Dießl gegen Rocholl, Tiefel abgewählt

Seukendorf: Stichwahl um Rathaussessel ohne den Amtsinhaber

Harald Ehm

Fürther Nachrichten

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10.7.2022, 19:08 Uhr
Den Stimmzettel in die Urne, bitte: Die Stimmung war am Sonntagmorgen im Wahllokal in Hiltmannsdorf sichtlich entspannt. 

© Thomas Scherer, NN Den Stimmzettel in die Urne, bitte: Die Stimmung war am Sonntagmorgen im Wahllokal in Hiltmannsdorf sichtlich entspannt. 

Denn bei der Bürgermeisterwahl am 24. Juli treten nicht etwa wie 2016 Amtsinhaber Werner Tiefel (FW) und Sebastian Rocholl (SPD) gegeneinander an. Vielmehr gelang Silvia Dießl für die CSU die Sensation. Sie holte am Sonntag mit 38,17 Prozent die meisten Stimmen und misst sich nun in zwei Wochen mit Rocholl, der auf 34,93 Prozent der Stimmen kam. Amtsinhaber Werner Tiefel (Freie Wähler) schaffte den Sprung nicht, er errang nur 26,90 Prozent und ist damit abgewählt. Das besagte die Schnellmeldung um 18.52 Uhr. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,22 Prozent und damit niedriger als 2016, damals waren es knapp 67 Prozent gewesen.

Bürgermeisterwahl in Seukendorf: Das war das Ergebnis der U-18-Wahl

Wäre es nach den Kinder und Jugendlichen gegangen, Seukendorf hätte sich sogar eine Stichwahl erspart. Denn bei der vom örtlichen Jugendrat Anfang Juli organisierten U-18-Wahl gab es mit Silvia Dießl mit mehr als 58 Prozent der Stimmen eine klare Siegerin, die ihre Konkurrenten Werner Tiefel und Sebastian Rocholl auf Plätze verwies. Ein Ergebnis, das nicht nur die Gewinnerin überrascht hatte: "Da haben wir schon geschaut", sagte sie und beschrieb damit auch die Stimmung der anderen beiden Kandidaten. Und die Wirklichkeit sah nun fast so aus.

Dießl, Vorsitzende der Seukendorfer Frauenunion, brach damit den Fluch der CSU in Seukendorf. Denn sie schnitt nicht nur klar besser ab als ihre Vorgängerin Sandra Schuller 2016 mit 25,79 Prozent und Hans Amm vor zwölf Jahren (26,83). Sie hat nun die Chance, Bürgermeisterin zu werden, nachdem die Christsozialen bei den letzten beiden Urnengängen in der Stichwahl nur die Zuschauer-Rolle geblieben war.

Bei ihr daheim war am Sonntagabend Feiern angesagt: Auf dem Grill brutzelte ein "Hiltmannsdorfer Schwein". Familie, Bekannte, Nachbarn und Parteifreunde, darunter der Bundestagsabgeordnete Tobias Winkler, der Landtagsabgeordnete Hans Herold und Landrat Matthias Dießl, selbst Seukendorfer, hatten sich eingefunden. Vom Wahlergebnis zeigte sich die Siegerin "sehr überrascht" und natürlich erfreut. Für sie stand fest: "Es zeigt, dass die Seukendorfer und Seukendorferinnen den Wechsel wollen." Auf das Erreichen der Stichwahl hatte die CSU-Kandidatin natürlich gehofft, aber sowohl die Reihenfolge des Zieleinlaufs als auch der Kontrahent verwunderten. Schließlich "gibt es ja einen Amtsbonus", sagt sie mit Blick auf den lediglich auf Rang eingelaufenen Werner Tiefel.

Schon das Ergebnis des ersten Briefwahllokals, dessen Ergebnis um 18.21 Uhr auf der Gemeinde-Homepage aufschien, hatte aufhorchen lassen: Mit 41,53 Prozent (125 Stimmen) lag Dießl hier klar vor Rocholl mit 30,23 (91 Stimmen) und Tiefel mit 28,24 (85 Stimmen). Nachdem das erste Wahllokal im Gemeindehaus ausgezählt war, übernahm dann Rocholl (33,77) die Spitze vor Dießl (33,77) und Tiefel (29,37). Nach dem dritten Wahllokal, ebenfalls im Gemeindehaus, baute der SPD-Mann seinen Vorsprung auf 38,14 Prozent weiter aus, während die CSU-Kandidatin (32,73) und der Amtsinhaber von den Freien Wählern (29,13) sich scheinbar um den zweiten Platz und damit um den Sprung in die Stichwahl rangelten. Doch das Rennen war damit noch nicht gelaufen: Die Auszählung des zweiten Briefwahlbezirks katapultierte wieder Silvia Dießl nach vorne und diese Position verteidigte sie auch, als die Stimmen aus Hiltmannsdorf ausgezählt waren: Um 18.52 Uhr stand schließlich fest: Die CSU-Kandidatin hatte mit 38,17 Prozent die Nase in der Gunst der Wähler vorn, vor Rocholl (34,93). Rathauschef Tiefel blieb mit 26,90 Prozent das Nachsehen.

"Total dankbar" über den Sprung in die Stichwahl zeigte sich Sebastian Rocholl. Er habe, sagte der SPDler mit Blick auf den finalen Wahlgang, "eher damit gerechnet, das Silvia Dießl oder ich auf der Strecke bleiben". Das Aus für den Amtsinhaber hatte ihn überrascht. Schließlich seien in Seukendorf die Wählerpotentiale für die einzelnen Parteien relativ gleich verteilt und alles möglich. Letzteres gilt für ihn nun auch in zwei Wochen. Dießl und er lägen im Ergebnis nahe beieinander.

Das Wahlergebnis, sagte Werner Tiefel den FN, "hat mich leicht geschockt". Er, das räumte der FW-Mann unumwunden ein, hatte mit seinem Sprung in die Stichwahl gerechnet - gegen wen auch immer. Aber: "Das Ergebnis ist eindeutig", gestand der Bürgermeister, der noch bis 30. September amtiert, seine Niederlage ein. Gründe? Schwierig: "Vielleicht war ich zu gut", sinnierte Tiefel, er habe immer das Beste für die Gemeinde und die Verwaltung versucht. Ob es seitens der Freien Wähler eine Wahlempfehlung geben werde, das wolle er noch "mit meinen Leuten besprechen".

Am 24. Juli geht die Bürgermeisterwahl in Seukendorf in die zweite Runde. Dann entscheidet sich, ob Sivlia Dießl oder Sebastian Rocholl im Herbst den Posten übernimmt.

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