Stein: Krügel-Anwohner haben Angst vor der Betonwand

8.6.2020, 11:00 Uhr
Stein: Krügel-Anwohner haben Angst vor der Betonwand

© Foto: Thomas Tuchscherer

Dass neben ihren Wohnhäusern ein neues Stadtquartier entstehen wird, das wissen die Anwohner der Parkstraße schon lange. Ihr Nachbar war Möbel Krügel, sie erlebten den Abriss des einst stolzen Einrichtungshauses hautnah in ihren Gärten mit und verfolgten die Diskussion um die künftige Bebauung. Nun liegt das 2,5 Hektar große Areal mitten in der Stadt zwischen Deutenbacher und Hauptstraße seit rund einem Jahr brach – eine sandige Ödnis in bester Lage.

 

Orientierung am alten Entwurf

 

Eigentümer der Fläche ist das Unternehmen Schultheiß Projektentwicklung AG aus Nürnberg. Der Immobilienentwickler will, so erfuhr man jüngst in der Steiner Bauausschuss-Sitzung, in weiten Teilen den alten Entwurf, den die Krügel-Gesellschaft für Immobilienbesitz schon 2016 vorstellte, realisieren. Die Verteilung der Gebäude mit insgesamt rund 260 Wohneinheiten soll im Wesentlichen wie ursprünglich geplant bleiben. Doch es gibt Abweichungen, und die alarmieren die Nachbarn aus der Parkstraße. Gerade eben den gebotenen Mindestabstand zu ihren Gartenzäunen einhaltend, soll ein mächtiger Komplex entstehen. Er rückt näher an ihre Grundstücke heran, als es beim alten Krügel-Möbelhaus jemals der Fall war.

Der Bau in Richtung Parkstraße besteht aus vier Wohnhäusern, die aneinandergereiht sind. Hauptproblem für die Anrainer Werner Bitterwolf und Thomas Tuchscherer ist aber die Höhe. Bis zu fünf Geschosse sind vorgesehen, was zirka 15 Metern entspricht. Das erste und das letzte Haus in der Reihe sollen die höchsten werden.

Stark verschattete Gärten wären die Folge. Thomas Tuchscherer ist überzeugt, dass die Bäume, die jetzt noch sein Grundstück abschirmen, schon während der Bauzeit absterben werden.

Das ist aber noch nicht alles. Direkt vor den Grundstücken werden befestigte Stellplätze für die künftigen Bewohner gebaut. Gerade die sind dringend nötig, denn das Vorhaben ist schon einmal über die vorgeblich mangelnde Zahl der Stellplätze gestolpert.

Doch wer möchte schon unmittelbar unterhalb seines Schlafzimmerfensters an- und abfahrende Autos hören? Der ursprüngliche Entwurf hatte statt Parkplätzen den dort bereits bestehenden verwilderten Grünstreifen mit hohen Bäumen belassen, der eine Art Puffer darstellt.

Stein: Krügel-Anwohner haben Angst vor der Betonwand

© Foto: Thomas Tuchscherer

Tuchscherer hat seine Bedenken bei einem Ortstermin mit Vertretern der Firma Schultheiß bereits geschildert. Ihm wurde daraufhin angeboten, eine Mauer zwischen Parkplatz und Grundstücken hochzuziehen. "Erst der mächtige Gebäudeblock und dann noch eine Mauer", überlegt der Anlieger, er wolle sich das lieber überhaupt nicht vorstellen.

Bitterwolf ergänzt, dass auf dem Areal seiner Ansicht nach ausreichend Raum wäre, um die nötigen Stellplätze nachzuweisen.

Eine Tiefgarage für die geplanten Eigentumswohnungen ist sowieso vorgesehen. Die oberirdischen Parkplätze braucht es dennoch, sie sind für die Mietwohnungen im Quartier reserviert.

 

Krach nur für die Nachbarn?

 

Dass diese Parkplätze an den Rand der Bebauung gelegt wurden, ist Absicht. Den Anliegern aus der Parkstraße sagte man, innerhalb des Wohnquartiers möchte man keinen Verkehr, sondern Ruhe. "Selbst will man Ruhe, aber den Nachbarn mutet man Krach zu", meint Bitterwolf verständnislos.

Die Anwohner aus der Parkstraße haben sich zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. In einem Schreiben informierten sie alle Stadträte über ihr Anliegen. Auch wenn es noch keinen gültigen Bebauungsplan für das Gelände gibt, wollen sie doch rechtzeitig auf ihre Situation aufmerksam machen.

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