Stein ist auf dem besten Weg zur Fairtrade-Stadt

26.5.2015, 06:00 Uhr
Stein ist auf dem besten Weg zur Fairtrade-Stadt

© Foto: privat

Für eine Stadt mit Fairtrade-Siegel haben Sie, Herr Collischon, erst vor wenigen Tagen Werbung auf dem Stadtfest gemacht. Wie kam das an?

Matthias Collischon: Ganz gut. Wir haben Lose verkauft. Als Preise gab es Nützliches und Leckeres aus dem Eine-Welt-Laden in Oberweihersbuch. Der Erlös von 260 Euro geht an die Steiner Ausgabestelle der Fürther Tafel. Wir haben am Stand mit dem P-Seminar Fairer Handel des Gymnasiums zusammengearbeitet. Auch das Gymnasium Stein ist auf dem Weg zur Fairtrade-Schule.

Haben Sie nur Lose verkauft oder gab es Nachfragen zum Thema Fairtrade-Stadt?

Collischon: Nachfragen gab es leider nur wenige.

Waren die Menschen an Ihrem Stand schon gut informiert?

Collischon: Ich hatte eher den Eindruck, dass viele im Bewusstsein haben, dass Fairtrade etwas Gutes ist, aber die Details nicht kennen.

Dann machen Sie doch mal Werbung dafür.

Collischon: Wir wollen alle fair behandelt werden — dann sollten wir auch die Menschen, die auf Kaffeeplantagen, in Obstfarmen, Textilfabriken und in vielen anderen Produktionsfeldern tätig sind, fair behandeln und bezahlen. Produktionsbedingungen sollen menschenwürdig sein. Städte mit dem Fairtrade-Siegel stehen für weltweit mehr Gerechtigkeit. Der Aufwand dafür ist gar nicht so groß.

Was gehört dazu, um Fairtrade Stadt zu werden?

Collischon: Die Kommune muss dahinterstehen und sich verpflichten, neben anderen auch faire Produkte einzusetzen. Das ist in Stein der Fall. Der Stadtrat hat dazu einen Beschluss gefasst, Kirchengemeinden und mehrere Vereine unterstützen das Vorhaben. Es muss eine lokale Steuerungsgruppe geben, die haben wir bereits. Einzelhandel und Gastronomie müssen mitziehen. Wir haben hier diverse Supermärkte, die faire Produkte anbieten, von Denn’s Biomarkt über Edeka bis zu Rewe. Und natürlich den Eine-Welt-Laden in Oberweihersbuch. Sogar ein Friseur, Jan Gleissner, der seine Pflegeprodukte selbst aus nachhaltig erzeugten Rohstoffen herstellt, gehört dazu. Noch überzeugen muss die Steuerungsgruppe die Gastronomen.

Was muss ein Gastwirt anbieten?

Collischon: Er muss zwei faire Produkte auf seiner Speisekarte haben. Das kann beispielsweise ein Orangensaft sein, Kaffee oder Kakao. Der Gastronom geht kein besonderes Risiko ein...

...weil der Gastwirt den Orangensaft aus fairer Produktion, aber auch den konventionell erzeugten anbieten kann.

Collischon: Genau.

Die Hürden sind also nicht sehr hoch, um Fairtrade-Stadt zu werden.

Collischon: Ja, es geht mehr darum, ein Bewusstsein für die eine Welt, die wir uns alle teilen, zu schaffen. Dazu dienen auch die vier jährlichen Veranstaltungen, die wir anbieten müssen. Zwei hatten wir schon: den Fastenweg, die Teilnahme am Stadtfest, im Herbst ist eine faire Frühstückswoche ähnlich der in Roßtal geplant. Nummer vier müssen wir uns noch überlegen.

Sie sprachen zuvor von Vereinen, die mit der Steuerungsgruppe aktiv sind. Welche sind das?

Collischon: Das Dorfgespräch Gutzberg, der Bund Naturschutz, der Heimat- und Kulturverein und der Imkerverein. Alle verpflichten sich, auch faire Produkte zu nutzen. Gut wäre es, wenn noch Sportvereine dazukommen würden. Es gibt schließlich auch faire Fußbälle oder Trikots.

Sie studieren Sozialökonomik und sind dabei, Ihren Master-Abschluss zu machen. Hat Ihr Engagement etwas mit Ihrem Studienfach zu tun?

Collischon: Eher weniger. Ich belege zwar Seminare, in denen es um ethische Fragen geht, aber ich habe während des Studiums meine Leidenschaft für Statistik entdeckt und werde wohl eher in diese Richtung gehen. Für das Thema Fairtrade habe ich mich schon zu Zeiten vor meiner Konfirmation interessiert und im Eine-Welt-Laden Oberweihersbuch ausgeholfen. Jetzt bin ich wieder dabei.

Keine Kommentare