Stein blüht auf: Streuobstwiese Höllgarten gerettet

20.4.2020, 06:52 Uhr
Stein blüht auf: Streuobstwiese Höllgarten gerettet

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Stein blüht auf: Streuobstwiese Höllgarten gerettet

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Dabei sah es noch im Frühjahr 2019 gar nicht gut aus für den Fortbestand des Biotops in Stein-Oberweihersbuch. Etliche der alten Obstbäume waren teils eingebrochen, teils völlig abgestorben, Totholz in großen Mengen lag umher. Von den 50 bis 60 Hochstämmen war nur noch ein kleiner Teil einige wenige Jahre überlebensfähig, so die Einschätzung von Andreas Leßmann von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt.

Nun die Wende auf dem Grundstück, das versteckt zwischen Gewerbegebiet, Gartencenter und Steiner Kinderhaus liegt. Im Herbst waren auf dem Areal 30 neue Bäumchen gepflanzt worden. Sie alle haben den Winter gut überstanden. Seltene Sorten sollen den überalterten Bestand nach und nach ersetzen: Jakob Fischer – ein Herbstapfel, Neue Poiteau – eine späte Birne oder der Rote Gisenapfel mit seinen tiefroten Früchten. Dazwischen wachsen Speierling, auch sein Obst ist genießbar, oder Esskastanien.

Hartnäckig gekämpft

 

Der kleine Erfolg für die Natur ist auch der Hartnäckigkeit einiger weniger Steiner Naturfreunde zu verdanken, die sich für den "geschützten Landschaftsbestandteil" – so die offizielle Bezeichnung – einsetzten. Der Eigentümer der Fläche, die Faber-Castell-Erbengemeinschaft, lenkte nach Jahren des Bemühens schließlich ein. Gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband wurde an einem Rettungskonzept gearbeitet. 75 Prozent der Kosten übernehmen Freistaat und Bezirk, den Rest trägt Faber-Castell.

Auf dem Biotop mitten in der Bebauung zwischen B 14 und Stuttgarter Straße lebt eine Vielzahl von Tierarten: Bis zu 5000 können es in Streuobstbeständen bei optimalen Bedingungen sein, Schmetterlinge und Wildbienen, Spechte und Steinkäuze, Siebenschläfer und Eidechsen. Arno Pfeifenberger vom Steiner Bund Naturschutz blickt heute optimistisch auf die Fläche. Wenn der Eigentümer bei der nötigen Pflege dran bleibe, beispielsweise die jungen Bäumchen während Trockenperioden gießen lasse, stehe der Rettung nichts im Weg.

Streuobstwiesen erhalten Artenvielfalt auch deshalb, weil dort immer etwas blüht: Bäume, Hecken und Wiesenblumen decken den Tisch für Insekten. Ihnen folgen Vögel und kleine Säugetiere. Damit alles im Gleichgewicht bleibt, werden die Flächen extensiv bewirtschaftet. Das bedeutet, das Gras wird nicht maschinell gemäht, sondern von Schafen abgeweidet. Mit der Folge: Der Boden ist weniger verdichtet. Auch über die Steiner Wiese zieht ab und an eine Schafherde.

Außerdem sind diese Bestandteile der Kulturlandschaft fast immer von Hecken eingegrenzt. In Stein wächst zumindest an einer Seite Weißdorn, der allerdings in einem dürftigen Zustand ist. An einem weiteren Rand fallen etliche stattliche Eichen auf. Sie sind als Naturdenkmäler geschützt.

Wer der blühenden Wiese einen Besuch abstatten möchte, erreicht sie entweder über den Parkplatz des Gartencenters Dauchenbeck oder mit einem Spaziergang in Richtung Oberweihersbuch nahe der dortigen Jakobuskirche.

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