SPD-Kandidat Bauer: "Ich kann Landrat"

24.9.2019, 06:00 Uhr
SPD-Kandidat Bauer:

© Hans-Joachim Winckler

Nur zwei Tage nachdem die Fürther SPD ihren Erfolgsgaranten Thomas Jung wieder als Oberbürgermeister-Kandidaten für die Kommunalwahl 2020 nominiert hat, haben die Sozialdemokraten im Landkreis nachgezogen. Gegen eine Stimme und bei einer Enthaltung stellten sie in Cadolzburg Frank Bauer als Spitzenkandidaten für die Wahl des Landrates auf.

Es ist Bauers zweite Kandidatur, 2014 war er ziemlich untergegangen: Gerade 22,3 Prozent der Stimmen holte er gegen die im Landkreis übermächtige CSU, Landrat Matthias Dießl vereinigte 68,3 Prozent der Stimmen auf sich. Trotzdem riskiert Bauer, sich erneut eine blutige Nase zu holen im Kampf gegen einen fest im Sattel sitzenden Amtsinhaber.

Nicht etwa, weil sich kein anderer gefunden habe, wie Bauer am Rande der Nominierungsversammlung im Gasthaus zur Friedenseiche betont, "sondern weil man auch mal kandidieren muss, wenn es aussichtslos erscheint". Das sagt er im Blick auf die überregionale Talfahrt seiner Partei. Und außerdem: "Mir hat der Wahlkampf vor fünf Jahren Spaß gemacht, man lernt neue Menschen und andere Sichtweisen kennen." Was für ihn spricht? "Ich bin ein adäquater Mitbewerber, ich kann die Aufgabe des Landrats ausfüllen", so der 50-Jährige, der verheiratet ist, zwei erwachsene Kinder hat und in Zirndorf lebt. Vor fünf Jahren als relativer Neuling sowohl als Stadtrat als auch als Kreisrat aufs kommunalpolitische Parkett getreten, sei er nun in einer erheblich besseren Ausgangssituation. Von "vorzeigbaren Erfahrungen" spricht Bauer, so sei es "nur konsequent, es noch einmal zu versuchen".

Eine andere Ausgangsposition

Seit 2014 ist er als Vorsitzender und Geschäftsführer hauptamtlich für die Awo im Fürther Land und damit für ein Sozialunternehmen mit 300 Mitarbeitern verantwortlich. Als Chef der SPD-Kreistagsfraktion sind ihm die Ausschussarbeit in politischen Gremien und die Belegschaft im Landratsamt vertraut. Die Facetten des Arbeitslebens abseits des öffentlichen Dienstes hat er in einer äußerst vielseitigen Berufsbiografie durchlaufen: Er war Azubi in einer Steuerkanzlei, das Abitur machte er auf dem zweiten Bildungsweg, acht Jahre stand er als Berufssoldat im Dienst der Bundeswehr, schließlich studierte er Finanzwirtschaft und beriet in der Folge als Selbstständiger Justiz- und Steuerkanzleien.

Fürths Kreischef Matthias Dornhuber spricht seinen Genossen Mut zu, trotz des Tiefs auf Landes- und Bundesebene: Kommunalwahlen folgten eigenen Gesetzen. Fürths Bundestagsabgeordneter Carsten Träger bläst in dasselbe Horn. Auf Bundesebene, sagt er, würden die Wähler die Leistungen der SPD in der GroKo leider verkennen. Bauers Schilderungen zufolge geht es der Fürther Kreis-SPD nicht anders.

Wie vor fünf Jahren nimmt Bauer Ottmar Hörls Figur des Arbeiters mit dem Fernglas vor Augen als Maskottchen mit in den Wahlkampf – als Symbol für Weitsicht, die, so Bauer, die SPD auf Kreisebene in den vergangenen Jahren wiederholt bewiesen habe, wenngleich das bei den Wählern ebenfalls nicht ankam.

Etwa als seine Fraktion vor vier Jahren forderte, der Landkreis möge sich nicht nur um den Bau von Sozialwohnungen kümmern, sondern auch insgesamt bezahlbaren Wohnraum schaffen. Was mit dem Verweis darauf, dass das in die Zuständigkeit der Städte und Gemeinden falle, abgelehnt wurde. Doch nun touren die WBG Fürth und Zirndorf durch den Landkreis, um genau dieses Feld zu beackern. Oder das Frauenhaus Fürth: Bis zu 70 Frauen müsse es im Jahr mangels Platz abweisen.

"Wir haben für eine Erweiterung 50 000 Euro Planungskosten gefordert. Als Kompromiss kam heraus, dass der Landkreis 30 000 Euro für Übernachtungsmöglichkeiten bereitstellte. Und heute finden sich im Wirtschaftsplan des Kreisetats 450 000 Euro für die Erweiterung", so Bauer. Alles Themen, die die Kreis-SPD frühzeitig besetzt habe, ohne viel Öffentlichkeit zu finden. Als weitere Schwerpunkte nennt er den ÖPNV, allen voran dessen kostenfreie Nutzung, oder die adäquate Versorgung des Landkreises mit Hospizplätzen. Gedanken wie der, dass man für die 18,4 Millionen Euro, die die Sanierung des Gymnasiums Stein kostet, fast einen emissionsneutralen Neubau hätte hinstellen können, wie es die SPD vergeblich angeregt hatte, müssten in den Köpfen der anderen Fraktionen womöglich erst noch reifen, so Bauer.

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