Söder in Fürth: Lob für alle Omas, Attacke auf die AfD

14.2.2020, 17:42 Uhr
Söder in Fürth: Lob für alle Omas, Attacke auf die AfD

Im Fußball wäre das undenkbar. Markus Söder, ein gebürtiger Nürnberger und Club-Fan, sieht seinen Auftritt in Fürth tatsächlich als ein Heimspiel an. Er komme immer gern nach Franken, sagt der Ministerpräsident, dorthin, wo er die Sprache verstehe und das Gefühl habe, unter Freunden zu sein. Das gelte natürlich auch für Fürth.

Beim Neujahrsempfang der CSU im proppenvollen Autohaus Graf läuft Söder schnell zu guter Form auf. Wäre seine Rede ein Fußballspiel, er wäre Spielmacher und Torjäger. Söder passt sich die Bälle selber zu, um sie anschließend zu versenken, mal mit Gefühl, mal mit Wucht. Zwischendrin bleibt Zeit für Scherze, und als die Leute herzhaft lachen, ruft Söder, er wisse schon, warum der Fürther Oberbürgermeister heute hier sei: Bei der CSU sei es zurzeit einfach lustiger als bei der SPD.

Fürth sei eine "innovative, aufstrebende Zukunftsstadt", lobt Söder. Zu verdanken sei das auch dem Freistaat. Wissenschaftsstadt und, seit dem Umzug des Statistikamts, auch Behördenstadt – vor 20 Jahren alles noch undenkbar, sagt Söder und ergänzt: "Wir helfen gerne dabei mit." Fürth werde auch in Zukunft stark vom Freistaat profitieren.

Söder weiß, was das überwiegend christsoziale Publikum hören will. Er lobt das Ehrenamt ("der Kitt unserer Gesellschaft"), die Familien ("Wir wollen sie bestmöglich unterstützen") und die Senioren ("Wir sollten Respekt vor ihnen haben und sie nicht als Umweltsau bezeichnen"). Dann ist wieder Zeit für einen Lacher: Der Fürther Landtagsabgeordneten Petra Guttenberger, heute nicht zu spät, bescheinigt er eine gewisse "Alterspünktlichkeit".

Markus, bist du grün geworden?, werde er oft gefragt. Mitnichten, lautet seine Antwort. Aber in der CSU stecke das Wort christlich, und das beinhalte, die Schöpfung zu bewahren. "Wir müssen die Welt unseren Kindern und Kindeskindern hinterlassen, wie wir sie bekommen haben." Der Klimaschutz sei eine fundamentale Aufgabe. Doch über das "Wie" dürfe man streiten.

Statt Verzicht predigt Söder Innovation. Er sei entsetzt über die "Hasswelle", die den heimischen Autobauern entgegenschlage. Ja, fürs Klima brauche es jetzt neue, umweltschonenden Antriebe, sagt er und legt im selbem Atemzug ein Bekenntnis ab: "Wir sind Autoland und wollen es auch bleiben." Ökologie und Ökonomie gehörten zusammen. Auf diesem Weg müsse man alle mitnehmen und niemanden belehren.

Überhaupt das Thema Hightech: "Deutschland schläft, wenn wir nicht aufpassen, verlieren wir den Anschluss." Künstliche Intelligenz sei der Schlüssel zur Digitalisierung. Er werde deshalb im Freistaat 100 Lehrstühle für dieses Zukunftsfeld schaffen, so viele wie es in der gesamten Bundesrepublik gebe. Die Kanzlerin habe ihn dafür gelobt. "Und die lobt Bayern nur, wenn sie muss."

"Totalversagen aller Beteiligter"

Auch die Thüringenwahl lässt Söder nicht aus. "Unser demokratischer Boden wackelt und vibriert", sagt er. Die Mehrzahl der AfDler, der völkische Flügel dieser Partei, wolle zurück in die 30er Jahre. Die Wahl eines FDP-Ministerpräsidenten mit den Stimmen der AfD sei ein Totalversagen aller Beteiligter. "Wir müssen diese Partei stellen und bekämpfen."

Zum Ende spielt der Ministerpräsident die Karte Optimismus aus. "Bevor wir über Dinge klagen, die in unserem Land noch nicht optimal laufen, sollten wir auch mal sehen, wie gut es uns wirklich geht", sagt Söder und rät: "Lassen Sie uns wieder mehr Stolz und Dankbarkeit empfinden, dass wir so leben können, wie wir es tun." Abpfiff für die Rede.

Apropos Heimspiel. Als der Applaus verklungen ist, schenkt ihm Stadträtin Angelika Ledenko zwei Karten für die Partie des Kleeblatts gegen Karlsruhe. "Der Ronhof ist ein tolles Stadion. Ich freu’ mich", sagt Söder und schiebt noch ein dumpfes "total" nach. Das Publikum lacht mal wieder. Die Bigband spielt das Bayernlied. Alle erheben sich.

OB-Kandidat Dietmar Helm kommt auch auf die Bühne und darf sich im Glanz des Ministerpräsidenten sonnen. Söder singt, Helm eher nicht. Die Hymne nach dem Spiel? Im Fußball wäre das undenkbar. Und im Mai werden sie im Ronhof fragen: Markus, bist du jetzt weißgrün geworden?

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