Stein — das Mekka des Rallyesports

27.4.2012, 10:12 Uhr
Stein — das Mekka des Rallyesports

© Joachim Sobczyk

Herr Pfersdorff, waren Sie eigentlich jemals selbst Rallye-Teilnehmer oder immer nur der Organisator?

Willi Pfersdorff: Zuerst bin ich mit einer Horex-Geländemaschine Rennen gefahren. Später habe ich mit einem Alfa-Romeo, Baujahr 1960, gut zehnmal an Rallyes teilgenommen.

Mit dem Alfa könnten Sie heute bei der Classic wieder mitfahren.

Pfersdorff: Das stimmt. Es war ein Fehler, dass ich ihn weggegeben habe. Er war das Gegenteil von einem Montagsauto, eher ein Glückstagsauto. Er ist gelaufen wie nichts. Man musste für die Rallye kaum etwas umbauen, nur einen anderen Vergaser und eine neue Auspuff-Anlage.

Von 1973 bis 1986 lockte die Metz-Rallye Zehntausende nach Stein. Wie haben Sie das gemacht?

((ContentAd))Pfersdorff: Der zweifache Weltmeister Walter Röhrl hat zu mir mal gesagt: „Es ist die am besten organisierte Rallye in ganz Deutschland.“ Und das war unser Erfolgsgeheimnis, so haben wir die Großen im Rallyesport bekommen. Außer Röhrl die Weltmeister Stig Blomquist und Björn Waldegard. 50000 bis 60000 Zuschauer säumten regelmäßig die Strecke. Stein galt als das Mekka des Rallyesports. An unsere Grenzen sind wir gestoßen, als 1983 Michelle Mouton da war.

Die Französin gilt heute noch als die erfolgreichste Frau in der Rallyesportgeschichte. Aber wieso waren sie damals überfordert?

Pfersdorff: Alle wollten Michelle Mouton die Hand schütteln, ein Autogramm von ihr. Wir mussten sie in einem Materialcontainer verstecken, sonst wäre sie zerdrückt worden. Es war unser Rekordjahr mit 100000 Motorsportbegeisterten an der Strecke.

Wie schwierig war es eigentlich, eine passende Strecke für die Rallye zu finden?

Pfersdorff: Damals war der Hainberg noch Truppenübungsplatz. Das Wasserloch, das die Panzer in die Erde gewühlt hatten, gehörte zu den spektakulärsten Stellen der Strecke. Auch den Faberwald haben wir ganz schön umgepflügt. Heute unvorstellbar.

Und nach 1986 war alles vorbei?

Pfersdorff: Wir haben erkannt, dass Rallyesport in dieser Form einfach nicht mehr zeitgemäß war. Der Umweltgedanke spielte eine immer größere Rolle. Klar waren wir auch traurig, insbesondere die Teilnehmer haben es bedauert. Doch es war die richtige Entscheidung.

Wieso haben Sie sich so lange Zeit gelassen, bis 2005 die Metz Classic ins Leben gerufen wurde?

Pfersdorff: Das war einfach vorher nicht angesagt. Doch jetzt gehören wir zu den Top-Fünf unter den Classic Rallyes für Oldtimer. Genauso wie bei der früheren „scharfen“ Metz haben wir eine Top-Organisation. Vor allem die Bordbücher müssen genauestens passen.

Die Bordbücher geben den Streckenverlauf an und führen die Fahrerteams an den Lichtschranken vorbei, die sie passieren müssen, um gewertet zu werden.

Pfersdorff: Genau. Unsere Leute tüfteln lange an der circa 500 Kilometer langen Strecke, die auf die zwei Renntage verteilt ist. Sie bauen dabei auch knifflige Stellen ein, denn es gilt, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Worauf kommt es bei der Classic eigentlich an? Auf das Baujahr? Die Motorisierung?

Pfersdorff: Weder noch, entscheidend ist der Beifahrer und dessen Anweisungen an den Fahrer.

So viele Zuschauer wie früher haben sie heute nicht mehr. Ist das Publikum noch am Motorsport oder nur an den schönen Autos interessiert?

Pfersdorff: Wir haben bei der Classic circa 10000 bis 15000 Zuschauer an der Strecke. Das Interesse ist vermutlich an Sport und Autos gleich groß.

Start am Freitag, 27. April, um 15 Uhr beim Steiner Palm Beach, am Samstag, Re-Start um acht Uhr; an beiden Tagen Festzeltbetrieb; Informationen und Streckenverlauf unter www.metz-rallye-classic.de

 

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