einer Kaltnadelradierung, gearbeitet nach einem Foto, vertreten. Gemeinsam mit Roxana Rios ist "Blinder Fleck" entstanden: Ein Stapel vakuumverpackter Zeitungen vom 28. Juni 2018 – richtig das war der Tag nach dem WM-Aus für die Deutschen. Welches Bild bleibt im kollektiven Bewusstsein, was entschwindet?

Wer sich jetzt fragt "Und wo sind hier die Fotos?", der kann zu Alfred Rohns großformatiger Farbaufnahme schauen. "Maria, hit me in the Face" nennt er sein Bild, zu sehen ist ein Mann im Fußballtrikot mit scheinbar fassungslosem Gestus. Eine sehr deutliche Illustration der platten Erkenntnis, dass eine Fotografie viel zeigen kann, ohne irgendetwas zu erklären.

Immer noch im gleichen Raum reiht sich Ju Woo ein mit einem titellosen Bild von einer Kopfhörer tragenden Putte. Eine Momentaufnahme. "Ich porträtiere mein Leben", sagt sie.

Bleibt noch die Bierdusche. Ein schöner Begriff, der es vergangenes Jahr in den Duden geschafft hat. In der Ausstellung ist Juergen Teller dreimal mit dem Gerstensaftguss vertreten. Die Porträts sind handlich, drängen sich nicht auf, setzen aber klare Zeichen. Eine Haltung, die auch als Ideal eines Lehrers durchgehen dürfe.

Frage an Teller, der in London lebt und zur Preview ins Bühlers kam: Warum hat der 54-Jährige, der in Bubenreuth aufwuchs, 2014 den Lehrauftrag eigentlich angenommen? "Im Lauf der Zeit bin ich schon öfter von anderen Hochschulen gefragt worden. Als die Nürnberger damit ankamen, war es genau richtig: Ich war nicht zu jung, nicht zu alt. Als ich anfing, gab es einen Fotografen, der mir sehr geholfen hat, daran habe ich mich auch erinnert." Ende der Achtziger brachte Nick Knight Teller in London mit der Musikszene in Kontakt. Den jungen Fotografen aus Franken, der heute international abräumt, machten damals unter anderem seine Aufnahmen von Kurt Cobain bekannt. Teller-Arbeiten sind gerade auch in zwei großen Ausstellungen in Moskau und Winterthur zu sehen.

Was er den Studierenden in seiner Klasse vermitteln will? "Es geht darum, einen Ausdruck zu finden. Viele überlegen sehr viel. Das ist wichtig, aber man muss vor allem etwas machen. Wenn dabei Fehler passieren, lernt man, macht es noch mal und richtig." Und dann wäre da noch eines: "Spaß am Leben haben, das gehört auch dazu."

Bühlers (Königswarterstraße 22), mittwochs bis freitags 11-15 Uhr und auf Anfrage, Tel. 93 27 61 60. Bis 18. September.

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