Stadtgeschichte auf Sparflamme

23.5.2006, 00:00 Uhr

Den Anstoß hat die Entscheidung gegeben, das Stadtmuseum aus dem Schloss ins ehemalige Ottoschulhaus zu verlegen (wir berichteten). Das Museum gehört bislang neben den städtischen Sammlungen und der Stadtbibliothek zum Amtsbereich des von Helmut Richter geleiteten Stadtarchivs. An seiner neuen Adresse wird es von Rundfunkmuseumschef Gerd Walther betreut, der dazu allerdings personelle Verstärkung benötigt.

Neben den Museumsführerinnen stehen deshalb die Posten des stellvertretenden Archivleiters, der Sekretärin und einer der beiden Bibliothekskräfte zur Disposition. Kulturreferent Karl Scharinger spricht von einer Entscheidung zu Gunsten des unter dem Namen Ludwig Erhard geführten zukünftigen Stadtmuseums. Er hofft, dass die Einschnitte beim Stadtarchiv im Zuge eines Neuanfangs mit mehr Motivation aufgefangen werden können. Als Musterbeispiel hat er die von eineinhalb Kräften geführte städtische Kunstgalerie vor Augen. Um die Bedeutung des Schlosses als historische Fundgrube zu pflegen, setzt Scharinger künftig auch auf verstärkten Einsatz ehrenamtlicher Kräfte.

Grollender Abschied

Möglich wird der Neuanfang auch, weil Archivchef Richter (62) Ende Juli in vorgezogenen Ruhestand geht. Nachfolger soll im Anschluss an die zur Fürther Haushaltskonsolidierung übliche dreimonatige Wiederbesetzungssperre nach dem Willen der Stadtspitze erneut ein Akademiker werden. Richter selbst hatte das Handtuch aus Verärgerung darüber geworfen, dass er nicht in die Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des tausendjährigen Stadtjubiläums 2007 eingebunden worden war.

Seit Beginn seiner Amtszeit 1982 hat er bereits vier Stellen eingebüßt - hauptsächlich Kräfte zur Bestandspflege. Derzeit läuft die Digitalisierung der Archivbestände und Verzeichnisse. Dazu sind Hartz-IV-Kräfte eingesetzt, die laut Richter zum Teil über ungenügende Ortskenntnisse verfügen.

Für den Arbeitskreis Stadtarchive des Kulturausschusses des Bayerischen Städtetages hat Richter die Ausstattung von 88 kommunalen Archiven in Bayern analysiert. Nach den geplanten Abstrichen würde Fürths Stadtarchiv weit abgeschlagen hinter Einrichtungen vergleichbarer Großstädte wie Landshut, Ingolstadt, Augsburg, Bamberg und Erlangen rangieren. Die Folgen von Einsparungen: Öffnungszeiten des Stadtarchivs müssen nach Richters Einschätzung ebenso eingeschränkt werden wie Dienstleistungen und Öffentlichkeitsarbeit.