Sonne und Strafe: Schulschwänzer zahlen Geldbußen

14.1.2020, 10:56 Uhr
Sonne und Strafe: Schulschwänzer zahlen Geldbußen

© Matthias Balk/dpa

Ein solcher Fall hätte jüngst vor dem Fürther Amtsgericht verhandelt werden sollen. Noch am Flughafen war die Familie kontrolliert worden, sie stieg trotzdem in den Flieger. Am Ende zahlten die Eltern die verhängte Strafe doch, der Prozess fiel aus.

Generell können fürs Blaumachen bis zu 1000 Euro Bußgeld verhängt werden. Vorausgesetzt, die Erziehungsberechtigten werden am Flughafen erwischt. Laut Michael Hetzner, Sprecher der Polizei Mittelfranken, passiert das rein zufällig.

Bei der Ausreise kontrollieren Grenzbeamte die Pässe von Urlaubern, deren Ziel außerhalb des Schengenraums liegt. "Die Personalien werden dann aufgenommen, wenn sich der Verdacht erhärtet, dass das Kind den Unterricht schwänzt", sagt Hetzner. Wenn es also weder ein Attest noch eine Befreiung gibt.

Werden Blaumacher überführt, meldet die Grenzpolizei die Daten an das zuständige Schulamt. An der Ausreise wird aber niemand gehindert. "Die Verhältnismäßigkeit ist wichtig."

Im vergangenen Jahr flogen am Nürnberger Flughafen 313 Schulschwänzer auf, 2018 waren es 286, ein Jahr vorher 297. Gezielte Kontrollen gibt es nicht. Das Schulamt wiederum gibt die Personalien weiter an die jeweiligen Schulen. Deren Leitungen steht es frei, einen Bußgeldbescheid beim Rechtsamt der Stadt zu beantragen. 2019 wurden in Fürth sieben Bußgelder verhängt, in den Jahren 2016 bis 2018 waren es zwölf und 13. Thomas Vogel ist stellvertretender Rechtsamtsleiter. Er sagt: "Das sind Fälle, in denen Eltern ihr Kind selbst krank melden."

"Verwerfliche" Preispolitik

Die offiziellen Zahlen gehen also zurück, trotzdem hat Fürths Schulreferent Markus Braun das Gefühl, dass immer mehr Eltern ihre Kinder vor Ferienbeginn aus dem Unterricht nehmen. "Das ist eine Unsitte, die sich breit macht." Nur wenige Tage vor dem Start der Urlaubszeit seien Flüge deutlich günstiger. "Verwerflich" nennt Braun diese Preispolitik und fordert gleichzeitig Konsequenzen für das Verhalten der Eltern: "Das kann man nicht akzeptieren."

Claus Binder ist Anhänger einer "rigiden Vorgehensweise", wie er selbst sagt. Er leitet die Mittelschule an der Soldnerstraße und ist Kreisvorsitzender des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV). "Wenn bei mir ein Antrag (Anm. d. Red.: auf Schulbefreiung) reinkommt, wird der nie genehmigt", sagt Binder. Das habe sich unter den Eltern herumgesprochen. Ausnahmefälle müssten gut begründet sein.

Thomas Bedall zählt tausend Kinder an seiner Hans-Böckler-Real- und Wirtschaftsschule. Der Leiter handhabt Befreiungen konsequent, vor den Ferien bekommt er deshalb maximal zehn Anträge. Manche Eltern seien dabei sehr dreist. Bedall nennt ein Beispiel: "Das geht in die Richtung, ,ich habe schon die Flüge gebucht‘." Manchmal müssten die dann eben storniert werden.

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