Späte Ehre für zwei Fürther Nazi-Opfer

11.12.2013, 22:00 Uhr
Späte Ehre für zwei Fürther Nazi-Opfer

© Hans-Joachim Winckler

Nur einen Steinwurf von Unterfürberg entfernt überspannt die Graf-Stauffenberg-Brücke den Kanal und die Südwesttangente. Benannt ist sie nach dem berühmten Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der am 20. Juli 1944 mit einem Attentat auf Hitler scheiterte und wenig später hingerichtet wurde. Stauffenberg hatte im Lauf des Zweiten Weltkriegs den verbrecherischen Charakter des NS-Regimes erkannt.

Die Fürther Rudolf Benario und Ernst Goldmann setzten sich von Anfang an gegen den Nationalsozialismus ein. Das war auch der Grund, warum die Nazis die beiden Kommunisten jüdischen Glaubens rasch nach der Machtergreifung 1933 inhaftierten. Am 12. April wurden sie im Konzentrationslager Dachau nach schweren Misshandlungen erschossen.

Anders als beim Schwaben Stauffenberg, dessen Namen die besagte Brücke seit den 70er Jahren trägt, tat man sich im Rathaus lange Zeit sehr schwer mit dem Gedenken an die ersten Fürther Opfer von Hitlers Gewaltherrschaft. Erst seit dem Jahr 2007 erinnert eine Tafel an der damals eröffneten Uferpromenade – etwa dort, wo der Kanuclub beheimatet war, dem Goldmann und Benario angehörten - an diese Männer, die man schon in jungen Jahren aus dem Leben gerissen hatte.

Gedenken brauchte viel Zeit

Die beiden Straßennamen seien eine gute Ergänzung, findet Oberbürgermeister Thomas Jung. Die Dr.-Rudolf-Benario-Straße und die Ernst-Goldmann-Straße erschließen ein kleines Wohngebiet mit etwa 25 Wohneinheiten, das am Ende des Banderbacher Wegs in Unterfürberg entsteht. Jung räumt ein, dass dies nicht gerade „der zentralste Ort von Fürth“ ist, freut sich aber dennoch. „Diese Ehrung ist längst überfällig“, betont er. Es sei „kein Ruhmesblatt“ für die Stadt, dass man ein offizielles Gedenken jahrzehntelang aus ideologischen Gründen verweigert habe.

Gerade in Zeiten des Kalten Kriegs war vielen der kommunistische Hintergrund der Männer suspekt. Doch auch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs änderte sich zunächst nichts. Zuletzt lehnte der Stadtrat die Benennung von Straßen nach Goldmann und Benario im Jahr 2001 ab.

Siegfried Imholz gehört zu den wenigen Menschen, die trotzdem nicht locker ließen. „1976 hatten wir den ersten Antrag dazu gestellt“, erinnert er sich am Rande der Enthüllung des Straßenschilds am Dienstag. Damals, so Imholz, habe ein CSU-Vertreter im Stadtrat gesagt, man werde ja wohl keine Straßen nach Verbrechern benennen. Heute kann es sich Fürths Oberbürgermeister kaum erklären, „warum wir so lange dafür gebraucht haben“.

Siegfried Imholz ist zufrieden. Für ihn steht das Gedenken an Benario und Goldmann „exemplarisch“ für weitere Fürther Nazi-Opfer. Nach umfangreichen Forschungen weiß er inzwischen von zwölf Fürthern, die von den Nationalsozialisten aus politischen Gründen ermordet worden sind; darunter Albert Rosenfelder, geboren in der Bahnhofsstraße. Der jüdische Anwalt und Sozialdemokrat wurde im Oktober 1933 in Dachau zu Tode geprügelt, weil er Nachrichten über die Zustände im KZ aus dem Lager schmuggeln wollte. Das letzte Fürther Opfer war der Kommunist Max Heindl, der 1944 in Stadelheim ums Leben kam, nachdem ihn eine Freundin wegen regimekritischer Äußerungen denunziert hatte.

Eine junge Frau vom „Infoladen Benario“ in der Nürnberger Straße schlägt bei der Straßeneinweihung die Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Das Schicksal von Menschen wie Goldmann und Benario, sagt sie, sei für alle Verpflichtung, sich auch heute gegen Neo-Nazis einzusetzen.

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