Stadt Fürth: Es gibt "keine Willkür" an der Billinganlage

21.5.2020, 08:54 Uhr
Stadt Fürth: Es gibt

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Die Großbaustelle an der Billinganlage löst Unmut aus, noch ehe die eigentlichen Arbeiten begonnen haben. Mit dem Wust an Schildern und Absperrungen mute der Verkehrsknoten an wie ein "grandioses rot-weißes Kunstwerk", wird gespottet, über Regulierungswut und Staus geklagt. Im Rathaus hält man dagegen.

Die Billinganlage ist Teil des fast acht Millionen Euro schweren Ausbauvorhabens Kapellenstraße, das am anderen Ende von der Ludwigbrücke begrenzt wird. Auto- und Busverkehr sowie Radfahrer sollen hier künftig schneller vorankommen, die Löschfahrzeuge vom künftigen Standort der Feuerwehr aus zügig und ungehindert zu ihren Einsatzorten gelangen.

Damit also der Verkehr auf der mit täglich 45.000 Fahrzeugen frequentierten Achse bald flüssiger rollt, werden Einmündungen und andere Engstellen verbreitert und Ampelanlagen erneuert, es entstehen zusammenhängende Spuren und Schutzstreifen für Radler – und im Rahmen all dessen wird auch die marode Maxbrücke saniert. Begonnen haben die Bauarbeiten Anfang April. Auf der Kapellenstraße geht es aktuell in beiden Richtungen nur einspurig vorwärts.

Vorige Woche hat die Stadt nun den Bereich um die Billinganlage mit provisorischen Verkehrsschildern und Absperrungen vorbereitet. Umgehend klagten Autofahrer über Staus, ein Beschwerdeführer ließ unsere Redaktion wissen, er habe die Umgestaltung "mit Schrecken" erlebt.

Er wirft der Stadt vor, hier zu "150 Prozent" zu regulieren. Die Baustelle erscheint ihm wahlweise wie ein "Spielplatz für künstlerisch veranlagte Verkehrsplaner und Straßenbauer", wie ein "Barrikaden-Labyrinth" oder eine "mittelalterliche Wehrburg" gegen Autofahrer, Zweiradfahrer und Fußgänger.

Tiefbauamtschef Hans Pösl reagiert gelassen. Es sei nichts Besonderes, sagt er, dass Bürger "im ersten Moment irritiert" reagieren, wenn der Verkehr umgelenkt wird. Doch sei die Billinganlage ein komplexer Verkehrsknoten in Fürth. "Und die Unfallverhütungsvorschriften in Deutschland sind streng." Zum Schutz der Bauarbeiter seien "nun mal so viele rot-weiße Absperrbaken" erforderlich, so Pösl. "Wir haben die nicht aus Willkür so aufgestellt."

Es gehe hier "nicht um einen Schönheitspreis", sondern neben der Absicherung um den "möglichst reibungslosen Erhalt des Verkehrsflusses". Die jetzige Lösung, an der Tiefbauamt, Straßenverkehrsamt, Stadtplanungsamt, Feuerwehr, Rettungssanitäter und Polizei mitgewirkt hätten, habe den Vorteil, "dass es weiter möglich ist, zweistreifig stadtaus- und stadteinwärts zu fahren".

Acht bis zehn Wochen

Zudem hätten alle Beteiligten Wert darauf gelegt, dass an der Absicherung die gesamte Bauphase über nichts mehr zu ändern ist. Autofahrer müssten sich so nicht mehrmals in neue Verkehrsführungen einfinden.

Pösl geht davon aus, dass die Billinganlage samt der Errichtung smarter Ampelanlagen, die der Feuerwehr dann erlauben, "sich aus dem Fahrzeug heraus eine grüne Welle zu schalten", in acht bis zehn Wochen umgebaut sein wird. Wann die Arbeiten genau beginnen, kann er noch nicht sagen. Das hänge auch von Bauarbeiten in der angrenzenden Cadolzburger Straße ab. Ein neuer Wohnkomplex müsse dort an den Kanal angeschlossen werden.

Aktuell können Autofahrer nicht wie gewohnt in die Cadolzburger Straße einbiegen. Dass sich der Verkehr rund um die Billinganlage teils mehr denn je stauen soll, wie auch kritisiert wird, hört Pösl zum ersten Mal. Er kann sich das allenfalls mit dem aktuellen Nadelöhr Kapellenstraße ein Stück weiter erklären.

Den Vorwurf, Fußgänger kämen an der Billinganlage jetzt gar nicht mehr über die Straße, lässt Detlef Langhardt nicht gelten. Der Leiter des Bauprojekts Kapellenstraße im Tiefbauamt räumt ein, dass Passanten Umwege in Kauf nehmen müssen, verweist aber auf drei Überwege: in der Würzburger Straße (Höhe Lehmusstraße), in der Hochstraße (oberhalb der Vacher Straße) und an der Flutbrücke.

6 Kommentare