So gehen Bauherren gegen Bodenbrüter vor

14.4.2018, 16:00 Uhr
So gehen Bauherren gegen Bodenbrüter vor

© Anestis Aslanidis

otweiße Flatterbänder am Rand der Höfener Spange bei der Hotel-Pyramide zeugen seit Wochen von einem dort bevorstehenden Bauvorhaben. Die merkwürdige Grünstreifen-Dekoration soll unter Naturschutz stehende Bodenbrüter davon abhalten, in diesem Bereich in diesen Tagen ihre Nester anzulegen. Denn sind die erst einmal vorhanden, darf kein Bagger mehr in Aktion treten. Die Zwangspause würde so lange andauern, bis der Nachwuchs flügge ist.

Zu lange jedenfalls für die Nürnberger, die noch im Mai an der Höfener Spange mit dem Bau einer Lärmschutzwand beginnen wollen. Wie die Pressesprecherin des Servicebetriebs Öffentlicher Raum, Ulrike Goeken-Haidl, auf Anfrage der FN erläutert, soll die Wand auf dem Feld dahinter vorgesehene Gewerbeansiedlungen abschirmen. Drei Monate Bauzeit sind für die Mauer geplant.

Skandal vor Jahren

Nicht weit von diesem Areal entfernt hat der Kiebitz vor sechs Jahren für Schlagzeilen gesorgt. Im Gewerbepark Süd auf der anderen Kanalseite wurden damals Planierungsarbeiten für ein neues Fußballstadion gestoppt, nachdem der Bodenbrüter im Baustellenbereich gesichtet worden war. Die Stadt erwarb das Areal später und sorgte bei Stadeln am Bucher Landgraben für sogenannte ökologische Ausgleichsflächen.

Der Kiebitz.

Der Kiebitz. © Foto: Zink

Die sind nötig, um den geschützten Vögeln Brutraum-Ersatz zu bieten. Ob die Tiere den dann auch finden und annehmen, ist für die Rechtsprechung unerheblich. Dank dieser Ausgleichsflächen kann in einem weiteren Kiebitz-Brutgebiet nun auch neuer Wohnraum für Menschen entstehen. Auf dem 132 000 Quadratmeter großen Reichsbodenfeld an der Breslauer Straße sind rund 260 Wohneinheiten geplant. Auch hier hat man versucht, die Bodenbrüter mittels Flatterbändern zu vertreiben. Allerdings mit mäßigem Erfolg. Weil die Bauarbeiten auf sich warten ließen, haben sich die Vögel wieder eingefunden.

Kein Schaden

Bis Anfang August, so der städtische Umweltschutz-Fachmann Jürgen Tölk, kann das Projekt nun nicht in Angriff genommen werden. Das ist allerdings auch kein Schaden, weil der Bebauungsplan noch nicht rechtskräftig ist. Die meisten Gebäude dort will das Evangelische Siedlungswerk errichten. Doch Unternehmenssprecherin Elaine Eckert rechnet nicht vor 2020 mit dem Baubeginn. Zunächst muss die Stadt außerdem noch für die Erschließung sorgen.

Auch wenn die Auflagen des Naturschutzgesetzes erfüllt werden, sieht der Fürther Naturschutzwächter Herbert Schlicht schwarz für die Bodenbrüter. "Dass jedes freie Fleckchen Natur in der Stadt zugebaut werden muss, kann ich nicht nachvollziehen", sagt er. Von Flatterbändern hält der Vogelschutzexperte nicht viel.

Die standorttreuen Kiebitze ließen sich davon nicht dauerhaft beeindrucken. Um sie am Brüten zu hindern, müsste großflächig Kunststofffolie ausgelegt werden. Das sei jedoch teuer.

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