Stein will Hochschul-Standort werden

30.7.2010, 14:00 Uhr
Stein will Hochschul-Standort werden

© privat

Weit mehr als ein Jahrzehnt boten die beiden Häuser Hauptstraße 32 und 34, in unmittelbarer Nachbarschaft zur Martin-Luther-Kirche, einen unrühmlichen Anblick. Das soll sich bis Jahresende ändern. Siegfried Hochstein, der als selbstständiger Unternehmer die Akademie leitet, hat die beiden Sandsteingebäude von der Stadt Stein erworben und wird auf rund 250 Quadratmetern seine Büroräume, eine kleine Wohnung und drei Gästezimmer unterbringen.

Derzeit wird die Kunstakademie, die im Besitz des Unternehmens Faber-Castell ist, von Erlangen aus verwaltet. Mit zunehmend steigenden Teilnehmerzahlen hat sich das als nicht mehr praktikabel erwiesen. Siegfried Hochstein begab sich daher auf Immobiliensuche und kam so im Februar mit Steins Bürgermeister Kurt Krömer ins Gespräch. Offenbar wurde man sich rasch handelseinig.

Wichtig ist es Hochstein, die alte Sandstein-Fassade zu erhalten beziehungsweise wieder freizulegen. Denn Hausnummer 32 ist heute noch verputzt. „Wir bauen so um, wie wir auch in der Akademie handeln: Basierend auf der Historie und zugleich Zeitgenössisches aufnehmend.“ Im fränkischen Stil sollen die beiden Häuser an der Hauptstraße wieder erstehen. Für Steins Bürger ganz wichtig: der alte, mit Schnitzwerk verzierte Balkon im ersten Stock der Hausnummer 34 bleibt erhalten.

Gästehaus für Studierende

Der Moderne ist aber der zweite Bauabschnitt gewidmet. Auf dem etwa 1000 Quadratmeter großen Grundstück, das unmittelbar an den Friedhof angrenzt, steht, von der Hauptstraße nicht einsehbar, ein drittes Gebäude. Es wird durch einen Neubau ersetzt, in dem künftig die Seminarteilnehmer übernachten können.

„Jetzt schon vermitteln wir rund 8000 Übernachtungen jährlich“, betont Hochstein. Viele der Akademiebesucher bilden sich tage- oder wochenweise in Stein fort, haben ihren eigentlichen Wohnsitz aber anderswo. „Unsere Teilnehmer suchen keine Luxus-Herbergen, sondern preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten“, erklärt der Verwaltungsleiter den Bedarf.

Jährlich sei die Zahl der Teilnehmer an den Akademie-Angeboten um 20 bis 30 Prozent gestiegen. 2009 lag man bei 2300 Kunstfreunden, bis Juli 2010 habe man schon die Zahl 3100 erreicht. So genannte „Mappenkurse“, die auf die Aufnahmeprüfung an einer Kunsthochschule vorbereiten, gibt es in Stein seit 1999. Seit 2001 bietet die Akademie den berufsbegleitenden Studiengang „Bildende Kunst“ an. Seit 2007 und 2009 gibt es außerdem die Möglichkeit des Vollzeitstudiums. Jüngster Bereich ist die Jugendkunstschule, die Kinder und Jugendliche kreativ fördert.

Da es sich um eine private Akademie handelt, müssen Studierende für die Ausbildung monatlich bis zu 330 Euro bezahlen. Doch Hochstein vergleicht das mit Angeboten in München, dort koste eine ähnliche Ausbildung mindestens das Dreifache, und das bei weit höheren Lebenshaltungskosten.

Und Bürgermeister Kurt Krömer denkt schon weiter: Wenn es der Akademie gelinge, die staatliche Anerkennung für ihre Abschlüsse zu erlangen, dann darf sich Stein mit dem Titel „Hochschul-Standort“ schmücken. „Im Rahmen des Regionalmanagements des Landkreises ist ein Kompetenzzentrum Design geplant, das dann natürlich in Stein angesiedelt werden müsste.“