Sorgenfalten bei den Experten im Bauamt

6.1.2011, 22:00 Uhr
Sorgenfalten bei den Experten im Bauamt

© Thomas Scherer

Zu Prognosen, ob die Behebung der Frostschäden auf Fürths Straßen mehr kosten wird als 2010 und — wenn ja — wie viel mehr, will sich der städtische Baureferent Joachim Krauße freilich nicht hinreißen lassen. Auch ins ganz große Katastrophengeschrei, das derzeit allerorten angestimmt wird, mag Krauße nicht einstimmen. Nüchtern, wie es seine Art ist, stellt der Baufachmann aus der Stadtspitze fest: „Lange Frostperioden hatten wir auch in der Vergangenheit, diesmal kommt nur mehr Schnee dazu.“ Eine „mehr oder weniger normale Erscheinung“ sei das.

Die Spalten und Löcher, die durch die strenge Witterung in Asphalt und Pflaster gerissen werden, will Krauße dennoch nicht kleinreden. Was ihm allerdings mehr zu denken gibt als die kurzfristig zu behebenden Schäden, ist die Perspektive für die Zukunft. Denn überall dort, wo jetzt geflickt werden muss, kann in den nächsten Jahren durch unvermeidbare haarfeine Risse wieder Wasser eindringen, das bei jedem Frost und anschließendem Tauwetter noch größeres Unheil anrichtet.

Einziges Gegenmittel: Die lädierten Straßen müssten komplett erneuert werden, um wieder eine durchgängig versiegelte Decke zu schaffen. Das aber, weiß Krauße nur zu genau, wird angesichts schwindender kommunaler Mittel immer seltener möglich sein.

Ebenso verhält es sich mit der grundlegenden Sanierung von maroden Brücken, wie man sie in den zurückliegenden Jahren im Fall der Ludwigsbrücke und der Kanalbrücke bei Burgfarrnbach erlebt hat. Millionen verschlingen solche Kraftakte, und trotz akuter Ebbe in der Kasse ist auch 2011 einer davon unvermeidlich. Insgesamt 4,3 Millionen Euro wird die voraussichtlich Mitte des Jahres beginnende Reparatur der Graf-Stauffenberg-Brücke über den Main-Donau-Kanal kosten.

Grobes Mehl

Salzwasser hat dem Beton des 1971 fertiggestellten Bauwerks zugesetzt, in manchen Bereichen der 120 Meter langen und 32 Meter breiten Brückenkonstruktion ist er, nach den Worten von Tiefbauamtsleiter Hans Pösl, bereits zu einer Art grobem Mehl pulverisiert. Weil deshalb die Tragfähigkeit eingeschränkt ist, wurde bereits die rechte Fahrspur stadtauswärts gesperrt, Fahrzeuge mit mehr als 3,5 Tonnen Gewicht dürfen die Auffahrt von der Südwesttangente in Fahrtrichtung Innenstadt nicht mehr benutzen.

Größtes Planungsproblem: Bei einer Teilsperrung wird es während der Arbeiten nicht bleiben können, denn anders als bei der Kanalbrücke im Verlauf der Würzburger Straße erlaubt dies die Art der Konstruktion nicht. Deshalb, so Krauße, müsse man mindestens ein Jahr lang mit „ganz erheblichen Einschränkungen“ auf der Hauptverkehrsroute im Südwesten rechnen; möglicherweise sei sogar die Totalblockade unvermeidlich.

Immerhin zeichnet sich dafür bei einer anderen Dauerbaustelle 2011 das Finale ab. Acht Jahre lang wurde bereits an der Vacher Straße herumgedoktert, die sich von der Billinganlage bis nach Vach hinaus zieht. Vermutlich vom Frühsommer bis zum Jahresende soll nun die letzte Etappe in Angriff genommen werden: Zwischen Obermichelbacher Straße und Vacher Markt wird die Fahrbahn neu gebaut, danach dürften die geplagten Anwohner endlich Ruhe haben.

Vorausgesetzt natürlich, die Regierung von Mittelfranken gibt in Kürze grünes Licht für den Fürther Haushalt des Jahres 2011, in dem all diese Investitionen enthalten sind. Sollte die Aufsichtsbehörde wider allgemeinem Erwarten den Daumen senken, kommen auch die Baumaßnahmen noch einmal auf den Prüfstand.