Seltener Streifzug durch den Felsenkeller Burgfarrnbach

12.9.2016, 16:00 Uhr
Seltener Streifzug durch den Felsenkeller Burgfarrnbach

© Foto: Edgar Pfrogner

Es ist kein ungefährliches Verlies, das der Höhlenbeauftragte des Landesamtes für Denkmalpflege, Bernhard Häck, für seine Präsentation untersucht hat. Ohne Helm sollte man sich da jedenfalls nicht hineinwagen. Wegen Einsturzgefahr der Luftschächte der unterirdischen Anlage ist der Waldweg über dem Felsenkeller schon einmal gesperrt worden. Nach einer Schadensanalyse wurde zwar für Fußgänger Entwarnung gegeben, die Forstfahrzeuge müssen jedoch jetzt andere Routen nehmen. Häcks Inspektion im Vorfeld der Führung lieferte eine Überraschung: Datierte man den Felsenkeller nach einer in den Stein gemeißelten Jahreszahl bislang auf 1848, geht der Experte davon aus, dass der Urkeller bereits im 17. Jahrhundert entstanden ist. Weil die im Schachbrettmuster aus dem Sandstein geschlagene Stollenanlage eine der größten Fledermauskolonien Süddeutschlands beherbergt, gilt während der Winterruhe von Oktober bis April striktes Betretungsverbot.

Der über 2000 Quadratmeter große Felsenkeller steht inzwischen unter Denkmalschutz. Um die Einsturzgefahr zu bannen, muss nach Häcks Befund vor allem die Belüftung verbessert werden. Dazu hält der Fachmann etwa eine größere Eingangstür für erforderlich.

Aus Sicherheitsgründen konnte am Sonntag nur ein Teil der Stollen besichtigt werden. Die Feuerwehr hatte dazu Halogenlampen in Stellung gebracht. Bei acht Grad wurde es Besuchern in sommerlicher Kleidung bald schon empfindlich kalt. Einige wussten jedoch aus Erfahrung, was sie erwartet. Der 81-jährige Burgfarrnbacher Hermann Strauß zum Beispiel, der als Kind zusammen mit vielen Menschen hier die letzten Kriegswochen durchlitt. In der nasskalten Höhle erkrankten viele, die im Kerzenschein auf Feldbetten campierten, um vor den Bombern sicher zu sein.

„Wir Kinder mussten Reisig sammeln, damit gekocht werden konnte, und als Gemeinschaftstoilette diente ein Donnerbalken“, erinnert sich Strauß. Vom Bombardement der Flugzeugfabrik „Waggon“ auf der Hardhöhe habe man im Felsenkeller nichts mitbekommen. Ein Zeichen, wie solide die Anlage ist. Als die Schutzsuchenden bei Kriegsende die Höhle endlich verlassen konnten, reichte ihr Zug vom Eingang bis nach Burgfarrnbach. Ein GI überwachte den Abzug mit der Maschinenpistole im Anschlag. In einiger Entfernung verteilten seine Kameraden Schokoladentäfelchen an die Ausgemergelten.

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