So schmeckt Fürth: Honig aus luftiger Höhe

15.8.2016, 16:00 Uhr
So schmeckt Fürth: Honig aus luftiger Höhe

© Foto: Edgar Pfrogner

Jedes Mal, wenn Johannes Bermüller nach seinen Bienen sieht, geht es für ihn hoch hinaus: zunächst mit dem Aufzug in den dritten Stock, dann über mehrere Leitern auf das Dach der Neuen Mitte. Bermüller trägt einen weißen Imkeranzug, sein Gesicht ist unter einer Haube versteckt. Das Summen der kleinen Tiere, die um ihn herumschwirren, geht fast unter im Läuten der Kirchenglocken und im Straßenlärm. Bermüller öffnet einen der drei Holzkästen und holt vorsichtig eine Wabe heraus, auf der es vor Bienen wimmelt. Sanft streicht er mit dem Handschuh darüber: „Heute sind sie ganz brav.“

Seit Oktober stehen die drei Bienenstöcke auf dem Dach. So ungewöhnlich der Standort scheint: In den vergangenen Jahren haben immer mehr Imker die Städte fürs Bienenzüchten entdeckt. Vor vier Jahren – Bermüller war gerade aus seinem Krankenhausjob ausgestiegen – sah er einen Beitrag über Stadtimker im Fernsehen. Da war klar: „Das interessiert mich.“ Er informierte sich über die Herstellung von Honig, sprach mit Fachleuten und baute erste Standorte auf.

Den Honig verkaufte der 54-Jährige, der in Röthenbach wohnt, bald unter der Marke „Stadthonig“ in einigen Rewe-Märkten in Nürnberg. Er ist dabei ein Ein-Mann-Unternehmen, füllt den Honig selber ab, etikettiert jedes Glas persönlich. Bei jedem Eimer Honig verspürt er große Demut gegenüber den Tieren, „da steckt wahnsinnig viel Arbeit drin“.

„Für mich ist das eine Ehre“

Im Frühjahr 2015 kam der Supermarkt auf ihn zu: Man würde gerne auch in Fürth Stadthonig verkaufen – nur eben nicht aus Nürnberg. Bermüller fand schnell einen Standort im Westen Fürths, ein halbes Jahr später standen seine Gläser im Regal – und waren nach wenigen Tagen weg.

Da sich eine Filiale im Erdgeschoss der Neuen Mitte befindet, kam Bermüller die Idee, einen zweiten Standort einzurichten: ein paar Stockwerke höher. Der Projektleiter des Investors MIB war begeistert. „Für mich ist das eine Ehre, dass ich hier Bienen züchten darf“, freut sich Bermüller.

Den Honig aus der City gibt es nun seit Anfang August in zwei Rewe-Filialen zu kaufen. Mit seiner ersten Ernte ist der gebürtige Nürnberger zufrieden. „Das ist ,gouder Färdder Stadthonich‘“, sagt er grinsend. „Das, was in dem Glas drin steckt, ist Fürth, so schmeckt die Stadt.“ Authentizität ist ihm wichtig. „Die Kunden haben einen Anspruch darauf, hochwertigen und unbehandelten Honig zu bekommen.“

Durch die verschiedenen Standorte schmecke jeder Honig anders, ja sogar jeder Bienenstock hat seinen eigenen Geschmack. Deswegen, so Bermüller, könne man auch nicht sagen, ob denn der Fürther oder der Nürnberger Stadthonig besser sei. Überhaupt findet er die Rivalität zwischen den beiden Städten „Schwachsinn“. In Nürnberg, Fürth und Stein kümmert er sich inzwischen an 18 Standorten um 62 Völker. Maximal zwei weitere Standorte könnte er sich in Fürth vorstellen. „Es ist doch schön, wenn man jemandem etwas Besonderes aus der Stadt mitbringen kann. Das sind Bratwürste oder Lebkuchen aus Nürnberg – und ab sofort vielleicht Stadthonig aus Fürth.“

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