Seukendorf: Mini-Häuser gegen Flächenverbrauch

24.2.2020, 10:20 Uhr
Seukendorf: Mini-Häuser gegen Flächenverbrauch

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Der Grund dafür, dass Seukendorf mit der Kür des Gemeindeoberhaupts aus der Reihe tanzt, ist, dass der frühere Rathauschef Klaus Weiß (Freie Wähler) 1998 während seiner Amtszeit verstarb. Die nächste Bürgermeisterwahl findet somit erst in vier Jahren statt.

Davon unbenommen ist der Wahlkampf dennoch in vollem Gang. In der ausgehenden Legislaturperiode dominierten in der Gemeinde zwei Themen: Wohnbau und Gewerbe. CSU und SPD, aktuell mit je sechs Sitzen im Gemeinderat gleich stark vertreten, sowie Freie Wähler (vier Sitze) haben verschiedene Ideen, wie diese beiden Komplexe in den kommenden sechs Jahren angegangen werden sollten.

Fokus auf die Altersgruppe 60+

Die Bevölkerungsstruktur in Seukendorf gibt für die CSU den Ton für die Kommunalwahl an: "Mittlerweile bildet die Altersgruppe 60+ den größten Teil der Bürger in der Gemeinde" erklärt Markus Dießl, CSU-Ortsvorsitzender in Seukendorf. "Wir wollen die Situation, dass ältere Leute alleine in einem für sie zu großen Haus leben, aufbrechen."

Eine Möglichkeit sieht die CSU im Bau von so genannten Tiny Houses. Darunter versteht man Häuser mit einer Wohnfläche zwischen 15 und 45 Quadratmetern. Die geringere Wohnfläche erfordert weniger Grund.

"Damit können im ersten Schritt Baulücken im Innenort geschlossen und dann auch außerhalb ohne viel Flächenverbrauch Wohnraum geschaffen werden", meint Dießl. "Wenn zwei ältere Leute zusammen in eines dieser kleineren Häuser ziehen, wird gleichzeitig vorhandener Wohnraum im Innenort frei."

In Bezug auf die Wohnbebauung sehen die Freien Wähler dagegen das Ende noch nicht erreicht. Es sollen sowohl neue Einfamilienhäuser als auch Mietwohnungen gebaut werden, um Menschen die Möglichkeit zu bieten, ihren Lebensmittelpunkt nach Seukendorf und Hiltmannsdorf zu verlegen. "Gerade für junge Leute gibt es derzeit zu wenig Möglichkeiten, im Ort zu bleiben", findet Bürgermeister Werner Tiefel. "Darauf müssen wir den Fokus legen: Die, die hierbleiben wollen, müssen es sich leisten und Neubürger zuziehen können."

Um den Zuzug für junge Familien in vorhandene Häuser attraktiver zu machen, schwebt der SPD ein Ökokindergeld vor. "Über einen Zeitraum von fünf Jahren wollen wir pro Kind jährlich 5000 Euro für die energetische Sanierung einführen", so der Fraktionsvorsitzende Erwin Zogel. Dadurch sollen gleichzeitig Leerstände beseitigt, Baulücken im Innenort geschlossen und Neubürger in die Gemeinde gelockt werden.

Zudem plant die SPD einen weiteren Anlauf für den Aufbau eines Wärmenetzes. "Viele Gebäude, die derzeit die Wärme noch individuell beziehen, könnten durch Biomasse oder Biogas gemeinsam beheizt werden", schlägt Erwin Zogel vor.

Beim Thema Gewerbe setzen die Christsozialen auf die Ausweisung neuer Flächen. "Ein Gewerbegebiet vor der Haustür will niemand, aber es sind mehr Flächen nötig", meint der CSU-Ortsvorsitzende Dießl. "Ortsansässige Unternehmen, die derzeit keine Möglichkeit mehr haben, weiter zu wachsen, werden wir verlieren, wenn wir ihnen nicht mehr Platz bieten." Neben den Arbeitsplätzen vor Ort und der damit verbundenen Gewerbesteuer spricht für die CSU auch ein lebendiger Innenort für mehr Gewerbe.

Die Freien Wähler halten sich bei diesem Thema verschiedene Optionen offen, "um die Gemeinde gut für die Zukunft aufzustellen". Sowohl die Erweiterung des bestehenden Gewerbegebietes am Seukenbach, als auch die Ausschreibung einer neuen Fläche sind für die FW denkbar. "Wo es möglich ist, kann auch eine Nachverdichtung stattfinden", sagt der Bürgermeister. "Wir wollen nicht alles zubauen, sondern die vorhandenen Flächen sinnvoll ausnutzen." Wichtig sei dabei natürlich der Flächennutzungsplan.

Start-ups in den Ortskern

Die SPD wiederum spricht sich dafür aus, das bestehende Gewerbegebiet am Seukenbach auszubauen. "Ist in Zeiten der Digitalisierung ein reines Gewerbegebiet noch nötig?", fragt Erwin Zogel. "Stattdessen können Start-ups in freiwerdende Gebäude im Ortskern einziehen." Außerdem sollen im Innenort durch subventionierten Wohnungsbau bezahlbare Wohnungen entstehen. "Es gibt zahlreiche Fördermöglichkeiten dafür, die sollten wir auch nutzen", meint Zogel.

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