"Sehr gelungen": Fürther Pechhüttn gehört zu neuem Wohnquartier

17.7.2020, 11:00 Uhr

© Hans-Joachim Winckler

Erst verschwand das eine Gerüst, dann das andere und am Schluss wichen die Baucontainer. Inzwischen haben die Fürther freie Sicht auf die sogenannte Pechhüttn und die sie einrahmenden Neubauten.

Über Architektur kann man bekanntlich immer streiten, für Karin Jungkunz ist aber klar: "Ich bin sehr glücklich über diese Lösung." Fürths Stadtheimatpflegerin meint damit nicht nur, dass das denkmalgeschützte Haus, angeblich das älteste der Südstadt, erhalten blieb und aufwändig saniert wurde. Auch das Zusammenspiel mit den neuen Gebäuden gefällt ihr ausgesprochen gut. Ihre anfängliche Skepsis aus der Rohbauphase hat sie längst abgelegt. Die Farbgebung passe sehr gut zur Umgebung, das "ganze Eck" sei ansprechend gestaltet worden. "Von mir gibt es ein dickes Lob für die Architekten."

"Sehr gelungen", lautet auch das zweite Urteil, das die Fürther Nachrichten zum Thema einholen. Christofer Hornstein, Architekt mit einem Faible für Denkmäler sowie Beirat des Fürther Altstadtvereins, freut sich vor allem darüber, dass sich viele Elemente der Neubauten im Umfeld wiederfinden. Das Mansarddach zum Beispiel, aber auch die Farbe der Brandschutzwände, die ihm zufolge den Ton der so Fürth-typischen Sandsteinfassaden aufgreift.

"Material und Farbe sprechen mit dem Denkmalbestand", sagt er. Natürlich störe der Höhenunterschied, aber daraus lasse sich immerhin "Historie ablesen": das einzeln stehende Haus von 1831 und die Blockrandbebauung späterer Jahre.

Auf dem Areal entstehen 42 Wohnungen, davon sind 36 öffentlich gefördert, was günstige Mieten garantieren soll. Nach Angaben der Firma GBI Wohnungsbau aus Erlangen, die für das Projekt verantwortlich zeichnet, sind sie für Preise von 4,70 Euro bis 5,70 Euro pro Quadratmeter zu haben.


Wohnquartier: Bessere Zeiten für die Fürther Pechhüttn


Vier Wohnungen beherbergt die denkmalgeschützte Pechhüttn, die dank eines neuen Dachs, neuer Fenster und einer sanierten Fassade wieder ein schmuckes Bild abgibt. Passé ist allerdings die Brachfläche links und rechts des Hauses. Mehrere Bäume mussten weichen, damit hier an der Bahnunterführung Schwabacher Straße zwei sechsstöckige Neubauten in die Höhe schießen konnten, die nun das kleine Haus flankieren.

Trotzdem wird es für die Bewohner, die schon zum 1. Juli eingezogen sind, einen Garten mit Spielplatz geben, außerdem eine Tiefgarage mit 21 Stellplätzen. Nach Auskunft von GBI wird es jedoch Herbst werden, bis die Außenanlagen fertig werden. Der Grund: Das Erlanger Unternehmen hatte lange Zeit Schwierigkeiten, einen Garten- und Landschaftsbauer zu finden, der sich um die Außenanlage kümmert.

Benannt wird die Wohnanlage nach Emmy Humbser (1877-1954), deren Familie einst in der Nähe ihre Brauerei hatte. Emmy Humbser war für ihr soziales Engagement bekannt, sie wurde 1955 posthum mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Der Name "Pechhüttn" rührt vermutlich von einer ehemaligen Pechfabrik her, die auf dem Gelände stand. Das zuletzt lange Zeit leer stehende Gebäude schrieb in den vergangenen Jahren mit zwei Unglücksfällen Schlagzeilen: 2016 fanden Jugendliche auf dem Dachboden einen toten Obdachlosen, der Opfer eines Gewaltverbrechens geworden war, im Sommer 2017 schlugen Flammen aus den Fenstern. Die Feuerwehr hatte den Brand aber rasch unter Kontrolle.

Der Artikel wurde am 21.7.2020 um 11.10 Uhr bearbeitet.

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