Steiner Keimzelle: Erster Schritt zum Bürgerbegehren

13.6.2019, 13:00 Uhr
Steiner Keimzelle: Erster Schritt zum Bürgerbegehren

© Foto: Beate Dietz

"Diese Tonlage ist nicht gut, und sie ist genau das, was wir nicht wollen. Es geht darum, Natur zu erhalten, nicht darum, Feindbilder aufzubauen." Gerd Herbst sagt das bei der Übergabe der 1650 Unterschriften, mit denen das von der Stadt geplante Projekt Steiner Keimzelle, zwischendurch auch "Natur für alle" genannt, gestoppt werden soll.


Der Steiner Kampf um den Rednitzgrund


Bevor der bestens aufgelegte Bürgermeister Kurt Krömer die Unterschriftenmappe entgegennimmt, hat sich an dem Vormittag eine Gruppe der Bürgerinitiative Pro Wiesengrund (BI) vor dem Rathaus versammelt. Sie haben ihre bereits allseits in der Stadt bekannten Protestschilder aufgestellt, dazu vergrößerte Fotos der Tierwelt, die sie im Wiesengrund beobachtet haben. Sogar ein selbst gebasteltes Reh mit Kitz steht vor dem Eingang der kommunalen Verwaltung.

Von der gegenüberliegenden Straßenseite ertönen Beifall und Bravorufe. Denn die Sinnhaftigkeit des Vorhabens erschließt sich bereits seit Bekanntwerden der Pläne nicht jedem. Die Keimzelle will auf dem rund 30.000 Quadratmeter großen städtischen Grund unterhalb der Deutenbacher Straße viel schaffen: eine Blühwiese, verpachtbare Gemüsebeete, ein grünes Klassenzimmer, einen Erinnerungshain und sogar einen Weinberg.

Platz für Rehe

All das muss natürlich erschlossen werden – und hier setzen die Kritiker an, denn der Wegebau beanspruche zu viel der Fläche. "Wege haben wir im Wiesengrund genug, Rückzugsorte für Wildtiere nicht", sagt Herbst. Der Mensch müsse nicht überall seine Füße hinsetzen, auch Reh, Feldhase und Rebhuhn bräuchten Lebensraum. Das Reh als Symbol der BI ist deshalb nicht zufällig gewählt und auf Aufklebern, Plakaten und Ansteckern zu finden.

Auch die Kosten des Projekts ziehen die Kritiker in Zweifel. Bislang wurden sie von städtischer Seite auf 300.000 Euro geschätzt, einen Zuschuss über das europäische Leader-Programm soll es geben. Etliche Vertreter der BI sind Experten in Sachen Bauen, sie gehen von einer Million Euro allein für den Wegebau aus, bei dem auch eine Erschließung des Areals von der Deutenbacher Straße her geplant ist.


Die Steiner Keimzelle spaltet weiterhin die Bürger


Gerd Herbst schlug gegenüber Bürgermeister Krömer aber auch versöhnliche Töne an: "Wir möchten die Natur erhalten und ein artenschutzverträgliches Projekt mit allen Steiner Bürgern entwickeln", sagt er. Mit den Befürwortern wolle man sich gern austauschen – "und zwar ganz gleich, wie die Sache letztendlich ausgeht".

"Ich bin überzeugt, dass wir etwas Gutes für die Natur tun", erwiderte Krömer. Er bedauerte zugleich, dass das Gesprächsangebot nicht angenommen worden sei, das der städtische Bauamtsleiter Wolfgang Schaffrien bei der Protestkundgebung im März gemacht hatte. Allerdings war der BI nach eigenem Bekunden nichts von einem solchen Angebot bekannt. Aufgeklärt werden konnte dieser Widerspruch nicht.

Innerhalb eines Monats muss nun über den Fortgang des Bürgerbegehrens entschieden werden. Zunächst wird überprüft, ob alle Unterschriften gültig sind; doppelte werden aussortiert, ebenso jene von Personen, die nicht in Stein wohnen.

Entscheidung im Juli

Da insgesamt nur zirka 1000 Unterzeichner nötig gewesen wären, um die erste Hürde für ein Bürgervotum zu nehmen, ist die Zahl wohl ausreichend. Ob das Bürgerbegehren alle rechtlichen Voraussetzungen erfüllt, wird von der Kommunalaufsicht des Landratsamts geprüft. In einer Sitzung im Juli wird der Stadtrat dann die letzte Entscheidung über die Zulässigkeit treffen. Dann wird auch der Termin für die Abstimmung bekanntgegeben – und erwogen, ob es zugleich ein Ratsbegehren gibt.

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