Spielen in Fürths Zentrum: Die Schindelgasse in Kinderhand

16.9.2020, 10:00 Uhr
Spielen in Fürths Zentrum: Die Schindelgasse in Kinderhand

© Armin Leberzammer

So frei, ungezwungen und sicher wünschen sich die Anwohner der Schindelgasse ihre Straße am liebsten immer: Statt Autofahrern auf Parkplatzsuche bevölkerten Mädchen und Buben die kleine Straße in der Altstadt. Möglich gemacht hat das eine Aktion des Netzwerks Kinderfreundliche Stadt, das dort am Samstagnachmittag für mehrere Stunden eine Spielstraße eingerichtet hat.

"Wir wollen, dass die Autos auf uns aufpassen müssen und nicht mehr wir auf die Autos", haben die Kinder der Schindelgasse und ihre Eltern ihre Forderung überschrieben. Am besten, auf diesen Nenner bringen es Anna Marquardt und Sabrina Wiest, wäre die Einrichtung eines verkehrsberuhigten Bereichs, einer Spielstraße oder eine Einfahrterlaubnis nur für Anwohner.

Eindeutige Beschilderung fehlt

Beide Mütter erleben nach eigener Aussage täglich, dass oft zu schnell durch die schmale Straße gefahren wird. Auch fehle es an einer eindeutigen Beschilderung, etwa für ein Parkverbot. Hin und wieder werde zwar kontrolliert, "doch die Stadt müsste hier noch stärker durchgreifen", meint Marquardt.

Das könne so nicht bleiben: Eine Liste mit Unterschriften von nahezu allen Anwohnern – ob mit oder ohne Kinder – und der Forderung nach effektiver Verkehrsberuhigung soll demnächst der Stadtspitze übergeben werden.

Vergeudung durch Parkplätze

Der Unterstützung von Maria Fontana-Eberle dürfen sie sich dabei sicher sein. "Wir brauchen nicht nur mehr Verkehrskontrollen, wir brauchen ein komplett neues Bewusstsein für Verkehrsplanung", erklärt die Vorsitzende des Netzwerks Kinderfreundliche Stadt.

Statt den gerade in der Innenstadt knappen öffentlichen Raum für den stehenden Verkehr in Form von Parkplätzen zu vergeuden, sollten Flächen für das Spielen und den sozialen Austausch aller Generationen geöffnet werden.


Gibt es in Fürth zu wenig Spielplätze für Kinder?


Mit einer monatlichen Spielkampagne und wechselnden temporären Spielstraßen will das Netzwerk nun darauf aufmerksam machen, dass es viel mehr Orte zum Spielen in der Stadt gibt als die ausgewiesenen Flächen. Spielplatzpflegerin und Grünen-Stadträtin Hanne Wiest sieht dies ganz ähnlich: "Wir müssen noch mehr Ideen und mehr Spiel- und Freiräume im Umfeld mit den Kindern entwickeln. Das kann durchaus generationenverbindend sein", betont sie.

"Kinder brauchen Platz und Bewegung für eine gesunde körperliche Entwicklung und um zu lernen. Über das Spiel entwickeln sie motorische Fähigkeiten und eignen sich soziale Kompetenzen an."

Fontana-Eberle bedauert, dass Kinder zunehmend aus dem öffentlichen Raum verschwinden. "Und dort, wo sie lautstark ihrem Spieldrang nachgehen, geraten sie in Konflikt mit ruhebedürftigen Erwachsenen. Die letzten Freiflächen werden ihnen dann noch von Verbotsschildern und Parkplätzen genommen", kritisiert die Netzwerk-Vorsitzende.

Vorbild Berlin

Als Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, propagiert sie das Modell temporärer Spielstraßen, wie es beispielsweise in einigen Bezirken Berlins erfolgreich angewandt wird. Dort wird der motorisierte Verkehr an bestimmten Tagen regelmäßig für mehrere Stunden ausgesperrt. In Fürth wird das Netzwerk nun in verschiedenen Straßen dafür werben und hofft auf die Unterstützung durch Anwohner und Politik.

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