Stein: Die Schuhe verraten den Weihnachtsmann

12.12.2019, 21:00 Uhr
Stein: Die Schuhe verraten den Weihnachtsmann

© Archivfoto: Mario Kreß

Was muss der Mann im roten Gewand für Eigenschaften mitbringen, Herr Bernitt?

Stein: Die Schuhe verraten den Weihnachtsmann

© Graf

Er muss groß sein und mit tiefer Stimme sprechen. Er darf natürlich keine Angst haben, vor vielen Leuten zu reden. Schlecht ist es auch nicht, wenn er schlagfertig ist und Humor hat.

 

Erinnern Sie sich noch an Ihre Premiere?

Der erste Steiner Weihnachtsmarkt fand auf dem Martin-Luther-Platz statt. Die Idee, einen Weihnachtsmann zu stellen, entstand beim STV Deutenbach, bei dem ich damals bei den Fußballern aktiv war. Alle waren sich einig: ,Du machst unsern Weihnachtsmann‘ und ich hab’ Ja dazu gesagt. Aufgeregt war ich, glaub’ ich nicht, als Gewerkschafter war ich es gewohnt, vor Leuten zu sprechen.

 

Haben Sie sich das rote Gewand schneidern lassen?

Das Gewand hatten wir schnell. Ein Steiner Friseur besaß Mantel und Mütze. Bart und Perücke habe ich mir selbst gekauft. Die Verkleidung ist mindestens so alt wie ich und sehr schwer und warm.

 

Später zog der Markt zum Mecklenburger Platz um. Weil es dort gemütlicher ist?

Den Mecklenburger Platz gab es 1988 noch gar nicht. Er entstand erst im Zuge der Altstadtsanierung. Der erste Markt war auch sehr klein, nur vier Vereine machten mit. Doch schon im nächsten Jahr waren mehr Aktive dabei und bis heute sind zahlreiche Vereine, Verbände und Parteien vertreten. Kommerzielle Stände gibt es kaum, darauf sind wir sehr stolz.

 

Den Weihnachtsmann umgibt ja auch etwas Geheimnisvolles. Wo ziehen Sie sich eigentlich um, bevor die Kinder Sie sehen?

Heutzutage im Rathaus. Zeitweise aber auch bei einem Mann, der am Mecklenburger Platz wohnte. Da gibt es eine lustige Anekdote, denn als der Mann gestorben ist, glaubten etliche Steiner, dass der Weihnachtsmann tot ist und waren dann erstaunt, als sie mich wiedersahen.

Vor einigen Jahren sind Sie mit der Kutsche zum Weihnachtsmarkt gefahren. Wieso wurde das aufgegeben?

Ja, das war schön: Der Lampionzug der Kinder, davor die Kutsche mit Weihnachtsmann und Christkind, die von zwei Schimmeln gezogen wurde und zur Verkehrsabsicherung begleitete uns ein Feuerwehrauto. Doch in einem Jahr ist plötzlich das Blaulicht der Feuerwehr angegangen und das hat die Pferde so erschreckt, dass die überhaupt nicht mehr das taten, was ihr Kutscher wollte. Es ging zum Glück alles gut aus, aber die Gefahr erschien als zu groß.

 

Gibt es Kinder, die Sie erkennen?

Früher bin ich auch noch bei etlichen Vereinen und in Geschäften aufgetreten. Manche haben mich mehrfach gesehen und die haben mich dann an den Schuhen wiedererkannt.

 

Haben Kinder auch manchmal Angst vor Ihnen?

Oh ja. Erst letztes Jahr stand vor mir ein vielleicht dreijähriges Kind, das ganz arg geweint hat. Ich wusste gar nicht mehr, was ich tun sollte. Die Eltern mussten mit dem Kind weggehen. Auch wenn Eltern ein Foto vom Weihnachtsmann und ihrem Kind machen wollen, trauen sich viele nicht allein zu mir, da müssen Mama oder Papa mit aufs Bild.

 

Und die Frechen?

Die gibt es leider auch. Besonders geärgert habe ich mich, als mein Mantel mal mit Kaugummi verunreinigt und schwarz beschmiert war. Auch geschubst und bedrängt worden bin ich immer wieder. Seitdem hat der Steiner Weihnachtsmann zwei Bodyguards, die ihn begleiten. Das sind Mitarbeiter des Bauhofes.

 

Wollen Eltern immer noch, dass der Weihnachtsmann als Respektsperson ihren Nachwuchs tadelt?

Das mag ich gar nicht: Wenn Eltern sagen, jetzt schaut er in sein Goldenes Buch, ob du auch brav warst . . . Nein, vor mir soll keiner Angst haben müssen. So eine Kleine hat mal zu mir gesagt ,Ich mach’ das nimmer‘. Ich wusste zwar nicht, worum es geht, aber ich hab’ sie natürlich dafür gelobt.

 

Und was steht wirklich in Ihrem Goldenen Buch?

Da steht mein Prolog drin zwischen Schlaflosigkeit und Verstopfung.

 

Wie bitte?

Ich hab’ ein dickes Buch gebraucht. Und da hat sich so ein Gesundheitsbuch, in dem es um allerlei Hausmittel geht, angeboten. Golden eingebunden erfüllt es seinen Zweck.

 

Der Steiner Markt findet alle Jahre am ersten Adventswochenende statt. Hat es in den 30 Jahren jemals geschneit?

Ein einziges Mal hat es so stark geschneit, dass meine Schultern voller Schnee waren und ich komplett durchnässt. Die Stimmung aber war umso schöner.

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