Neue Anlaufstelle

Spiegelfabrik: In Fürths Lange Straße zieht neues Leben ein

21.5.2021, 19:06 Uhr
Noch gibt es einiges zu tun rund um das Wohnprojekt Spiegelfabrik in der Langen Straße. An den Start gehen soll nun aber das Quartiersbüro Oststadt im Erdgeschoss des Baus. Kommenden Freitag findet dort die erste Kennenlern-Aktion statt.

© Foto: Tim Händel Noch gibt es einiges zu tun rund um das Wohnprojekt Spiegelfabrik in der Langen Straße. An den Start gehen soll nun aber das Quartiersbüro Oststadt im Erdgeschoss des Baus. Kommenden Freitag findet dort die erste Kennenlern-Aktion statt.

Noch dröhnen Bohrer im Hintergrund, und über die provisorischen Bretter, die den Weg zum Eingang zeigen, tragen Menschen Möbel ins Haus: Seit Mitte April füllt sich das Wohnprojekt Spiegelfabrik in der Langen Straße mit Leben. Etwa drei Viertel der rund 100 Erwachsenen und 30 Kinder, die hier einmal in den 58 generationenübergreifenden und gemeinschaftlichen Wohnungen leben möchten, sind bereits eingezogen.

Nun öffnet auch das Quartiersbüro, dessen riesiges Panoramafenster den Blick auf die Lange Straße freigibt. Es soll künftig eine offene Anlaufstelle werden für die neuen Bewohner ebenso wie für die Alteingesessenen. Zu den koordinierten Stadtteilnetzwerken, die es bislang in der Südstadt, der Innenstadt, auf der Hardhöhe und im Eigenen Heim gibt, kommt nun neu die Oststadt hinzu.

Thomas Jung begrüßt das vor allem deswegen, weil die Oststadt ein "sehr vielfältiger Stadtteil" sei. Will heißen: Privilegierte Bewohner der Hornschuchpromenade oder in der Königswarterstraße leben nicht weit entfernt von Lagen mit hohem Migrantenanteil, die sich in der Nürnberger oder der Goethestraße finden. "Das kann eine große Chance sein, sich gegenseitig zu bereichern, oder dazu führen, dass Konflikte entstehen", so das Stadtoberhaupt. Wichtig sei deswegen eine Begegnungsstätte, die ein gutes Miteinander fördere und in die Nachbarschaft ausstrahle.


Spiegelfabrik: Ein Zuhause für alle Generationen


Genau das soll nun im Erdgeschoss des neuen Wohnkomplexes entstehen. Auf rund 70 Quadratmetern ist Platz für ein Büro und einen Gemeinschaftsraum, der sich bei Bedarf durch Glaselemente unterteilen lässt. Träger der Quartiersbüros ist der gemeinnützige Verein Spiegelfabrik, hinter dem vor allem die Bewohner des Wohnprojekts stehen, die sich ehrenamtlich einbringen wollen. Unterstützt werden sie von städtischer Seite durch die beiden (Teilzeit-)Stadtteilkoordinatoren Cornelia Hufeisen und Florian Friedrich, die die Begegnungen im Viertel fördern und das Thema nachhaltiges Leben in den Fokus rücken möchten.

Kulturwirtin Hufeisen hat für ihre Aufgabe in der Kleeblattstadt bereits Erfahrungen als städtische Koordinatorin für Migranten in Berlin gesammelt. Sie will niederschwellige, kostenlose Angebote schaffen, die die so unterschiedlichen Menschen der Oststadt zusammenbringen. Sobald sich die Pandemie-Lage weiter entspannt, wird Kultur mit Lesungen, Ausstellungen und Musik eine Rolle spielen. Geplant sind außerdem "Kennenlerntreffen", bei denen man bei einem Essen erste Bande zu seinen Nachbarn knüpfen kann.

Freuen sich über das Quartiersbüro im Wohnprojekt Spiegelfabrik: die Stadtteilkoordinatoren Cornelia Hufeisen und Florian Friedrich.

Freuen sich über das Quartiersbüro im Wohnprojekt Spiegelfabrik: die Stadtteilkoordinatoren Cornelia Hufeisen und Florian Friedrich. © Tim Händel

Friedrich, der 20 Jahre lang das Jugendmedienzentrum Connect leitete und nun städtischer Experte für Jugendschutz ist, will in fünf Wochenstunden Ideen für mehr Nachhaltigkeit einbringen. Als seine Aufgabe sieht er es an, "weniger zu planen, als vielmehr zu tun". Einen Lebensmitteltauschring könnte er sich vorstellen oder Hochbeete mit Nutzpflanzen vorm Quartiersbüro-Fenster.

Zurückgreifen möchten beide in jedem Fall auch auf das Engagement und die Ideen der Spiegelfabrik-Bewohner. Diese haben nämlich schon bei der Umsetzung ihres genossenschaftlichen Wohnprojekts Phantasie bewiesen, in das 17,5 Millionen Euro flossen. Dessen 58 Wohnungen waren teils zur Miete, teils als Eigentum zu haben. Zu je einem Drittel sollten junge Familien, Menschen ab 55 und Familien mit schulpflichtigen Kindern einziehen können.

Außerdem dabei: eine Wohngruppe der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung sowie vier Wohnungen für anerkannte Flüchtlinge. Alle Eigentümer haben sich in einer Genossenschaft zusammengeschlossen und nicht verzinste Solidaranteile übernommen. Ungewöhnlich ist auch die mit 600 Quadratmeter sehr groß bemessene Gemeinschaftsfläche, zu der eine Werkstatt und weitere Kreativräume gehören.

Gegenüber der Spiegelfabrik, auf der anderen Seite der Langen Straße, wo derzeit noch Autos parken, steht übrigens schon die nächste Veränderung in der Oststadt an. Die staatliche Wohnungsbaugesellschaft BayernHeim plant dort rund 100 günstige Mietwohnungen. Im Herbst, so hofft Jung, könnte mit dem Bau begonnen werden. Bis die ersten Menschen einziehen, dürften schon einige Begegnungen im Quartiersbüro stattgefunden haben. Los geht es übrigens kommenden Freitag zum "Tag der Nachbarn". Dazu werden Mitmach-Aktionen und Stadtteilerkundungen angeboten. Ein großes Kennenlernfest wird coronabedingt noch etwas warten müssen.

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