Schulreform beunruhigt die Stadelner

13.8.2010, 13:00 Uhr
Schulreform beunruhigt die Stadelner

© Hans-Joachim Winckler

Ab September wird Jäger-Reichel aller Voraussicht nach wieder eine kleine Hauptschule im Nürnberger Süden leiten. Noch ist das Bewerbungsverfahren nicht abgeschlossen, doch bis Ende August, meint Jäger-Reichel, dürfte sie Klarheit haben. Über ihre Beweggründe für den Wechsel nach elf Jahren möchte sie sich mit Verweis auf das Dienstrecht nicht äußern. Sie sagt nur: „Es lag weder am Stadelner Elternbeirat noch am Kollegium oder an den Schülern.“

142 Schüler zählt die Hans-Sachs-Schule. Sie ist damit nach der Seeackerschule (118) die zweitkleinste in Fürth. Im Mai hat der Elternbeirat mit einem Zeitungsinserat Aufsehen erregt (wir berichteten). „Freundliche Schule in angenehmer Umgebung und mit guter Ausstattung braucht Zuwachs“, hieß es da. Dahinter stand bereits die Angst, die Hans-Sachs-Schule in ihrem erst 12 Jahre alten Gebäude könnte bald das Schicksal der Pfisterschule teilen, die unter anderem mangels Nachwuchs dichtgemacht wurde.

Im kommenden September aber, das hat Bürgermeister Markus Braun schon im Mai versprochen, werde in Stadeln auf jeden Fall eine fünfte Klasse gebildet. Fakt ist: Es wird eine kleine Klasse sein. 14 Kinder habe man nun beisammen, sagt Jäger-Reichel. Eigentlich müssen es mindestens 15 sein. Ulrike Merkel, Leiterin des Staatlichen Schulamts, stellt daher klar: Ohne den Verbund mit Schickedanz- und Soldnerschule könnte eine fünfte Klasse in Stadeln gar nicht gebildet werden.

Acht Hauptschulen haben sich in Fürth zu drei Mittelschul-Verbünden zusammengetan. Unter dem Dach eines jeden Verbunds soll es nach den Vorgaben des Kultusministeriums ab September ein „umfassendes qualifiziertes Bildungsangebot“ geben. Dazu zählen: Ganztagesangebote, ein mittlerer Bildungsabschluss, drei berufsorientierende Zweige.

Merkel hat im Nord-West-Verbund einen Austausch angeregt, grob gesagt: Fünftklässler gegen Sechstklässler. Am Finkenschlag wurden daraufhin statt drei nur zwei fünfte Klassen gebildet und zwei Schüler nach Stadeln geschickt. Im Gegenzug müsste die Stadelner Schule nun aus ihren zwei (mit 15 bzw. 16 Schülern) kleinen sechsten Klassen eine große Klasse bilden und Kinder an die Schickedanzschule abtreten.

Das aber wollen die Stadelner nicht. Den Eltern sind die kleinen Klassen lieber, erklärt Jäger-Reichel. Und die stellvertretende Elternbeiratsvorsitzende Susanne Hübner ergänzt: „Wenn die Schickedanzschule von ihren 456 Schülern drei an uns abtritt, dann fällt das denen gar nicht auf. Würden wir dagegen eine ganze Klasse verlieren, wären wir bald weg vom Fenster.“

Wie Elternbeiratsvorsitzende Ingrid Zrenner fühlt sich Hübner mitten in den Ferien „ziemlich unter Druck“. Beide glauben, dass „ihre“ Schule im Verbund mit den zwei großen Nachbarn (die Soldnerschule hat 350 Schüler) eher geschwächt als gestärkt wird. Sie haben den Eindruck, dass ihnen der Leiter der Schickedanzschule, Gerhard Kastl, mindestens zwei Sechstklässler abspenstig machen möchte, weil die betreffenden Klassen dann „rechtlich“ zusammengelegt würden.

Begehrte Namensliste

Kastl entgegnet, er fände es einfacher, wenn die Hans-Sachs-Schule Klassen zusammenlegen würde. „Schließlich gewinnt man so Stunden, die allen Schülern zugutekommen.“ Doch sei es Sache der Stadelner, ob sie eine Liste mit den Namen von Vacher Schülern, die für einen Wechsel infrage kämen, abtelefonieren oder nicht. Auf diese Liste freilich, so Zrenner, habe er sie nun schon wiederholt angesprochen.

Gerhard Kastl spielt im Nord-West-Verbund eine zentrale Rolle. Als „Verbund-Koordinator“ bildet er im Rahmen seiner Vorgaben Klassen und verteilt Lehrerstunden. Er soll das im Einvernehmen mit den anderen Rektoren sowie Eltern- und Schülervertretern tun.

Sollte die Hans-Sachs-Schule in Kürze ohne Leitung sein, will Schulamtsleiterin Merkel persönlich Jäger-Reichels Platz in den Verbund-Verhandlungen einnehmen oder einen ihrer Kollegen zur Vertretung der Stadelner Interessen schicken. Merkels Standpunkt ist klar: Wenn sich Stadeln der von ihr vorgeschlagenen „Kooperation öffnen könnte, würden wir leichter Wege finden, diese Schule zu stabilisieren“. Susanne Hübner glaubt nicht recht dran. Sie hat Angst, „dass uns die Großen aufsaugen und dass damit ein Ziel der Schulreform, der Erhalt kleiner Standorte, ad absurdum geführt wird“.