Sonderförderung für das Jüdische Museum

14.5.2013, 08:00 Uhr
Sonderförderung für das Jüdische Museum

© Winckler

Mit Leuchtturmprojekten sind hier kulturelle Projekte gemeint, die sich durch vorbildliche Arbeit hervortun. Der bayerische Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) ist des Lobes voll: „Ich weiß, welch qualitätvolle Arbeit hier geleistet wird, deshalb gehe ich davon aus, dass auch über das Jahr 2014 hinaus eine entsprechende Unterstützung geleistet wird.“ Auch versteht Heubisch die Förderung des Jüdischen Museums als eindeutiges Signal gegen Rechtsradikalismus und Ausländerfeindlichkeit.

Was anfangen mit der Summe? Museumsleiterin Daniela Eisenstein hat schon Pläne – und Freunden des 19.-Jahrhundert-Bildungsbürgertums hüpft nun das Herz im Leibe: So soll eine Stube mit originalen Möbeln und Einrichtungsgegenständen aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert im Fürther Museum entstehen.

Einen ersten Eindruck vermitteln zwei Porträtfotos eines stattlichen Mannes mit seiner Frau, die Fotografie ihrer kleinen Tochter sowie die Skizze für ein Ölgemälde aus den Händen des Malers und Illustrators Hermann Kaulbach. Das gesamte Inventar stammt aus dem Besitz der Familie Henry und Clementine Zinn, die 1938 noch rechtzeitig nach Amerika auswandern konnten – ohne Geld und Schmuck, doch mit Sack und Pack.

„Dort lebten sie in bescheidenen Verhältnissen, doch die Wohnung war schön bürgerlich eingerichtet“, erzählt Daniela Eisenstein. In Kalifornien leiteten die Zinns eine Korbflechterei. Nach dem Krieg und dem Tode ihres Mannes kehrte Clementine Zinn nach Fürth zurück. Der Nachlass soll nun als Schenkung bzw. als Dauerleihgabe dem Museum überlassen werden. Und auch das freut den Historiker: Viele Porzellantassen und weiteres zerbrechliches Material befanden sich beim Auspacken immer noch in alten Zeitungen von 1938.

Doch Daniela Eisenstein hat noch mehr vor: So will die Museumsleiterin das Mittelalter in Fürth, die Entstehung der jüdischen Landgemeinden und die herausragende Rolle Fürths für die fränkischen Juden multimedial aufbereiten und in animierten Filmen präsentieren. Die Dependance in Schnaittach soll einen veränderten Eingangsbereich und Aufenthaltsräume erhalten. Im Jüdischen Museum in Schwabach soll 2015 erstmals eine Dauerausstellung eröffnen, dafür wird schon ein museumspädagogisches Programm erstellt. Und nicht zuletzt können mit dem Geld auch Mitarbeiter angeheuert werden.

Und wo in Fürth soll die gute Stube nun hin? Was ist mit dem seit Jahren diskutierten Anbau? „Da warten wir erstmal den Entscheid ab, ob der Erweiterungsbau zustande kommt oder nicht“, erklärt Daniela Eisenstein.

Die Errichtung sei kein Problem, wohl aber der Unterhalt des fertiggestellten Gebäudes. Oberbürgermeister Thomas Jung (SPD) indes versprach, dass die Entscheidung noch vor der Sommerpause getroffen werden soll. Und Wolfgang Heubisch? Der Minister und gelernte Zahnarzt empfing aus den Händen Daniela Eisensteins eine Tüte koschere Bonbons – samt koscherer Zahnpasta.
 

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